Türöffner Speichergeschäft

Hitachis Big-Data-Strategie

Uhr | Updated
von George Sarpong

Hitachi Data Systems (HDS) hat seine Strategie an die aktuellen Entwicklungen in der Unternehmens-IT angepasst. Der Hersteller glaubt, die richtigen Antworten auf die Fragen der Unternehmensanwender in den Bereichen Cloud Computing oder Big Data gefunden zu haben. Darüber hinaus bietet HDS neue Cloud-Angebote für Anwender und ein passendes Partnerprogramm für den Channel an.

Daniel Dalle Carbonare, Country Manager Schweiz (Quelle: Netzmedien)
Daniel Dalle Carbonare, Country Manager Schweiz (Quelle: Netzmedien)

Mit seiner Converged Infrastructure Unified Compute Platform (UCP) will Hitachi Data Systems (HDS) zum Technologielieferanten für den Big-Data-Boom in den Unternehmen werden, wie die Schweizer Führungsspitze um Daniel Dalle Carbonare an einem Medienevent in Zürich Mitte Mai erklärte. Verstärkung erhielten sie durch Vincent Franceschini, Chief Technology Officer für den Bereich Intelligent Data Fabrics bei Hitachi Data Systems.

Franceschini zufolge bestimmen neue Ideen die Entwicklung der IT. Die wichtigste sei Big Data. Anwender würden sich noch überlegen, was sie mit dem Thema anfangen und wie sie es umsetzen wollen. Das Ziel sei, schneller auf Daten reagieren zu können. Franceschini zeichnete ein Bild der Entwicklung von Big Data: Demnach stammen die meisten Daten heute aus dem Business, gefolgt von Daten aus dem menschlichen Alltag. Hinzu kämen Daten von Maschinen, etwa Sensorendaten, womit Franceschini den Bogen zum nächsten grossen Hype-Thema Machine-to-Machine-Kommunikation spannte.

In Zukunft würden auch diese Daten in Big-Data-Anwendungen münden. «Wir verstehen Big Data, weil wir die Maschinen bauen, die diese Daten kreieren», betonte der Technikchef. Dazu muss man wissen, das Hitachi als japanischer Mischkonzern sogar Baumaschinen baut und mit Sensoren wie RFID-Chips ausrüstet. Auf diese Weise kann ein Bauunternehmen beispielsweise nachvollziehen, wo ein Bagger steht und ob er gebraucht wird.

Case-Study Mobiliar

Ein prominentes Beispiel in der Schweiz wurde mit dem Fall der «Mobiliar» vorgestellt. Die Versicherung wurde aufgrund ihrer Grösse direkt von HDS Schweiz bedient. Grundsätzlich würden Endanwender aber über den Channel beliefert. So bleibe das KMU-Geschäft ein reines Partnergeschäft, wie man bei HDS Schweiz betont. Mobiliar hatte sich nach einigem Abwägen, Prüfen und Testläufen für ein System auf Basis von UCP und gegen Lösungen von HP, IBM oder Oracle entschieden. Neben der reinen Arbeitsgeschwindigkeit hätten auch Features wie der hohe Anteil an Flash-Speicher oder der «angenehme Kontakt zu HDS Schweiz» den Ausschlag gegeben.

Wir sind Technologielieferant

Die Converged Infrastructure hatte HDS im Herbst des vergangenen Jahres vorgestellt. Hierfür bilden hauseigene Server- und Storage-Systeme die Basis. Ergänzt wird das System mit Netzwerktechnik von Brocade und Cisco. Zur Verwaltung der Hardware bietet HDS VMware-Software an. HDS verzichtet bewusst darauf, eigene Verwaltungs- und Anwendersoftware anzubieten. So halte man das System offen und möglichst kompatibel zu Drittanbietern. Die Vertreter Hitachis betonten immer wieder, dass sich HDS als Lieferant hochwertiger Technik als Basis für Unternehmenslösungen sehe. Allerdings muss sich HDS gegen potente Mitbewerber am Markt für Converged In­frastructure behaupten. Zu ihnen zählen das Konsortium VCE mit dem Vblock, der Speicherhersteller Netapp mit seinem Flexpod oder IBM mit seinen Pure Systems.

Türöffner Speichergeschäft

Einerseits investiert HDS jährlich etwa 5 Milliarden US-Dollar in Forschung und die Weiterentwicklung seiner IT-Systeme. Andererseits versucht der Hersteller auch über sein Speichergeschäft – etwa bei Bestandskunden – Marktanteile zu ge­winnen.

HDS unterteilt den Speichermarkt in Midrange- und Enterprise-Systeme. Im Midrange-Bereich ist HDS in der Schweiz ein Nischenplayer mit einem Marktanteil um 8 Prozent. Dagegen bedient HDS 40 Prozent des Enterprise-Segments am Schweizer Storage-Markt. Zwar spürt auch HDS den Margendruck im Speichergeschäft. Das Unternehmen versucht aber mit Technologien wie der selbst entwickelten Unified-Storage-Plattform HUS gegenzusteuern.

