Wenn der KI-Agent für dich online einkauft
Onlineshop-User werden die Produktsuche und Einkäufe zunehmend KI-Agenten überlassen können. Diese flexiblen Werkzeuge sind in der Lage, das Verhalten eines Käufers auf einer gewöhnlichen E-Commerce-Website zu imitieren. Aufseiten der Online-Shops könnten neue Schnittstellen entstehen, um besser auf diese neuen "Käufer" zu reagieren.

Die Einführung von GenAI-Werkzeugen, die Webseiten durchstöbern und darauf Aktionen ausführen können, könnte den E-Commerce grundlegend verändern. Online-Shops sind heute darauf ausgelegt, menschliche Käufer zum Kauf zu animieren und deren Nutzererlebnis zu optimieren. Künftig werden sie dies möglicherweise auch für automatisierte Käufer tun müssen.
Das im Januar vorgestellte Tool Operator von OpenAI erfordert keine solchen Anpassungen – es soll auf einer standardisierten, "für Menschen gemachten" Website funktionieren. Operator schafft das, indem es Wahrnehmungsfunktionen (Screenshots zur Dokumentation des aktuellen Kontexts), eine explizite Denkstruktur (Chain-of-Thought für Planung, Verfolgung und Anpassung der Schritte) und konkrete Aktionen kombiniert (Suchfeld ausfüllen, Menüs auswählen, Buttons anklicken usw.).
So wird Operator etwa auf die Anfrage nach einem bestimmten Markenschuh in einer exakten Farbe und Grösse mit einem Maximalpreis folgendermassen aktiv: Er sucht die Marke über Bing, besucht die entsprechende Website, navigiert zur Produktseite, wählt die passenden Filter für Farbe und Preis, prüft für jedes Produkt die Verfügbarkeit der gewünschten Grösse – und liefert schliesslich einen Vorschlag. Der gesamte Vorgang dauert nur wenige Minuten. Alle durchgeführten Schritte werden dem Nutzer angezeigt, der bei Bedarf eingreifen kann, etwa um Zugangsdaten und Zahlungsinformationen einzugeben – oder ein Captcha zu lösen.
Den Online-Shop auf Agenten vorbereiten
Das Beispiel stammt aus dem Blog der US-Marketingagentur Limelight. Die Autorin des Beitrags leitet daraus mehrere Empfehlungen für E-Commerce-Website-Betreiber ab. Erstens sollte sichergestellt sein, dass der eigene Shop bei Bing gut gelistet ist – denn das ist die Standardsuchmaschine von Operator, was sich durch die Partnerschaft zwischen Microsoft und OpenAI erklärt. Zweitens sollte der Shop für die Produktsuche durch Operator optimiert sein: Das Tool strebt Effizienz an und "surft" nicht wie ein menschlicher Benutzer durch die Seiten. Die Autorin empfiehlt auch, grossen Wert auf Barrierefreiheit zu legen: Da Operator auf Screenshots basiert, sind die Lesbarkeit von Menüs und Buttons noch wichtiger als für menschliche Nutzer. Schliesslich orientiert sich der Agent bei seinen Entscheidungen an Nutzerbewertungen und Badges – auch diese Aspekte gewinnen also an Bedeutung.
APIs "für Agenten"
Der von OpenAI entwickelte Agent Operator ermöglicht es der KI, mit einer herkömmlichen Website zu interagieren. Doch es könnten sich auch andere Ansätze als wirkungsvoller erweisen, um generative KI mit einem E-Commerce-System zu verbinden. Bei der Kopplung zweier IT-Systeme kommen üblicherweise standardisierte APIs zum Einsatz – diese sind jedoch nicht flexibel genug für die Arbeitsweise grosser Sprachmodelle (LLM).
Ein interessanter Vorschlag stammt vom norwegischen Spezialisten Daniel Bendes: Er schlägt neuartige Schnittstellen vor – gewissermassen "APIs für Agenten". Konkret geht es um das von ihm entwickelte UIM-Protokoll (Unified Intent Mediator).
So funktioniert der Unified Intent Mediator. (Source: zVg)
Der dafür entwickelte UIM-Protokoll ist dazu bestimmt, den Umgang eines Agenten mit Webdiensten zu steuern und abzusichern. Es umfasst mehrere Konzepte, allen voran das der Intention. Die Grundidee ist, dass ein Webdienst strukturierte Aktionen zur Verfügung stellt, die der Agent dann leicht mit der im Prompt ausgedrückten Nutzerabsicht verknüpfen kann. Jede vom Webdienst veröffentlichte Intention liefert zudem Informationen darüber, wie sie zu verwenden ist – insbesondere welche Eingaben erforderlich sind.
Zum Protokoll gehört auch eine "Discovery API", mit der der Agent die vom Webdienst angebotenen Aktionen und Intentionen ermitteln kann. Darüber hinaus umfasst das Protokoll auch eine Sicherheitskomponente, die das Verhalten des Agenten regelt – etwa welche Berechtigungen er hat, welche Aktionen er ausführen darf etc.
Zum UIM-Protokoll gehört auch eine "Discovery API". (Source: zVg)
Operator von OpenAI ist auch in der Schweiz verfügbar. Lesen Sie hier mehr darüber.

Arctic Wolf tourt mit neuen Features durch die Schweiz

Identitätssicherheit: Warum IAM und PAM entscheidend sind

KI-gesteuerte Cyberangriffe – wie sich Unternehmen schützen können

Init7 feiert 25-jähriges Bestehen in Winterthur

KI in der Cybersecurity: Wohin geht die Reise?

Was Grossunternehmen können, können KMUs genauso

Wie man Upselling am POS nicht machen sollte

IT-Sicherheit: Standardlösungen allein bringen es nicht mehr

Wohin die Reise in der Security geht
