So setzen die 13'079 grössten Schweizer Unternehmen IT im Business ein
Im Rahmen des "IT-Markt-Report 2019" stellt das Market-Research-Unternehmen Profondia Fakten zum Schweizer IT-Markt aus Sicht von professionellen Anwendern vor. Profondia erhebt dazu Daten zum Einsatz und Betrieb der Informationstechnologien in rund 13'000 der grössten Schweizer Unternehmen.
Die folgende Marktbetrachtung basiert auf bestehenden, von Profondia erhobenen Informationen. Profondia ist als Market-Research-Unternehmen seit über 25 Jahren darauf spezialisiert, Daten über die installierte IT- und Kommunikationsinfrastruktur und deren Betrieb bei den 13'079 Schweizer Unternehmen zu erheben, die 30 oder mehr Mitarbeiter und 10 oder mehr Computerarbeitsplätze im Land zählen. Diese Daten stellt Profondia interessierten IT-Anbietern und -Dienstleistern kostenpflichtig zur Verfügung, damit diese ihr Marketing aufgrund von Fakten statt Vermutungen optimieren können.
Diese Firmendaten geben etwa Auskunft darüber, wie viele physische Server mit welchem Virtualisierungsgrad in Schweizer Unternehmen eingesetzt werden, oder darüber, welche Storage-Lösungen welcher Hersteller installiert hat, wie viele Geräte der Druckerpark umfasst etc. Zu beachten ist, dass bei Analysen die Marktdurchdringung im Vordergrund steht, also die Anzahl der Firmen, die eine bestimmte Technologie oder ein spezifisches Produkt einsetzen. Die vorliegenden Daten geben also Aufschluss über die installierte Basis von Herstellern und Technologien, nicht aber über den Absatz eines bestimmten Herstellers im vergangenen Jahr.
Analysiert wurde, welche Produkte und Technologien von wie vielen Firmen per Ende 2018 eingesetzt wurden. Bei dieser Methode kann eine Firma in der gleichen Kategorie auch gleichzeitig mehrere Produkte einsetzen, etwa wenn eine Multivendor-Strategie gefahren wird oder sich eine Firma in einem Migrationsprozess zum Wechsel von Betriebssystemen befindet. Entsprechend sind dabei Doppelnennungen möglich.
Im Folgenden werden die von Profondia erhobenen Daten nach Kategorien kommentiert.
Betrieb
Gegenüber dem Vorjahr hat die Anzahl IT-Mitarbeiter pro Standort gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 0,5 Personen abgenommen. Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit dem vorlaufenden Trend zur Auslagerung und Zentralisierung der IT-Ressourcen. Dass gleichzeitig innert Jahresfrist die Anzahl der PC-Arbeitsplätze pro IT-Mitarbeiter von 18,7 auf 19,9 gestiegen ist, würde diese mögliche Erklärung stützen.
Host-Systeme
Erstmals weist der diesjährige "IT-Markt-Report" mit der Kategorie "Managed Cloud Server" aus, wie viele Firmen virtuelle Server bei einem lokalen Host-Service-Provider nutzen. Dies ist bereits bei 17 Prozent der Befragten der Fall. Dieses Wachstum geht auf Kosten fast aller etablierten Serverhersteller, die leicht Marktanteile einbüssen. Auch Mainframes und Midrange-Systeme wurden im Vergleich zu 2017 weniger häufig eingesetzt. Bei den Midrange-Systemen beträgt das Minus 8,9 Prozent, die Anzahl Mainframes ging bei den untersuchten Unternehmen – allerdings bei kleiner Basis – um satte 23,5 Prozent zurück.
Grafiken: Profondia
PC-Systeme
Bei den Clients ist wie im Jahr 2017 ein überdurchschnittliches Wachstum von Thin Clients und Tablets zu beobachten. Bei den klassischen Desktops und Notebooks bleiben die Marktanteile nahezu unverändert, wobei HP die Marktführerschaft verteidigen kann. Grössere Verschiebungen gibt es bei den Tablets, wo Microsoft und Samsung auf Kosten von Apple zulegen können.
