Microsoft schiesst gegen Apple
Microsofts Chefjurist kritisiert Apple wegen seiner App-Store-Politik und fordert mehr Regulierung. Dies, nachdem die EU-Kommission zwei Kartellverfahren gegen Apple eröffnet hatQ.
Brad Smith, Präsident und Chef-Justiziar von Microsoft, hat Apples Geschäftspolitik beim App Store kritisiert. Anlässlich einer Veranstaltung des US-amerikanischen Magazins "Politico" forderte Smith mehr Regulierung durch europäische und US-amerikanische Behörden. Ohne Apple oder Google namentlich zu nennen, rügte Smith die Regeln, Preise und Gebühren der App Stores. Es sei fraglich, ob die entsprechenden Geschäftspraktiken kartellrechtlich zulässig seien.
Zwei Tage vor dem Auftritt von Smith hat die EU-Kommission zwei Untersuchungen gegen Apple eröffnet. Die Kommission prüft, ob Apple in seinem App Store und für das Bezahlsystem Apple Pay unfairen Wettbewerb betreibt. Unter anderem hatte sich Spotify darüber beschwert, eine Abgabe von 30 Prozent auf Abo-Einnahmen im App-Store leisten zu müssen. Bezüglich Apple Pay hatten Banken moniert, dass sie nicht an Apple vorbei auf die NFC-Funktion für kontaktloses Bezahlen zugreifen können.
"Wir müssen sicherstellen, dass die Regeln von Apple den Wettbewerb in Märkten nicht verzerren, in denen Apple mit anderen App-Entwicklern konkurriert, beispielsweise mit seinem Musik-Streaming-Dienst Apple Music oder mit Apple Books", sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Apples Reaktion liess nicht lange auf sich warten: "Es ist enttäuschend, dass die Europäische Kommission unbegründete Beschwerden von einer Handvoll Unternehmen vorbringt, die einfach nur einen Freifahrtschein wollen und nicht nach den gleichen Regeln spielen wollen wie alle anderen", sagte das Unternehmen gegenüber Bloomberg.
Verärgerte Digitaldienstleister
Mehrere Unternehmen haben sich der Kritik gegenüber den Abgaben in Apples App Store angeschlossen. David Heinemeier Hansson, CEO von Basecamp, dem Herausgeber des E-Mail-Dienstes "Hey", spricht von "Mafiamethoden" und wirft dem Konzern Erpressung vor. Apple droht im Gegenzug damit, die E-Mail-App Hey aus dem App Store zu werfen, weil die App keine In-App-Käufe anbietet.
Auch die Match-Gruppe, welche die Dating-Apps Tinder, Meetic und OK Cupid herausgibt, reiht sich in die Reihe der Kritiker. Das Unternehmen beklagte sich darüber, dass nur Anbieter von digitalen Diensten eine Provision zahlen müssen – im Gegensatz zu Apps, die physische Dienste verkaufen wie beispielsweise Airbnb, Uber, Essenslieferdienste oder Onlinehändler.
Kürzlich versuchte eine Studie von Analysis Group den Umsatz im App Store zu beziffern. Den Ergebnissen zufolge setzte Apples App Store im vergangenen Jahr 519 Milliarden US-Dollar um – davon 61 Milliarden Dollar für digitale Dienstleistungen. Zum Vergleich: Mit dem Verkauf von physischen Gütern, die nicht provisionspflichtig sind, lag der Jahresumsatz bei 413 Milliarden Dollar.