Nachgefragt beim Chef von Nutanix Schweiz

Florian Koeppli: "Wenn es meine Firma wäre, würde ich es vielleicht anders machen"

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An der Hausmesse .Next in Kopenhagen hat Nutanix seinen zehnten Geburtstag gefeiert. Mit dabei: Florian Koeppli, Country Manager Switzerland. Ein Gespräch über die Strategie für die Schweiz, aggressives Wachstum und Übernahmegerüchte.

Nutanix Schweiz war mit Beat Müller, Dominique Wuethrich, Tiziana Giorgetti und Country Manager Florian Koeppli an der .Next zu Besuch. (v.l., Source: Netzmedien)
Nutanix Schweiz war mit Beat Müller, Dominique Wuethrich, Tiziana Giorgetti und Country Manager Florian Koeppli an der .Next zu Besuch. (v.l., Source: Netzmedien)

Was ist Nutanix heute in der Schweiz eigentlich für eine Firma?

Florian Koeppli: Seit ich vor 5 Jahren bei Nutanix angefangen habe, hat sich die Firma von einem Hersteller von Hyperconverged-Infrastructure-Appliances zu einem Anbieter von Services entwickelt, die auf diesen Appliances aufbauen. Die Firma hat sich also verändert, aber auch der Markt hat sich verändert. Früher haben wir Infrastruktur durch HCI ersetzt, heute suchen die Kunden nach einem Weg in die Multi-Cloud-Welt. In diese Richtung haben wir uns auch entwickelt.

Wie wichtig ist der Schweizer Markt für Nutanix?

Bei vielen Unternehmen macht der Umsatz in der Schweiz ungefähr 1 Prozent des weltweiten Umsatzes aus. Bei uns ist dieser Anteil bedeutend höher. Die Schweiz ist bei Nutanix also überdurchschnittlich gut vertreten. Das liegt zum einen an den Unternehmen hier. Zum anderen ist die Schweiz prädestiniert für die Technologie, die wir anbieten. Schweizer Firmen sind dauernd unter Druck, beispielsweise wegen dem starken Franken. Deshalb müssen sie ihre Wertschöpfung maximieren. Das gilt auch für die IT. Indem wir ihm die Infrastruktur unsichtbar machen, kann sich der Kunde auf das Wesentliche im Business konzentrieren. Dafür ist die Resonanz in der Schweiz gross.

In welchen Branchen sind Sie in der Schweiz aktiv? Wo wollen Sie noch wachsen?

Wir sind querbeet in allen Branchen zu finden: von der Hausbäckerei bis zum Pharmakonzern. Und wir stellen nicht nur kleine Workloads, sondern haben einige sehr grosse All-in-Kunden, die unser ganzes Angebot samt Acropolis Hypervisor nutzen.

Nutanix setzt für die Zukunft auf das Abo-Modell. Was ändert sich dadurch für die Kunden und Partner in der Schweiz?

Global hat das Abo-Modell bei Neuabschlüssen bereits einen Anteil von 71 Prozent. In der Schweiz sieht das ähnlich aus. Für unsere Kunden oder Partner ist das relativ transparent. Der grosse Vorteil des Abo-Modells ist, dass wir nicht mehr nach Nodes, sondern nach Konfiguration lizenzieren. Das bedeutet für den Kunden mehr Flexibilität und bessere Vorhersehbarkeit. Aber die User Experience hat sich nicht geändert.

Ist es einfach in der Schweiz Partner zu gewinnen?

Am Anfang war es nicht so einfach, weil niemand wusste, wie man Nutanix überhaupt schreibt. Mittlerweile ist HCI aber in aller Munde und wir sind Marktführer in dem Bereich. Dadurch ist das Thema bei Systemintegratoren präsent und die Partner kommen auf uns zu. Wir müssen nicht allzu viel Werbung machen.

Nutanix betont immer die hohe Zufriedenheit seiner Kunden. Spüren Sie das auch in der Schweiz?

