Schweizer Führungskräfte hoffen auf Wachstum durch generative KI
Die Mehrheit der Schweizer Chefs geht davon aus, dass generative KI die Umsätze der Unternehmen ankurbeln wird. Wie Accenture in einer Studie herausgefunden haben will, könnte die Technologie hierzulande bis 2030 eine zusätzliche Wertschöpfung von 92 Milliarden Franken schaffen.
Führungskräfte in der Schweiz sind vergleichsweise optimistisch. 91 Prozent von ihnen sind der Meinung, dass generative KI mehr zum Umsatzwachstum als zur Kostensenkung in ihrem Unternehmen beitragen wird - weltweit zeigen sich 76 Prozent der Managerinnen und Manager davon überzeugt. Dies geht aus einer Studie des Beratungsunternehmens Accenture hervor.
Demnach könnte KI hierzulande bis 2030 eine zusätzliche Wertschöpfung von 92 Milliarden Franken schaffen. Allerdings nur im Falle einer "menschenzentrierten Implementierung". Accenture geht davon aus, dass die Einführung von generativer KI in einem moderaten Tempo geschieht und die vollständige Integration zehn Jahre dauert, "wobei der Mensch und die Innovation im Mittelpunkt stehen und keine negativen Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit zu erwarten sind", wie Accenture mitteilt.
Dadurch würde die durchschnittliche jährliche BIP-Wachstumsrate auf 3,9 Prozent steigen, schätzt Accenture. Die so berechnete Wachstumsrate würde um 1,6 Prozentpunkte höher liegen als in einem Szenario, bei dem die Unternehmen KI schnell einführen und die Kostensenkung in den Mittelpunkt stellen.
Bei einer schnellen, "aggressiven" Einführung von generativer KI (grüne Kurve und Säule) rechnet Accenture mit einer Steigerung der BIP-Wachstumsrate von 2,3 Prozent - im Falle einer "menschenzentrierten Implementierung" (lila Kurve und Säule) wären es 1,6 Prozentpunkte mehr. (Source: accenture.com)
Optimistisch, aber noch nicht bereit
Die Studie verortet allerdings Steigerungspotenzial. Fast die Hälfte der hiesigen Unternehmen sei noch nicht bereit, generative KI einzusetzen. Die Arbeitnehmenden seien zwar grundsätzlich offen gegenüber der Technologie, doch ihre Haltung bezüglich Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitsqualität und des allgemeinen Wohlbefindens am Arbeitsplatz sei noch zurückhaltend.
42 Prozent der Führungskräfte hierzulande fühlen sich den Ergebnissen zufolge sehr gut darauf vorbereitet, die Umwälzungen im Technologiebereich bewältigen zu können –
verglichen mit 53 Prozent auf globaler Ebene. Accenture zieht daraus den Schluss: Schweizer Unternehmen sollten mehr in die Einführung von Technologie investieren, ihre Mitarbeitenden weiterbilden und eine Innovationskultur fördern.
Hindernisse bei der Nutzung von GenAI
Die Schweiz sei mit ihrer Innovationskraft und ihrem starken Talentpool sehr gut positioniert, um bei generativer KI eine Führungsrolle einzunehmen, merken die Studienautoren an und ergänzen: Wer das Potenzial der Technologie ausschöpfen will, muss drei zentrale Herausforderungen angehen:
- Skalierung von KI auf Unternehmensseite: Schweizer Führungskräfte sind im internationalen Vergleich bezüglich der unternehmensweiten Skalierung von GenAI weniger zuversichtlich und konservativer in ihren Zeitplänen. Derzeit skalieren gemäss der Umfrage bloss 2 Prozent der hiesigen Unternehmen KI-Initiativen – und erwarten, dass dies länger dauern wird als bei anderen Unternehmen weltweit. Zudem sind nur 7 Prozent "sehr zuversichtlich", dass sie über die richtige Datenstrategie und digitalen Kernkompetenzen verfügen, um generative KI effektiv nutzen zu können.
- Vorbereitung der Mitarbeitenden: Schweizer Arbeitnehmende stehen generativer KI sehr aufgeschlossen gegenüber: Aktuell nutzen den Ergebnissen zufolge 85 Prozent von ihnen GenAI-Tools bei der Arbeit. Allerdings fehle es in der Belegschaft oftmals an einer formalen Ausbildung sowie an Verständnis bezüglich der Fähigkeiten und ethischen Implikationen der Technologie, schreibt Accenture. Zudem seien die Arbeitnehmenden vorsichtig bezüglich des Einflusses von KI auf die Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitsqualität und das allgemeine Wohlbefinden. 48 Prozent der Arbeitnehmenden hierzulande hegen Bedenken, dass sie aufgrund von KI ihren Arbeitsplatz verlieren könnten.
- Regulatorische Massnahmen: Aufgrund der rasanten Entwicklung von KI-Technologien ist für deren Regulierung mehr internationale Zusammenarbeit gefragt. Die Schweizer Politik sei zurzeit vor allem darauf bedacht, ein robustes digitales Ökosystem zu schaffen, die ethische Nutzung von KI zu gewährleisten und in Forschung sowie Entwicklung zu investieren - ein solcher Fokus fehle jedoch bei der Vorbereitung der Arbeitskräfte auf KI-induzierte Veränderungen, merkt Accenture an.
To-do-Liste für KI-Promotoren
Die Studie hebt schliesslich fünf Handlungsfelder hervor, die Unternehmen zwecks Skalierung von generativer KI adressieren sollten:
- Unternehmensweite Transformation: GenAI sollte dort eingesetzt werden, wo sie den höchsten Return on Investment (ROI) bietet und dem Unternehmen ermöglicht, sich von der Konkurrenz abzuheben. Mit diesem Ansatz liesse sich das gesamte Unternehmen umgestalten anstatt nur einzelne, isolierte Prozesse.
- Entwicklung eines KI-gestützten digitalen Kerns: Um generative KI schneller skalieren zu können, sollten Unternehmen ihre digitale Infrastruktur ausbauen und in Technologien für nahtlose Abläufe und die Schaffung neuer Fähigkeiten investieren.
- Förderung der KI-Fähigkeiten: Durch kontinuierliches Lernen und Weiterbildungsmöglichkeiten liessen sich die KI-Kenntnisse im gesamten Unternehmen verbessern. Wichtig dabei sei, ausser den KI-Fortschritten auch die individuellen Fähigkeiten der Mitarbeitenden zu fördern. So könne man die Belegschaft optimal auf eine KI-geprägte Zukunft vorbereiten.
- Verantwortungsvolle KI-Nutzung: Unternehmen sollten sich zu einer ethischen Nutzung von KI verpflichten, entsprechende Leitlinien festlegen und diese laufend überprüfen, um sich und ihre Stakeholder zu schützen.
- Förderung von Innovation und Anpassungsfähigkeit: Um das Potenzial von generativer KI auszuschöpfen, müssten Unternehmen agil bleiben, kontinuierlich innovieren und ihre Geschäftsstrategien anpassen. Dies steigere nicht nur die betriebliche Effizienz, sondern eröffne auch neue Wege für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit, heisst es vonseiten Accenture.
Gartner kam kürzlich übrigens zu einem ganz anderen Schluss als Accenture: Einer Studie des Marktforschers zufolge sind sich aktuell viele CIOs unsicher, ob sich die Investition in künstliche Intelligenz überhaupt lohnt. Lesen Sie hier mehr dazu.