Wie der KI-Boom gemäss Data11 das RZ-Geschäft prägt
Unternehmen beginnen erst damit, das Potenzial der künstlichen Intelligenz (KI) auszuschöpfen. Wie sich der KI-Boom mit den gestiegenen Anforderungen und den neuen Möglichkeiten auf das RZ-Geschäft auswirkt, sagt Ralph Urech, Business Developpment bei Solnet / Data11.
Wie wirkt sich der KI-Hype auf das Geschäft mit RZ-Dienstleistungen aus?
Ralph Urech: Grundsätzlich ist KI eine Anwendung wie jede andere auch, die auf eigenen Servern oder in einer Cloud betrieben wird. Sicher speziell an KI ist der erhöhte und rasch steigende Bedarf an Rechenleistung und die spezifischen Chips. Wo die KI-Anwendung nun betrieben wird, ist mehr eine Frage des Einsatzzweckes: alleinstehend, integriert in eine Cloud-Anwendung oder in einem dedizierten Kundensystem. In jedem Fall wirkt sich der gesteigerte Bedarf an Rechenleistung auf die RZ-Dienstleistungen aus; mehr «Compute» bedeutet auch mehr Kilowatt-Leistung.
Wie müssen Anbieter von RZ-Dienstleistungen aufgestellt sein, um vom KI-Hype zu profitieren?
Mehr Rechenleistung bedingt mehr Platzbedarf sowie mehr Leistungsaufnahme in Kilowatt und führt allenfalls zu einer höheren Leistungsdichte, die sich in einem höheren Kühlbedarf zeigt. RZs müssen somit mit mehr Kilowatt pro Rack umgehen können – von heute zirka 3 auf 10 Kilowatt und mehr je Rack. Auch die Energieeffizienz wird dadurch wichtiger, gerade in Zeiten einer potenziellen Strommangellage insbesondere im Winter.
Wie können Anbieter von RZ-Dienstleistungen selbst von KI profitieren?
Direkt profitiert man sicher vom gesteigerten Bedarf der Kunden an Platz und Leistung. Vorausgesetzt, dass entsprechende KI-unterstützte RZ-Planungs- und Betriebssoftware verfügbar ist, kann KI dabei helfen den Betrieb des RZs zu optimieren, sei es bei der optimierten Stromversorgung und insbesondere bei der Kühlung.
Welche weiteren technologischen Trends treiben den Markt derzeit an?
Immer mehr Firmen machen sich Gedanken zum Outsourcing ihrer IT-Infrastruktur, sei es in eine Cloud, Colocation (eigene Hardware) oder beides mit einem hybriden Ansatz. Das hat sich mit KI nicht wesentlich geändert. KI-Dienste können jedoch beschleunigend wirken und zudem Multi-Cloud- und Hybrid-Architekturen fördern – mit entsprechenden Anforderungen an die Connectivity. Gut aufgestellt sind also Provider, die Colocation und Connectivity – Internet, VPN, SD-WAN – aus einer Hand anbieten können.
Hyperscaler oder lokale Anbieter - wer hat auf dem Schweizer Markt die besseren Karten in der Hand?
Weder noch, denn beide haben ihren Platz, so wie auch Grossverteiler à la Migros und Spezialitätengeschäfte nebeneinander existieren können. Grosse, internationale Cloud/KI-Anbieter bevorzugen wahrscheinlich international aufgestellte Hyperscaler an Orten mit günstiger Energie und weniger Kühlbedarf. Die klassischen, kostenbewussten Schweizer KMUs, deren IT in wenige Racks passt und die preiswerte Connectivity wünschen, dürften sich beim einem lokalen Provider im gleichen Rechtsraum, der beide Disziplinen beherrscht, besser aufgehoben fühlen.
Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:
- Julian Fiandor, Vantage: "Es müssen Lösungen für die effiziente Stromversorgung und Kühlung von dichteren Racks entwickelt werden, um die KI-Nachfrage zu unterstützen."
- Patrik Hofer, NorthC: "Rechenzentren müssen skalierbarer, sicherer und energieeffizienter werden, um KI-Anwendungen zu unterstützen."
- Simone Ruppertz-Rausch, Google: "Gleichzeitig steigt auch der Energiebedarf – hier sind also besonders energieeffiziente Rechenzentren gefragt."
- Christoph Schnidrig, AWS: "Der KI-Trend treibt die Nachfrage nach cloudbasierten KI-Diensten deutlich an."
- Roger Semprini, Equinix: "KI ist auf eine robuste digitale Infrastruktur angewiesen, um effektiv zu funktionieren."
- Christian Zipp, nLighten: "KI ist eine ähnlich umwälzende Technologie wie die Dampfmaschine oder die Elektrizität."