Bei diesen IT-Jobs bleibt trotz KI vieles beim Alten
Künstliche Intelligenz verändert über 90 Prozent aller IT-Jobs. Am stärksten davon betroffen sind Rollen auf der mittleren und Einstiegs-Ebene. Am geringsten wirkt sich KI auf Jobs im Bereich Infrastruktur und Betrieb aus, wie eine gemeinsame Studie grosser Tech-Unternehmen zeigt.
92 Prozent der IT-Arbeitsplätze werden sich aufgrund von Fortschritten in der künstlichen Intelligenz (KI) stark oder mässig verändern. Zu diesem Schluss kommt das AI-Enabled ICT Workforce Consortium, an dem sich grosse IT-Unternehmen wie etwa SAP, Google, Cisco, IBM, Intel oder Microsoft beteiligen. Für die Studie (PDF) analysierten sie insgesamt 47 populäre IT-Stellenprofile, schlüsselten deren Hauptaufgaben und Kompetenzen auf und erörterten darauf aufbauend, wie KI die Rolle voraussichtlich beeinflussen wird.
KI-Ethikkenntnisse werden wichtiger
Aus den jeweiligen Analysen leiten die Studienautoren den Grad der "AI Transformation" ab, den sie in "Low", "Medium" oder "High" ausdrücken.
Zu ihren generellen Erkenntnissen zählt, dass die KI-Transformation wie gesagt so gut wie alle IT-Jobs betreffen werd. Zudem dürften mit dem KI-Trend auch entsprechende Fähigkeiten an Bedeutung gewinnen, darunter in den Bereichen KI-Ethik und verantwortungsvolle KI, KI-Kenntnisse, Prompt Engineering, Large Language Models, agile Methoden und Datenanalyse. Andere Fähigkeiten dürften künftig weniger gefragt sein, darunter etwa für grundlegende Programmierungs- und Sprachkenntnisse, traditionelles Datenmanagement, Erstellung von Inhalten, Pflege der Dokumentation, SQL sowie Informationsrecherche.
Besonders stark werde KI Rollen auf den mittleren und Einstiegs-Ebenen verändern, heisst es in der Mitteilung zur Studie. In Zahlen heisst das: 40 Prozent der Positionen auf mittlerer Ebene und 37 Prozent der Einstiegsjobs ändern sich stark.
Am wenigsten tut sich im Bereich Infrastruktur
Die 47 untersuchten Jobprofile gliedern die Studienautoren in 7 Berufsgruppen. Die demnach am stärksten von KI betroffenen drei Gruppen sind: "Testen und Qualitätssicherung", "Design und User Experience" sowie "Business und Management". Jeweils zwei Drittel der Berufe bei "Testen und Qualitätssicherung" sowie "Design und User Experience" verändern sich stark. Mit 62,5 Prozent ist der Anteil bei "Business und Management" fast genauso hoch. Hier habe KI einen besonders starken Einfluss auf Rollen wie Business Analyst, Customer Service, Digital Marketing oder Projektmanager, heisst es in der Mitteilung. Deutlich dahinter liegen mit jeweils einem Viertel der sich stark verändernden IT-Jobs die Kategorien "Cybersecurity" und "Data Science".
Am wenigsten Veränderung durch KI erwarten die Autoren im Bereich "IT-Infrastruktur und Betrieb". Tatsächlich ist das die einzige Gruppe mit Jobprofilen, deren "AI Transformation" die Analysten als "low" einstufen.
40 Prozent der Jobs in dieser Gruppe weisen demnach einen tiefen KI-Wandlungsgrad auf, darunter sind die Berufe IT-Manager, IT-Support Technician oder Network Administrator. Weitere 40 Prozent der Berufe in diese Gruppe bewerten die forschenden als "Medium" und 20 Prozent als "High".
Beigeschmack
Im Bereich Cybersecurity wiederum sei das Berufsfeld des Information Security Specialist stark von KI betroffen, erklärt das Konsortium. Denn ihre Hauptaufgabe, durch die Kontrolle von Software, Netzwerken, Firewalls oder Zugängen Anzeichen für Sicherheitsrisiken, Schwachstellen und Angriffe zu erkennen, werde künftig von KI übernommen. Die Technologie werde auch automatisch Angriffe abwehren oder Sicherheitslücken schliessen. Der Information Security Specialist müsse zukünftig genau entscheiden können, welche Prozesse er automatisiert oder manuell freigibt. Dass KI übrigens nicht nur das Potenzial zur Verbesserung der Cyberabwehr hat, sondern auch mit neuen Risiken verbunden ist, war im Frühling 2024 Thema eines gemeinsamen Webinars von Netzmedien und Mimecast. Hier erfahren Sie, wer im KI-Wettrennen die Nase vorn hat.
KI verändere bestimmte Berufsgruppen stärker als andere, schliessen die Verfasser des Berichts. Sie plädieren für "gezielte Strategien für die Entwicklung von Fähigkeiten und die Anpassung an KI-Technologien, um auf dem sich wandelnden Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig und relevant zu bleiben".
Das AI-Enabled ICT Workforce Consortium nutzt die Vorstellung der Studie, um auf das eigene Portfolio von KI-Kursen aufmerksam zu machen. Gemeinsame Aktivitäten in diesem Bereich seien "dringlich und wichtig", erklären die beteiligten Tech-Unternehmen und geben "ehrgeizige Ziele für Trainingsprogramme" bekannt. In den nächsten 10 Jahren wolle man mit der Initiative 95 Millionen Menschen helfen.
Das Engagement der Tech-Giganten ist natürlich löblich. Auf der Hand liegt aber auch, dass sie nicht nur KI-Kurse, sondern auch KI-Lösungen anbieten und für teures Geld entwickeln. Entsprechend profitieren sie dann, wenn künstliche Intelligenz tatsächlich die meisten IT-Berufe verändert – so, wie sie es in der Studie voraussagen.
Dass viele IT-Fachkräfte bald ins KI-Training müssen, prognostizierte unlängst auch Gartner. Bei 80 Prozent aller Softwareentwickler soll es demnach bis 2027 so weit sein, denn sie müssen sich zu AI Engineers weiterbilden, wie Sie hier lesen können.