Operating Systems
Windows 10 hat im Verlauf eines Jahres einen massiven Sprung nach vorne gemacht und um 10 Prozent zugelegt. Die Ablösung von Windows 7 und Windows 8 ist in vollem Gange.
Erneut um 15 Prozent zugenommen hat das Wachstum von Firmen, die Client-Virtualisierung VDI einsetzen, was mit dem festgestellten Wachstum der Thin Clients korrespondiert.
Aufgrund der bereits hohen Marktpenetration fällt das Wachstum bei dem Firmen, die auf die Virtualisierung der Server setzen, relativ gering aus. Bei den eingesetzten Hypervisoren ist eine leichte Verschiebung der Marktanteile von VMware zu Microsoft festzustellen.
Rechenzentren und Serverräume
Erneut verstärkt hat sich im Verlauf des Jahres 2018 der Konsolidierungstrend in den Rechenzentren und Serverräumen. Die durchschnittliche Anzahl physischer Server an Ort ist von 10,6 auf 10,1 zurückgegangen.
Vor allem kleinere Firmen und Standorte dürften verstärkt Angebote von Managed-Cloud-Anbietern in Anspruch nehmen, und bei Firmengruppen kann eine Tendenz zur Konsolidierung der Rechenpower an ausgewählten Standorten beobachtet werden.
Bei den Firmen, die auf Server-Virtualisierung setzen, ist ebenfalls eine Reduktion der durchschnittlichen Anzahl physischer Server zu beobachten, jedoch in geringerem Masse, nämlich von 11,8 auf 11,6. Gleichzeitig steigt an diesen Standorten die durchschnittliche Anzahl virtueller Maschinen (VMs) von 40,3 auf 42,8, was darauf schliessen lässt, dass zwar weniger, dafür leistungsfähigere Server eingesetzt werden.
Von den Unternehmen, die Angaben zu den eingesetzten IT-Lösungen gemacht haben, setzen 14,4 Prozent gar keine lokalen Server mehr ein. Mit 3203 Firmen nahmen bereits 32 Prozent Cloud- oder Hosting-Services in Anspruch, wovon 1802 Firmen auch weiterhin eigene physische Server betreiben, also einen Hybrid-Cloud-Ansatz gewählt haben. Ende 2018 wurden 56 Prozent der Cloud-Server durch einen internen Dienstleister betrieben und in 42 Prozent der Fälle von einem lokalen Cloud-Service-Provider. Mit knapp 2 Prozent wurden die internationalen Hyperscaler noch relativ wenig genannt, was sich aber mit deren Initiativen zum Aufbau lokaler Rechenzentren in der Schweiz ändern dürfte.
Drucker
Wie in den Vorjahren ist im Printing-Bereich die Anzahl Drucker von 22,4 auf 21,7 pro Standort zurückgegangen, wobei sich der Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren abgeschwächt hat. Ebenso hat die Anzahl PCs pro Drucker von 5,4 auf 5,5 nur noch leicht zugenommen. Es wird interessant zu sein, zu beobachten, wie sich diese Trends im kommenden Jahr entwickeln und ob in diesem Bereich das Konsolidierungspotenzial schon ausgeschöpft wurde.
Storage
Bei der Analyse der Storage-Lösungen wurden Unternehmen berücksichtigt, die mindestens 10 physische oder virtuelle Server einsetzen oder über mindestens 100 PC-Arbeitsplätze an Ort verfügten. Interessant ist, dass sich Synology auch bei Firmen dieser Grösse zunehmend etablieren kann.
PC-Applications
Gegenüber dem Vorjahr baut Microsoft seine dominierende Position im Bereich der Groupware/Collaborations-Lösungen sogar noch leicht aus. Innerhalb der verschiedenen Microsoft-Versionen kommt es zur klaren Verschiebung zu Office 365 und Microsoft Exchange 2016.