Unsere Kunden und Partner sind extrem zufrieden. Wir haben ein fast familiäres Verhältnis mit den Leuten. Natürlich gibt es wie mit jeder technologischen Lösung manchmal Probleme. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Auch da haben wir einen Support mit Bestnoten. Wir wollen, dass Kunden jeglicher Grösse die volle Aufmerksamkeit bekommen.

Für Nutanix ist Wachstum zentral. Haben Sie auch schon Kunden verloren?

Es gab einen Fall, in dem ein Kunde sich fürs Outsourcing entschieden und seine IT ausgelagert hat. Dass wir durch eine andere Lösung abgelöst worden wären, ist mir aber nicht bekannt.

Nutanix-Mitarbeiter bezeichnen sich selbst als Nutants. Was bedeutet das?

Bei Nutanix schreibt man selbst eine Geschichte. Man arbeitet selbstständig, führt nicht nur aus, was von oben angeordnet wird. Jeder ist quasi der CEO von seinem Zuständigkeitsbereich. Ownership, Kreativität, Verantwortung - das unterscheidet uns von anderen Firmen. Und es gibt uns eine spezielle Dynamik. Jeder spürt, dass er tatsächlich etwas am Markt bewegt.

Nutanix wächst sehr schnell, gleichzeitig macht die Firma aber auch hohe Verluste - 621 Millionen US-Dollar im vergangenen Jahr. Wie geht man damit um?

Die Verlustzahlen sind eine Folge des Wachstums. Als ich anfing, waren wir rund 40 Leute im EMEA-Raum. In fünf Jahren wuchs diese Zahl auf 969. Wenn wir personell weniger schnell wachsen würden, hätten wir auch die Verluste nicht. Man kann also reagieren und den Wasserhahn zudrehen, wenn man es wollte oder müsste. Wenn wir nicht mehr so viele Leute einstellen, sind wir sehr schnell profitabel.

Stresst Sie dieser aggressive Wachstumskurs nicht?

Wenn es meine Firma wäre, würde ich es vielleicht anders machen. In der Schweiz geht man solche Dinge ja anders an als in den USA. Man ist rentabel, kann es sich so leisten, neue Mitarbeiter einzustellen, und wächst dann. Das Problem ist: Der Markt von Nutanix wächst so schnell. Wenn wir es auf schweizerische Art machen würden, würden wir nur Marktanteile verlieren. Mich stresst das überhaupt nicht. Es ist logisch, dass wir in der jetzigen Phase nicht profitabel sind. Wenn wir nicht so viel Einstellen würden, könnten wir den Marktbedarf nicht abdecken.

Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus? Wachstum, Wachstum, Wachstum?

Wir wollen unser Team weiter vergrössern. Ansonsten schaue ich nicht allzu weit in die Zukunft. Nutanix entwickelt sich sehr schnell, es kommen fast über Nacht neue Angebote dazu. Deshalb gibt es bei uns auch keine 5-Jahres-Pläne. Das Wachstumspotenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft. Wir haben mittlerweile zwar viele grosse Kunden und Projekte, aber der Markt gibt noch viel mehr her. Das sehen wir an der Nachfrage und den Anforderungen, die an uns gestellt werden. Und mit neuen Produkten wächst auch der Kundenkreis. Wir brechen aus dem HCI-Markt aus.

Es gibt immer wieder Gerüchte, dass Nutanix übernommen werden soll. Zuletzt war Google im Gespräch. Was sagen Sie dazu?

Nur das, was unser CEO Dheeraj Pandey schon sagte. Ja, diese Gerüchte gibt es, man spricht mit den Unternehmen. Aber es sind keine Pläne da. Nur soviel: Wenn eine Firma übernommen werden möchte, würde sie wahrscheinlich zuerst einmal für schwarze Zahlen sorgen und sich so hübsch machen. Solange sie aber massiv investiert, will sie ihr Schicksal in den eigenen Händen behalten. Schlussendlich bin ich in solche Sachen auch nicht eingeweiht. Aber ich denke, Dheeraj Pandey will Nutanix weiterentwickeln und noch nicht verkaufen.

Was Nutanix an der .Next so alles zeigte, erfahren Sie hier.

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