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Hyperscaler vs. lokale Provider: Wo Schweizer Unternehmen ihre Daten speichern

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von Coen Kaat

Die Schweizer IT-Landschaft ist auf dem Weg zur Multi-Cloud. Obwohl nicht alle Anwendungen mit dem gleichen Elan auf die Reise in die Cloud geschickt werden, sind die generellen Tendenzen klar: Hiesige Unternehmen setzen zunehmend auf die Public Cloud. Die eigenen Rechenzentren verstauben derweil – das Ende der Private Cloud bedeutet dies aber nicht.

(Source: thodonal / stock.adobe.com)
(Source: thodonal / stock.adobe.com)

Früher war IT viel einfacher. Das stimmt zwar nicht wirklich, aber zumindest war allen immer klar, wo ihre Daten wohnen: auf der eigenen Hardware, meist irgendwo im Keller. Mit der Cloud änderte sich dies. Daten und Applikationen können seither die Adresse wechseln. Die heutige IT-Landschaft erstreckt sich daher vom eigenen Rechenzen­trum (RZ) über die Hybrid bis zur Public Cloud. Oftmals nutzen Unternehmen nicht nur eine Cloud, sondern mehrere. Denn mit dem sogenannten Multi-Cloud-Ansatz wird die Last auf verschiedene Cloud-Anbieter aufgeteilt. Den Kunden soll dies verschiedene Vorteile bringen, wie etwa eine geringere Störungsanfälligkeit, mehr Sicherheit und einen besseres Return on Investment.

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Wie weit sind die Schweizer Unternehmen bereits gekommen auf der Reise in die Multi-Cloud? Dieser Frage geht der Anbieter von Rechenzentrumsdienstleistungen Digital Realty seit 2018 etwa alle zwei Jahre in einer Studie nach – vormals noch unter dem Firmennamen Interxion. In der aktuellen Ausgabe befragte Digital Realty 150 Schweizer Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von mehr als 250 Millionen Franken und mindestens 5000 Mitarbeitenden. Die Befragten teilten ihre Einschätzung dazu, wie ihre IT-Landschaft beschaffen ist und wie sich der Status quo bis 2025 ändern wird. Digital Realty gab der Redaktion einen Einblick in die Ergebnisse der Umfrage. Die vollständige Studie können Interessierte hier von der Website des Unternehmens herunterladen.

Die Topografie der Daten

Die aktuellen Zahlen bestätigen, dass die in der vorherigen Studie befragten Unternehmen ihre Branche verstehen. Die Prognosen von 2020 decken sich nahezu mit den aktuellen Zahlen aus der jüngsten Befragung. Die Vorhersagen dazu, wo Unternehmen 2023 ihre Daten horten werden (On-Premise, über eine Colocation-Lösung oder in der Public Cloud), liegen mit einer Ausnahme nur jeweils 1 bis 2 Prozentpunkte daneben. Und auch diese eine Ausnahme weicht mit einem Unterschied von weniger als 5 Prozentpunkten nicht drastisch von der Realität ab. Obwohl die Zahlen 2020 stiegen, erwarteten die Befragten in der vorherigen Studie einen leichten Rückgang im Bereich Colocation. Aber wie die aktuelle Befragung zeigt, hat sich das Wachstum stattdessen sogar beschleunigt. Die generellen Trends, die sich bisher abzeichneten, setzen sich 2023 konsequent fort:

  • Immer mehr Unternehmen beziehen ihre Anwendungen primär aus der Public Cloud.
  • Der Anteil an Unternehmen, die ihre Anwendungen primär aus einer extern gehosteten Private Cloud beziehen, (Hosting/Colocation) steigt ebenfalls.
  • Die Nutzung monolithischer Anwendungen oder einer Private Cloud im eigenen RZ nimmt hingegen deutlich ab.

Der Zuwachs, den die Public Cloud erfährt, freut wohl vor allem die lokalen Anbieter. Zwar profitierten auch die Hyperscaler von zusätzlichen Kunden. Der Anteil an Unternehmen, die primär einen Hyperscaler nutzen, stieg um 4,3 Prozentpunkte auf 41,4 Prozent und ist die am häufigsten genannte Antwort. Das Wachstum flachte jedoch leicht ab im Vergleich zu den Ergebnissen der vorherigen Studie: Von 2018 bis 2020 kletterte das Segment um 6,3 Prozentpunkte. Bei den lokalen Anbietern verdoppelte sich hingegen das Wachstum. Zwischen 2018 und 2020 stieg der Anteil um 3,2 Prozentpunkte; von 2020 bis 2023 wuchs der Anteil an Unternehmen, die primär eine lokale Public Cloud nutzen, um 7,3 Prozentpunkte. Mit einem Anteil von 20,1 Prozent ist dies neu sogar die zweithäufigste Nennung in der Studie. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die lokalen Anbieter vor fünf Jahren in der ersten Befragung noch das Schlusslicht bildeten.