Strategical Applications
Der Markt der Standard-ERP-Lösungen wird von den vier Anbietern SAP, Abacus, Sage und Microsoft angeführt. Der restliche Markt ist sehr stark fraktioniert auf eine Vielzahl von Branchenlösungen und Speziallösungen, wobei 3 Prozent der Applikationen zur Steuerung der Unternehmensprozesse in Eigenregie entwickelt werden. (Um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, werden dieses Jahr nur noch Lösungen aufgeführt, die mindestens einen Wert von 2 Prozent der Gesamtnennung erreichen. Die Lösungen unter diesem Wert wurden unter "Andere ERP-Lösungen" konsolidiert. Anm. d. Red.)
Wie stabil die Marktverhältnisse sind, lässt sich einerseits aus kaum wahrnehmbaren Verschiebungen der Marktanteile ablesen, aber auch an der durchschnittlichen Lebensdauer einer ERP-Lösung, die sich im Vorjahresvergleich um 6 Monate auf total 14 Jahre und 6 Monate verlängert hat.
DB, E-Business
Die Anzahl der Firmen, die Webapplikationen einsetzen, hat im Vorjahresvergleich zwar um 657 zugenommen, die Anteile der eingesetzten Applikationstypen sind jedoch stabil geblieben. Weiterhin betreiben rund 38 Prozent der Unternehmen eine reine Homepage. 40 Prozent der Weblösungen haben die Funktion eines Intranets, und in 16 Prozent der Fälle werden auch externe Gruppen mit Extranet-Funktionen integriert. 6 Prozent der befragten Unternehmen betreiben eine E-Commerce-Plattform.
LAN
Im Bereich der LAN-Switches wurden im vergangenen Jahr kaum Verschiebungen der Marktanteile registriert. Nach wie vor befindet sich Cisco in der Position des Marktführers. Hewlett-Packard Enterprise folgt auf dem zweiten Platz.
WAN
Im Verlauf des vergangenen Jahres hat sich der Siegeszug der Fiberglass-Anschlüsse fortgesetzt, die nun mehr als zwei Drittel der Nennungen ausmachen. Dementsprechend nimmt der Einsatz von Kupferleitungen kontinuierlich ab.
Voice Systems und All-IP
Der Anteil der reinen IP-Telephonie-Systeme ist innert weniger Jahre auf 66 Prozent hochgeschnellt. Auch bei den Herstellern ist einiges in Bewegung geraten: So kann Microsoft mit Skype for Business Marktanteile gewinnen, und mit 3CX und Innovaphone hinterlassen zwei Newcomer wahrnehmbare Spuren im Markt.
Dass der Trend zu All-IP in den letzten Jahren zu einer erhöhten Investitionsbereitschaft geführt hat, lässt sich daran erkennen, dass die durchschnittliche Lebensdauer eine Telefonielösung von 8 Jahren und 3 Monaten auf 8 Jahre abgenommen hat.
Im Rahmen der von Swisscom angekündigten Einstellung des Betriebs der traditionellen Festnetztechnologien haben bereits sehr viele Firmen den Wechsel zu All-IP vollzogen. Ende 2018 waren nur noch bei rund 30 Prozent der Firmen ISDN-Leitungen im Einsatz.
Security
In der Schweiz kämpft immer noch eine Vielzahl von Security-Anbietern um die Gunst der Unternehmenskunden. Kaspersky, Sophos und Microsoft gewannen im Verlaufe des letzten Jahres Marktanteile, wogegen McAfee und Symantec Rückgänge zu verzeichnen hatten. Marktführer bleibt Trend Micro. Mit Bitdefender ist zudem ein neuer Player auf dem Markt wahrnehmbar in Erscheinung getreten.
Services
In den vergangenen Jahren nahm der Trend zu Outsourcing und Cloud-Lösungen in der Schweiz stark zu. Auch im vergangenen Jahr hat sich der bereits sehr ausgeprägte Trend zu Outsourcing und zum Einsatz von Cloud-Lösungen noch einmal akzentuiert. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Anzahl Firmen, die Managed Services in Anspruch nehmen, nochmals um 1 Prozent auf 84 Prozent zu. Mit 93 Prozent steigt auch der Anteil der Firmen, die in irgendeinem Bereich Cloud-Lösungen einsetzen, nochmals um 1 Prozentpunkt.