Hubert ­Rémond im Podium Netzwerktechnik

Spie ICS sagt, wo der Markt auf dem Weg zu Wi-Fi 7 steht

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von Coen Kaat

Im Januar 2024 hat die Wi-Fi Alliance offiziell mit der Zertifizierung von Geräten für ­Wi-Fi 7 begonnen. Wie weit die Adoption schon vorangeschritten ist und worauf beim Umstieg auf den neuen WLAN-Standard zu achten ist, sagt Hubert ­Rémond, Head of Business Development Connectivity and Cybersecurity bei Spie ICS.

Hubert ­Rémond, Head of Business Development Connectivity and Cybersecurity bei Spie ICS. (Source: zVg)
Hubert ­Rémond, Head of Business Development Connectivity and Cybersecurity bei Spie ICS. (Source: zVg)

Wo steht die Entwicklung von Wi-Fi 7 aktuell?

Hubert Rémond: Derzeit ist Wi-Fi 7 Early Adopters vorbehalten, da der Standard noch nicht offiziell ratifiziert wurde. Nur wenige Hersteller bieten derzeit APs (Access Points) an, die Wi-Fi 7 unterstützen, das gleiche sehen wir bei den wenigen der heute auf dem Markt erhältlichen Endpunkten.

Wie weit ist die Adoption von Wi-Fi 7 in der Schweiz fortgeschritten?

Erst wenige Kunden sind auf den Zug aufgesprungen, vor allem darum, weil ihre Geräte Wi-Fi 7 auch unterstützen müssen, um die Vorteile nutzen zu können – und das kostet. Unternehmen werden zunächst versuchen, ihre früheren Investitionen zu amortisieren, indem sie den Lebenszyklen der installierten APs folgen, sowie mehr kompati­ble, sprich kostengünstigere Client-Geräte zu erhalten, bevor sie auf Wi-Fi 7 umstellen. Dennoch: Einige Kunden beginnen, eine Wi-Fi-first-Strategie in Büroumgebungen einzuführen. Diese werden im Laufe des Jahres 2025 mit dem Einsatz von Wi-Fi 6E/7-APs starten.

Was sind die wichtigsten technologischen Neuerungen von Wi-Fi 7 gegenüber Wi-Fi 6 für Unternehmensumgebungen?

Wi-Fi 7 bietet unter idealen Bedingungen eine grössere Frequenzbandbreite, mehr Datenströme sowie eine verbesserte Modulation und damit eine höhere theoretische Leistung, eine Verbesserung beim Umgang mit Interferenzen sowie bei der Sicherheit, etwa WPA3. Der Sprung zwischen Wi-Fi 6 und Wi-Fi 7 ist aber eher gering, verglichen mit demjenigen zwischen Wi-Fi 5 und Wi-Fi 6, der viel deutlicher ausfiel.

Was sollte man bei der Integration von Wi-Fi 7 in bestehende IT-­Infrastrukturen beachten, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten?

Die Software sollte möglichst aktuell sein, um rechtzeitig bereit zu sein. Wenn hohe Bandbreiten genutzt werden sollen, erfordert dies umfangreiche Aufrüstungen der LAN-Infrastruktur (10-Gbit/s-Ports pro AP oder mehr, 30+ Watt PoE pro AP) und damit weitere Investitionen, um die Vorteile voll auszuschöpfen. Die Bedarfsanalyse und die Analyse der Auswirkungen einer Wi-Fi-7-Migration sind daher für eine erfolgreiche Einführung von entscheidender Bedeutung.

Wie schätzen Sie das Potenzial von Wi-Fi 7 in den Bereichen IoT und Industrie 4.0 ein?

Im Vergleich zu Wi-Fi 6 bietet Wi-Fi 7 zwar eine höhere Bandbreite, aber um die nutzen zu können, müssen leistungsstarke Adapter in die Client-Geräte eingebaut werden, was bei IoT-Geräten, die in der Regel sehr einfach und auf Effizienz ausgelegt sind, nicht immer der Fall ist. Das Potenzial muss noch nachgewiesen werden. Andere Technologien wie Private 5G bieten ebenfalls interessante Ansätze für OT-Umgebungen.

 

Die Antworten auf diese und weitere Fragen haben:

  • André Drifte, Alltron: "Bestehende Verkabelungen müssten unter Umständen mit Cat.-6A-Patchkabeln ersetzt werden."
  • Aurelio ­Elsener, Studerus: "Sinnvoll ist der Einsatz von Triple-Radio-Devices, um alle drei Frequenzbänder abzudecken."
  • Antonio Lopes, AVM: "Vor der Integration sollten Unternehmen dafür sorgen, dass die gesamte Infrastruktur für die höheren Geschwindigkeiten dimensioniert ist."
  • Michael Müller, Lancom: "Wichtig ist, die Leistungsfähigkeit der vorgeschalteten LAN-Komponenten im Blick zu behalten."
  • Gregor Naef, Achermann ICT-Services: "Beim Übergang zu Wi-Fi 7 sollte sichergestellt werden, dass die bestehende Infrastruktur rückwärtskompatibel ist."
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