Untersuchung der ZHAW

Jeder dritte Kommunikationsprofi nutzt GenAI im Alltag – und das ist nur der Anfang

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von René Jaun und gal

Ein Drittel der von der ZHAW befragten Kommunikationsverantwortlichen arbeitet regelmässig mit generativer KI – deutlich tiefer ist die Quote in Kommunikationsabteilungen öffentlicher Verwaltungen. Wer noch mehr aus GenAI herausholen will, muss anpassungsfähig bleiben.

(Source: Solen Feyissa/Unsplash.com)
(Source: Solen Feyissa/Unsplash.com)

Schweizer Kommunikationsteams entdecken die Möglichkeiten generativer künstlicher Intelligenz (GenAI). Das zeigen die Resultate der aktuellen Trend-Studie "Kommunikation in der digitalen Transformation" der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW). Deren Forschende um Studienleiterin Nicole Rosenberger führten dafür Interviews mit Expertinnen und Experten und werteten eine von 115 leitenden Kommunikationsverantwortlichen ausgefüllte Umfrage aus.

In der Umfrage gab ein Drittel der Chief Communication Officers (CCOs) von privatwirtschaftlichen Unternehmen an, GenAI-Tools im Alltag zu nutzen. Am häufigsten nutzen sie die Technologie (also ChatGPT und Co), nicht zuletzt dank deren prominenter Integration in Microsoft-Lösungen. Um ihre Daten zu schützen, setzen Unternehmen aber auch zunehmend auf eigens entwickelte Lösungen, merken die Forschenden an.

Deutlich weniger häufig nutzen Kommunikationsteams öffentlicher Verwaltungen GenAI im Alltag. Laut der Studie nutzt jede achte Kommunikationsverantwortliche regelmässig entsprechende Tools. Die rechnerischen und rechtlichen Herausforderungen mahnten noch zur Zurückhaltung, erklären dies die Autorinnen.

Texte schreiben – aber nicht nur

Bezüglich Anwendungsfelder gibt es einen klaren Hauptzweck: die Texterstellung. Kommunikationsverantwortliche erhoffen sich dabei neben Effizienzgewinnen vor allem auch eine Steigerung der Textqualität.

Eifrig, aber dennoch zurückhaltender, kreieren Kommunikationsteams auch Bilder mit generativer KI. Die Möglichkeiten seien zwar beeindruckend, schreiben die Autorinnen. Vielfach – und insbesondere bei Personenbildern - werde aber authentisches Bildmaterial bevorzugt. Zudem gebe es insbesondere bezüglich externer Kommunikation dazu strenge Regeln, manchmal sogar Verbote.

Doch damit ist längst nicht die ganze Bandbreite der Anwendungen abgedeckt. Tatsächlich rücke die gesamte Wertschöpfungskette in den Fokus, heisst es in der Studie. Analyse, Kreation, Produktion und Distribution lassen sich mit KI automatisieren.

So gut wie keinen Platz im Alltag haben KI-generierte Videos. Dies sei Zukunftsmusik, schreiben die Forschenden. Teilweise eingesetzt werde KI dagegen in der Audiokreation. Als Beispiel nennen die Forschenden etwa eine Mitteilung des CEO, die mit künstlich imitierter Stimme des Chefs in verschiedenen Sprachen verschickt werden kann.

Standardisieren und fördern

Beim Blick in die Zukunft taten sich die von der ZHAW befragten Expertinnen und Experten schwer: "Einig sind sich alle, dass die Technologie in drei Jahren mit Sicherheit im Alltag angekommen sein und der Einsatz von Generativer KI als völlig normal angesehen werde", schreiben die Forschenden dazu. Unternehmen dürften standardisierte Business-Lösungen implementieren – "wohl die meisten Microsoft-basiert", ergänzen die Autorinnen – und in Unternehmen werde sich die Art der Zusammenarbeit verändern. Viele Befragte rechneten zudem mit weiteren Durchbrüchen, etwa im Bereich der Videokreation.

Doch um das Potenzial generativer KI voll ausschöpfen zu können, sehen viele Handlungsbedarf in Kommunikationsabteilungen und ihren Mitarbeitenden. Deren Adaptionsfähigkeit werde zum wichtigsten Erfolgsfaktor. Zudem sei die sinnvolle Nutzung von KI-Tools eng mit der generellen Digitalisierung des Kommunikationsmanagements verknüpft. Gelingt dies, sehen die Befragten etwa für das KI-basierte Wissensmanagement eine grosse Zukunft.

Anzupacken gilt es laut den Autorinnen auch die mit KI verbundenen Risiken. Diese umfassen Fragen der Datensicherheit und des Missbrauchs der Technologie. Hier sei es nötig, "klare Richtlinien und Schulungen für den Umgang mit KI-Tools zu entwickeln".

Dass KI den Menschen als Kommunikator oder Kommunikatorin ersetzen werde, glaubte in der Studie niemand. Der menschliche Mehrwert werde immer dort zu finden sein, wo die Maschine nicht übernehmen könne.

 

Viel Potenzial in KI sehen auch junge Erwachsene. Laut einer Kaspersky-Umfrage kann sich jeder und jede dritte Erwachsene KI als Chef oder als Partnervermittler vorstellen. Doch zu ihrer Begeisterung gesellen sich Ängste vor totaler Überwachung, Identitätsdiebstahl und Handystrahlen, wie Sie hier lesen können.

 

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