Mit grünen Stickern gegen die Klimakrise
Es grünt so grün, wenn Spaniens Messen glüh’n. Die Digital-Signage- und Pro-AV-Branche zeigte sich dieses Jahr an ihrer Leitmesse, der ISE in Barcelona, von ihrer grünen und nachhaltigen Seite.
Die grossen Hersteller wie Samsung, LG und Co. präsentierten an der Messe Geräte, die weniger Strom verbrauchen und in der Herstellung weniger CO2 ausstossen, gehüllt in Verpackungen aus weniger, respektive recycelten Materialien. Die Produkte selbst sollen ebenfalls kaum noch Plastik enthalten.
Auch Distributoren messen dem Thema Nachhaltigkeit einen hohen Wert bei, etwa bei der Wahl ihrer Lieferanten; die Transportwege werden kürzer. Die nächste Generation an Screens, Projektoren etc. wird umweltfreundlicher als die davor.
Damit das auch die Kundschaft merkt, kleben auf vielen neuen Modellen grüne Klimazertifikate, blaue Engel, EU-Ecolabels oder Bäumchen mit Aufschriften wie «CO2-neutral» oder «klimaschonend hergestellt».
Ganz so klimaschonend, wie sich die Branche an der Messe gezeigt hat, ist sie freilich nicht. Screens fressen Strom – und der kommt eben nicht einfach aus der Steckdose. In der Stadt Zürich fordern AL, SP und Grüne nun gar ein komplettes Verbot digitaler Werbeflächen, um den Klimazielen einen Schritt näherzukommen. Nicht nur die Politik übt in diesem Bereich Druck auf Unternehmen aus. Immer öfter kommt die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit auch von Kundenseite. Wer keine nachhaltigen Offerten macht, gewinnt künftig auch keine Ausschreibungen mehr.
Das Thema Klimaschutz ist jedenfalls in der Branche angekommen – und es ist gekommen, um zu bleiben. Der Klimawandel dürfte eines der zentralen Probleme meiner Generation sein. Und seine Auswirkungen werden uns noch über viele weitere Generationen begleiten. Hersteller müssen sich auf herausfordernde Jahre einstellen, werden aber sicher auch weiterhin auf der grünen Welle reiten (müssen). Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis wir den ersten zu 100 Prozent aus recycelten Materialien hergestellten Bildschirm vorgeführt bekommen, verpackt in alten Fischernetzen und recycelten Bananenschalen – inklusive grünen Klima-Sticker, versteht sich.
Der Nachhaltigkeitsboom in der Techbranche wird von vielen Seiten als Greenwashing oder Augenwischerei abgetan. Was nützt die Packung aus Ozeanplastik, wenn beim Abbau der Rohstoffe für die Screens tonnenweise Treibhausgase freigesetzt werden? Dass sich milliardenschwere Konzerne mit der Thematik auseinandersetzen, ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt müssen den grünen Klima-Stickern Taten folgen; nur so gelingt die grüne Wende in der Digital-Signage- und Pro-AV-Branche.