 

 

Die Private Cloud findet einen Weg

Bei den monolithischen Anwendungen im eigenen RZ kam es ebenfalls zu einem klaren Tempowechsel. Zwar sank dieser Anteil zuvor bereits – nun befindet er sich aber regelrecht im Sinkflug. Mit 7,3 Prozent setzen aktuell weniger als halb so viele Unternehmen wie noch vor zwei Jahren auf diesen Ansatz. Die Popularität der Private Cloud im eigenen RZ sinkt derweil weiter im selben Tempo wie bisher. Im Vergleich zur vorherigen Befragung reduzierte sich dieser Anteil um 6,7 Prozentpunkte auf 17,3 Prozent. 2018 war es die am meisten verbreitete Form der Cloud in der Schweiz und 2020 noch die zweithäufigste. In der aktuellen Studie schaffte es die Private Cloud im eigenen RZ nicht einmal mehr in die Top 3.

 

 

Nun das Ende der Private Cloud einzuläuten, wäre aber falsch. Die Private Cloud fand eine neue Nische und gedeiht dort. Der Anteil an Unternehmen, die eine Private Cloud im outgesourcten RZ nutzen, steigt nämlich mit jeder Ausgabe der Studie. Die Unternehmen greifen dabei auf Hosting- oder Colocation-Angebote zurück. Dieser Anteil kletterte in den vergangenen Jahren von 12 (2018) auf 13,6 (2022) und nun auf 17,5 Prozent (2023). Das Tempo steigt also.

Im gemütlichen Tempo in Richtung Multi-Cloud

Die Tendenz zur Multi-Cloud ist zwar genauso deutlich wie die zur Public Cloud. Allerdings schreiten die befragten Schweizer Unternehmen hier in einem gemütlicheren Tempo voran. Vergleicht man die Umfrageergebnisse von 2020 mit denen von 2023, zeigt sich, dass die meistgenannten Antworten noch immer dieselben sind:

  • Im Bereich IaaS setzen die Unternehmen in der Regel auf bis zu 10 Cloud-Provider.
  • Im Bereich PaaS setzen die Unternehmen in der Regel auf bis zu 5 Cloud-Provider.
  • Im Bereich SaaS setzen die Unternehmen in der Regel auf bis zu 10 Cloud-Provider.

Das Verhältnis verschiebt sich aber immer mehr in Richtung Nutzung von mehr Anbietern. So sank in allen Bereichen die Anzahl Unternehmen, die nur auf einen Cloud-Provider setzen. Zugleich stieg die Anzahl der Befragten, welche die Dienste von über 10 Cloud-Providern nutzen – ausser bei PaaS. Bei ihren Platform-as-a-Service-Diensten beschränken sich Schweizer Unternehmen lieber auf weniger Provider. Kein einziges Unternehmen gab an, mehr als 10 Provider zu nutzen. Bei IaaS sind dies 10 und bei SaaS 17,3 Prozent der Befragten.

81,3 Prozent der Befragten rechnen damit, bis 2025 in der Multi-Cloud zu sein. In der vorherigen Studie lag dieser Anteil noch bei 74,7 Prozent.

 

 

Marktpotenzial für lokale Cloud-Provider

Die Studie zeigt ausser der Gesamtentwicklung auch die Veränderungen in den folgenden Anwendungsbereichen: ERP, CRM, Supply Chain Management (SCM), Datenbanken mit kundenspezifischen Daten, Datenbanken mit produktspezifischen Daten, Storage, Backup, Projektmanagement, Collaboration, HR, Marketing Automation, Produk­tion, Digital Asset Management, IT-Service-Management, Softwareentwicklung/Test und Security-Anwendungen. Betrachtet man diese einzelnen Bereiche, zeigt sich, dass jedes Segment seine ganz individuelle Reise in die Cloud unternimmt. Im Gegensatz zur vorigen Studie befinden sich nun aber alle wohl auf demselben Weg. 2020 gab es noch einzelne Ausreisser, wie etwa der Bereich Produktion, bei denen der On-Premise-Anteil stieg. In der aktuellen Studie sinkt dieser Anteil jedoch in allen erfassten Bereichen.

