Adecco-Studie

Einsatz von KI verbreitet, aber Schulung fehlt

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von Marc Landis und NetzKI Bot und tme

KI spart Angestellten laut einer Adecco-Umfrage im Schnitt eine Arbeitsstunde pro Tag. Das verschafft mehr Zeit für Kreativität, strategisches Denken oder eine bessere Work-Life-Balance. Adecco befragte für die Studie 35'000 Arbeitnehmende in 27 führenden Wirtschaftsnationen.

(Source: THANANIT / stock.adobe.com)
(Source: THANANIT / stock.adobe.com)

Die jährliche "Global Workforce of the Future"-Umfrage der Adecco Group zeigt, dass der durchschnittliche Zeitgewinn durch den Einsatz von KI eine Stunde pro Tag und Mitarbeiter beträgt. Ein Fünftel der 35'000 Arbeitnehmenden (davon 1005 Befragte in der Schweiz) in 27 führenden Wirtschaftsnationen berichten gar, dass sie mit KI bis zu zwei Stunden täglich einsparen würden. Fünf Prozent der Befragten sparen gar drei oder vier Stunden pro Tag.

Kaum Unterschiede zwischen den Branchen

Die Zeitersparnisse sind laut der Adecco-Studie branchenübergreifend ziemlich einheitlich. Mitarbeitende in den Bereichen Energie, Versorgungsunternehmen und Cleantech berichten demnach von den höchsten Einsparungen mit 75 Minuten pro Tag, während die geringsten Einsparungen – in der Luft- und Raumfahrt – bei 52 Minuten pro Tag liegen. Mitarbeitende im Technologiesektor sparen durchschnittlich 66 Minuten pro Tag, im Finanzwesen sind es 57 Minuten und in der Fertigungsindustrie 62 Minuten.

Denis Machuel, CEO der Adecco Group, lässt sich in einer Pressemitteilung zur Studie wie folgt zitieren: "Es wurde viel darüber spekuliert, wie KI die Arbeitswelt verändern wird. Deshalb ist es ungeheuer spannend, diese ersten potenziellen Anzeichen für Effizienzsteigerungen zu sehen. Die von den Arbeitnehmern eingesparte Zeit scheint sinnvoll genutzt worden zu sein und ist nicht nur auf einen oder zwei Sektoren beschränkt, sondern scheint branchenübergreifend verbreitet zu sein. Wir stehen noch am Anfang, aber die KI scheint ihr Versprechen zu erfüllen."

Die Umfrage legt nahe, dass die eingesparte Zeit genutzt werde, um grösseren Mehrwert zu schaffen: 28 Prozent der Studienteilnehmer geben demnach an, dass sie die gewonnene Zeit für kreativere Aufgaben nutzen, 26 Prozent der Befragten sagen, dass ihnen KI mehr Zeit für strategisches Denken verschafft, und 27 Prozent berichten von einer verbesserten Work-Life-Balance. Allerdings gibt es auch Hinweise darauf, dass die durch KI eingesparte Zeit nicht immer produktiv genutzt wird: 23 Prozent der Nutzer geben an, dass sie das gleiche Arbeitspensum erledigen, während 21 Prozent mehr Zeit für persönliche Aktivitäten verwenden.

KI verändert die Arbeitswelt und macht Angst

Die Studie gibt nicht nur Aufschluss über den Einfluss von KI, sondern beleuchtet auch, wie sich die Arbeitswelt verändert. Arbeitnehmende sind demnach zunehmend besorgt über eine unsichere Zukunft, wobei wirtschaftliche Bedingungen und Arbeitsplatzsicherheit im Vordergrund stehen. Während mehr Mitarbeitende sich für einen Verbleib bei ihren aktuellen Arbeitgebern entscheiden, wurde laut der Studie der Einfluss von KI auf die Arbeitsplatzstabilität im letzten Jahr weitgehend unterschätzt: 13 Prozent der Befragten gaben an, ihren Job aufgrund von KI verloren zu haben.

40 Prozent der Befragten äussern Bedenken hinsichtlich der langfristigen Arbeitsplatzsicherheit. 83 Prozent planen, bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zu bleiben – das entspreche der höchste Bindungsrate der vergangenen drei Jahre. Gleichzeitig werde die Sicht auf die disruptiven Auswirkungen der KI ausgeglichener, wenn andere Aspekte betrachtet würden: 51 Prozent der Befragten sind demnach der Meinung, dass KI ihre beruflichen Möglichkeiten erweitert. 46 Prozent stimmen zu, dass KI ihnen mehr Möglichkeiten bietet, neue Fähigkeiten zu erlernen und beruflich voranzukommen.

Anpassungsfähigkeit schulen, nicht nur Fähigkeiten

Eine andere wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass sich eine ausgewählte Gruppe von High-Performern von ihren Kollegen abhebt. Dies geschieht hauptsächlich durch die starke Unterstützung ihrer Arbeitgeber. Um die Gruppe zu erweitern und zukünftige Führungskräfte zu entwickeln, müssen Unternehmen die kontinuierliche Verbesserung der Fähigkeiten in den Vordergrund stellen, wie die Studie weiter herausfand. Derzeit seien nur 11 Prozent der Arbeitnehmenden "zukunftsbereit", also Personen, die sich durch Anpassungsfähigkeit, Flexibilität bei Karriereplänen und eine proaktive Herangehensweise an das Erlernen neuer Fähigkeiten auszeichnen.

Mentale Gesundheit und Wohlbefinden

Die Autoren der Studie fordern von den Arbeitgebern, der mentalen Gesundheit der Mitarbeitenden Priorität einzuräumen, indem sie Engagement für Inklusion und nachhaltige Arbeitspraktiken zeigen. In den vergangenen 12 Monaten hätten 40 Prozent der Arbeitnehmer Erschöpfung durch übermässige Arbeitsbelastung verspürt – ein Wert, der auf 62 Prozent steigen würde, sofern sich Arbeitnehmer Sorgen um die Auswirkungen von KI machen und negativ davon betroffen sind.

Auch die Führungskräfte sind gefordert, wie die Studie herausgefunden hat. So haben weniger als die Hälfte der Mitarbeitenden Vertrauen in die KI-Fähigkeiten und das Wissen ihrer Führungskräfte (46 Prozent).

 

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