Neue Sync- und Share-Lösung

Mit der HCP Anywhere hat HDS zusätzlich eine weitreichende Neuerung in seinem Speicherportfolio angekündigt. HCP Anywhere ist eine On-Premise-Speicherlösung zum geräteübergreifend synchronisierten Speichern und Teilen von Daten. Die Software wurde vollständig von HDS entwickelt und nutzt als Basis den Objektspeicher Hitachi Content Platform (HCP). Der Clou an HCP Anywhere sei, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern alle Arten von Daten zu jeder Zeit, an jedem Ort und an jedem Endgerät zur Verfügung stellen könnten. Darüber hinaus sei die Lernkurve flach und eine spezielle Schulung nicht erforderlich.

Die Funktionsweise von HCP Anywhere ist vergleichbar mit Sync- und Share-Lösungen aus dem Consumer-Bereich und ähnelt zum Beispiel Google Drive: Anwender legen eine Datei direkt in den HCP-Anywhere-Ordner; die Software synchronisiert die Datei unmittelbar und automatisch auf alle angemeldeten Geräte; der mobile Zugriff ist auch über Internet und Webbrowser möglich. Mit HCP Anywhere lassen sich Links statt Anhänge versenden. Das soll helfen, den Platzbedarf für den Mail-Speicher zu senken. Einfache Administrationsaufgaben könnten Benutzer mithilfe eines Self-Service-Portals auch selbst übernehmen.

IT-Abteilungen sollen HCP Anywhere über das eingebaute Mobile Device Management (MDM) einfach verwalten, auditieren und voll mit Active Directory integrieren können, verspricht HDS. Die Dateien seien auf einer einzigen Instanz, komprimiert und ohne Notwendigkeit eines Tape-Back-ups gespeichert. Unternehmen behielten so die Hoheit über alle gespeicherten Daten. Gesonderte Back-ups seien nicht erforderlich.

Neue HCP-Version

HCP Anywhere setzt auf dem Objektspeicher HCP auf. Das System sei insgesamt schneller, der Zugriff auf Daten präziser und die Unterstützung von Applikationen auf Basis von Amazon S3 habe sich ebenfalls verbessert. Die neue Version enthält erweiterte Möglichkeiten zur individualisierten Nutzung von Metadaten, also Informationen über eine gespeicherte Datei. Der Speicher nutzt dabei Metadaten von Usern und Applikationen, um den Zugriff zu regeln und um den Lebenszyklus von Daten zu verwalten. Storage-Tiering und Mandantenfähigkeit sind ebenfalls an Bord.

Die Storage-Plattform lässt sich von einigen Terabytes bis in den zweistelligen Petabyte-Bereich skalieren und speichert so bis zu 64 Milliarden Objekte, teilt der Hersteller mit. Durch die VMware-Integration können Anwender verschiedene Server-Umgebungen nutzen. Dadurch sei HCP auch für den Einsatz bei Cloud-Providern prädestiniert.

«Unser Cloud-Angebot vermag mehr als nur heutige IT-Herausforderungen von Unternehmen zu lösen – es bereitet sie bereits jetzt auf das vor, was als Nächstes folgt», erklärte Carbonare. «Trends wie Big Data, Bring your own Device, Next-Generation File Services, sichere Clouds, verteilte IT sowie auf Metadaten basierendes, automatisierte Management- und Analysemöglichkeiten werden bald allgegenwärtig sein.» Anwender würden damit Teil von Hitachis Vision «Innovate with Information», sagte Carbonare.

Cloud-Services und Partner­programm

HDS bietet neu auch das Cloud-Angebot «Hosted Cloud Storage» für unstrukturierte Daten an. Der Dienst richtet sich an Unternehmen oder sonstige Organisationen, die gewillt sind, ihre Daten auch ausserhalb des eigenen Rechenzentrums zu speichern.

Die Cloud-Optionen setzen auf den HDS-Plattformen auf und ermöglichen laut Hersteller den einfachen, zuverlässigen und ortsunabhängigen Zugriff auf Daten. Die neuen Services werden von HDS-Mitarbeitern anhand von Best Practices verwaltet.

Neben diversen Cloud-Speicherservices werde auch die REST-Schnittstelle unterstützt, durch die eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen Storage und Unternehmensapplikationen gewährleistet sei. Die Hitachi Cloud Services sollen in den USA bereits jetzt und in weiteren Ländern im Laufe des Jahres verfügbar sein.

Ergänzend dazu führt HDS das «Hitachi Cloud Service Provider Program» ein. Das Programm wurde für Partner entwickelt, betont HDS. Die Partner könnten künftig neben eigenen Leistungen direkt Cloud-Services auf Basis von HDS-Lösungen hosten, verwalten und verkaufen. Das neue HDS-Partner-Framework enthält weitere Optionen, wie etwa Cloud Builder oder Cloud Reseller. Alle Partner, die Cloud Services anbieten, könnten das Programm sofort nutzen.

Webcode
ZLzM6tVN