Umfrage von Acronis

Frauen fühlen sich in der IT ungleich behandelt – aber vielleicht nicht mehr lange

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von René Jaun und NetzKI Bot und tme

Laut einer Umfrage von Acronis kämpfen Frauen in der IT weiterhin mit Geschlechterungleichheiten. Viele von ihnen sehen den Arbeitgeber in der Pflicht, dies zu ändern. Die meisten Befragten glauben an ein (mehr oder weniger) baldiges Ende der Diskriminierung.

(Source: Freepik / Freepik.com)
(Source: Freepik / Freepik.com)

Frauen in der IT-Branche haben in den letzten Jahren bemerkenswerte Fortschritte gemacht, doch der Weg zur Gleichstellung bleibt steinig. Zu diesem Ergebnis kommt Acronis in einer unlängst veröffentlichten Untersuchung. Sie basiert auf einer in Auftrag gegebenen Umfrage unter 327 weiblichen IT-Fachkräften aus vier Ländern, darunter auch der Schweiz. Die Resultate zeigen, dass Frauen immer noch mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert sind. So sagten etwa 71 Prozent der Befragten, dass sie Überstunden in Kauf nehmen, um ihre Karriere voranzutreiben. Die Hälfte der Befragten gab an, schon einmal diskriminiert oder des Geschlechts wegen ungleich behandelt worden zu sein.

Viele Frauen in Teams, wenige im Management

Fast zwei Drittel der Teilnehmerinnen bemängeln, dass ihre Arbeitsplätze nicht genug für die Geschlechtergleichheit tun. Zudem glauben 70 Prozent, dass Männer in der IT schneller befördert werden als Frauen.

Positiv fallen die Antworten auf Fragen zum weiblichen Anteil in der Belegschaft aus. "Welche Ungleichheiten auch immer bestehen, sie sind nicht das Ergebnis einer mangelnden Beteiligung von Frauen in der IT", schreibt Acronis dazu. Die Hälfte der Befragten gab demnach an, ihre Teams seien zu 25 bis 50 Prozent mit Frauen besetzt. Fast 17 Prozent der Befragten sagten sogar, ihre Abteilungen seien mehrheitlich weiblich, während etwas mehr als ein Viertel von ausgewogenen Teams berichtete.

Demgegenüber hapert es in den Führungspositionen: Zwar räumten fast zwei von drei Befragten ein, ihr Unternehmen fördere die Geschlechtergleichheit im Leitungsteam. Doch ebenso viele gaben an, dass es nicht genügend weibliche Führungskräfte in der IT gibt. Über 80 Prozent der Antwortgeberinnen findet, ihr Unternehmen würde von mehr Frauen in Führungspositionen profitieren.

Training, Networking, Mentoring

Gefragt nach den konkreten Karrierehindernissen erklärten etwa 20 Prozent der Befragten, sie hätten keine entsprechenden Möglichkeiten. 25 Prozent verwiesen auf die Gründung einer Familie. Weitere 9 Prozent gaben an, dass Frauen eine Cybersecurity-Karriere vermeiden, weil sie "nicht dazu gehörten", während 15 Prozent nicht in einer von Männern dominierten Branche arbeiten wollten.

In der Studie nennt Acronis auch ein paar besonders oft gehörte Massnahmen, um Frauen eine Karriere in der IT zu ermöglichen. Förderlich sind demnach Fort- und Weiterbildungen und gute Zeugnisse. Wichtig ist zudem, sich zu vernetzen. Dazu gehören nicht nur Networking-Aktivitäten, sondern auch die Teilnahme an Konferenzen und die Mitgliedschaft in professionellen Organisationen. Auch das Mentoring, also neue Angestellte zu unterstützen, sei hilfreich. Schliesslich sollten Frauen ihre Erfolge dokumentieren und sich nicht scheuen, bei mangelnder Anerkennung den Arbeitgeber zu wechseln.

Arbeitgebern wiederum legten die von Acronis befragten Fachkräfte nahe, bei Neueinstellungen auf Vielfalt zu achten und Themen wie Diversity und Integration mit Schulungen anzugehen. Zudem empfahlen die Befragten den Unternehmen, für Lohngleichheit und flexible Arbeitszeitenregelungen zu sorgen. Mit 51 Prozent war die am häufigsten genannte Massnahme, sich mit Mentorship um die Angestellten zu kümmern.

Gleichstellung kommt, aber wann?

In die Zukunft blickend, zeigen sich die meisten befragten Frauen optimistisch. Ein Drittel von ihnen findet, dass Frauen und Männer bereits gleich behandelt werden, während fast ein Viertel glaubt, dass dies in den kommenden fünf Jahren der Fall sein wird. Weitere 28 Prozent erwarten das Ende der Diskriminierung in bis zu zehn Jahren. Dagegen befanden etwa vier Prozent, Frauen würden in der IT niemals gleichbehandelt. Warum der ­Wandel nur langsam fortschreitet und was Firmen tun können, lesen Sie ausserdem in diesem Beitrag

Acronis selber zieht ebenfalls ein optimistisches Fazit: Zwar stossen Frauen in der IT auf Hindernisse. Sie haben aber auch Möglichkeiten zur Verbesserung. Durch die Nutzung von Schulungsangeboten, Mentoring und Networking können sie ihre Karriere vorantreiben und zur Geschlechtergleichheit beitragen. Kurz: Der Weg zur Gleichstellung mag langsam sein, aber sie ist erreichbar.

 

Laut Daten des Bundesamtes für Statistik sind Frauen in der digitalen Welt noch immer deutlich untervertreten. Nicht nur die Studien- und Berufswahl verläuft entlang stereotypischer Trennlinien, auch bei der digitalen Kompetenz gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern, wie Sie hier lesen können.

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