Einzelne Bereiche zeigen klare Tendenzen hin zu den Hyperscalern – allen voran Collaboration und Softwareentwicklung/Test. Hier setzen 78 respektive 74 Prozent der ­Befragten auf die Dienste eines Hyperscalers. Auch der Bereich Security hat mit einem Anteil von 50 Prozent eine klare Vorliebe für die grossen internationalen Anbieter. Das heisst aber nicht, dass lokale Anbieter dieses Segment ausser Acht lassen sollten. Wie aus der Befragung hervorgeht, legten die hiesigen Public-Cloud-Anbieter in diesem Bereich deutlich zu: Seit 2020 stieg ihr Anteil um 16 Prozentpunkte auf 22 Prozent. Lediglich der Bereich «Datenbanken mit produktspezifischen Daten» kletterte noch deutlicher. Zwischen 2020 und 2023 stieg er nämlich um 26,7 Prozentpunkte auf 34,7 Prozent. Hier haben die lokalen Anbieter die Nase klar vorn; die Hyperscaler kommen nur auf 9 Prozent. Eine vergleichbare Verteilung – also dass Unternehmen lokale Anbieter bevorzugen – sieht man auch in den Segmenten CRM (24,7 Prozent lokal vs. 23,3 Prozent Hyperscaler), HR (44,7 vs. 23,3 Prozent), Produktion (22 vs. 4 Prozent) und Storage (25,3 vs. 20,7 Prozent).

 

 

Über alle Bereiche betrachtet, nutzen zwar mittlerweile über die Hälfte der befragten Unternehmen primär die Public Cloud. Es gibt aber auch noch Bereiche, in denen sich der Wunsch nach einer On-Premise-Lösung hartnäckig hält. Hier ist der Spitzenreiter die Produktion: 52 Prozent der Befragten setzen auf ein eigenes RZ. Auch gewisse Businesssoftwarelösungen werden von vielen gerne noch auf der eigenen Infrastruktur betrieben. Beim ERP sind dies 48 und beim SCM 46,7 Prozent der befragten Unternehmen. Die Anteile sinken jedoch auch hier.

Datenschutz und Kosten

Die Gründe, wieso sich die Befragten für eine der Lösungen entscheiden, haben sich seit der ersten Befragung 2018 nicht stark verändert. Für On-Premise-Lösungen sprechen auch 2023 wieder primär die Datensicherheit und dass die Unternehmen hier auf die eigene Erfahrung und Expertise zurückgreifen können. Dieselben Argumente nennen allerdings auch die Unternehmen, die sich für eine Colocation-Lösung entscheiden. Hier spielen die Kosten aber bereits eine deutlichere Rolle. Die diesjährige Umfrage zeigt, dass das Thema Datensicherheit aktuell höher gewichtet wird als die Kosten. 2020 war dies noch umgekehrt.

Die drei wichtigsten Entscheidungsfaktoren auf dem Weg in die Public Cloud sind laut der aktuellen Studie: 1. Kosten, 2. Flexibilität und 3. Skalierbarkeit. Datensicherheit und die eigene Expertise spielen hier kaum noch eine Rolle. Dasselbe Muster zeigte sich bereits 2020.

Ein Blick auf 2025

Digital Realty wollte auch in der aktuellen Befragung wissen, wie sich die IT-Landschaft in den nächsten zwei Jahren verändern wird. Die Antworten zeigen, dass die generellen Trends mehrheitlich bestehen bleiben – zumindest wenn es nach den Prognosen der Befragten geht. Die Nutzung einer Public Cloud eines Hyperscalers soll in demselben Tempo weiterwachsen und bis 2025 einen Anteil von 41,4 Prozent der Befragten erreichen. Der Sinkflug der Private Cloud im eigenen RZ geht ungebrochen weiter und soll in den nächsten Jahren auf 12 Prozent fallen. Und der Anteil der Befragten, die monolithische Anwendungen im eigenen RZ nutzen, soll sich in den nächsten Jahren erneut halbieren. Nur 3,5 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sie 2025 noch davon Gebrauch machen werden.

In den anderen Segmenten erwarten die Befragten jedoch, dass die Entwicklungen abflachen. Der Anteil Nutzer einer lokalen Public Cloud steigt in der Prognose nur noch um ein paar Prozentpunkte auf 24,6 Prozent. Das Wachstum bei denjenigen, die auf eine Private Cloud im outgesourcten RZ setzen, kommt fast vollständig zum Erliegen. Der Anteil soll in den kommenden zwei Jahren nur minimal steigen und 2025 bei 17,9 Prozent liegen.

 

 

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