Antonio ­Lopes im Podium Netzwerktechnik

AVM sagt, wo der Markt auf dem Weg zu Wi-Fi 7 steht

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von Coen Kaat

Im Januar 2024 hat die Wi-Fi Alliance offiziell mit der Zertifizierung von Geräten für ­Wi-Fi 7 begonnen. Wie weit die Adoption schon vorangeschritten ist und worauf beim Umstieg auf den neuen WLAN-Standard zu achten ist, sagt Antonio ­Lopes, Key Account Manager bei AVM Schweiz.

Antonio ­Lopes, Key Account Manager bei AVM Schweiz. (Source: zVg)
Antonio ­Lopes, Key Account Manager bei AVM Schweiz. (Source: zVg)

Wo steht die Entwicklung von Wi-Fi 7 aktuell?

Antonio Lopes: Der Zertifizierungsprozess der für Wi-Fi 7 notwendigen Komponenten startete erst im Januar dieses Jahres. So gibt es nur wenige High-End-Geräte, die die Bandbreiten des neuen Standards voll ausschöpfen und von den eingeführten Verbesserungen vollumfänglich profitieren.

Wie weit ist die Adoption von Wi-Fi 7 in der Schweiz fortgeschritten?

Antonio ­Lopes: Dank des fortschreitenden Netzausbaus (mit 10 Gbit/s XGS-PON und 2,5 Gbit/s Coax) verfügt die Schweiz bereits über hohe Bandbreiten am Internetanschluss, die perfekt mit Wi-Fi 7 harmonieren. Die Einführung von Wi-Fi 7 steht hierzulande allerdings aufgrund der geringen Anzahl kompatibler Endgeräte noch am Anfang. Die zunehmende Verfügbarkeit von Netzwerkgeräten und Clients mit Wi-Fi 7 dürfte aber die Adoption des neuen Standards beschleunigen, besonders in KMUs und an öffentlichen Orten mit vielen gleichzeitigen Netzwerknutzern.

Was sind die wichtigsten technologischen Neuerungen von Wi-Fi 7 gegenüber Wi-Fi 6 für Unternehmensumgebungen?

Im Unternehmensumfeld zeichnen sich einige Merkmale von Wi-Fi 7 als ausschlaggebend aus: Es bietet höhere Geschwindigkeiten (bis zu 46 Gbit/s) und breitere Kanäle (320 MHz gegenüber 160 MHz bei Wi-Fi 6) sowie eine effizientere Modulationstechnik (4096-QAM statt 1024-QAM bei Wi-Fi 6) für ein Maximum an Zuverlässigkeit. Dank adaptiver Kanalnutzung kann Wi-Fi 7 Netzwerkstörungen besser handhaben und sorgt dadurch für stabilere Verbindungen. MLO (Multi-Link Opera­tion = gleichzeitige Nutzung mehrerer Kanäle in verschiedenen Frequenzbändern) sowie die Reduzierung von Latenzzeit und Interferenzen sorgen ebenfalls für einen höheren Datendurchsatz in dicht besiedelten Gebieten oder Unternehmensumgebungen.

Was sollte man bei der Integration von Wi-Fi 7 in bestehende IT-­Infrastrukturen beachten, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten?

Vor der Integration sollten Unternehmen dafür sorgen, dass die gesamte Infrastruktur für die höheren Geschwindigkeiten von Wi-Fi 7 dimensioniert ist: Nicht nur die Internetbandbreite am Anschluss, sondern auch die Ethernet-Verkabelung und Switches sollten 10 Gbit/s oder mehr unterstützen, um Flaschenhälse zu vermeiden. Darüber hinaus nutzt der neue Standard das 6-GHz-Band in Kombination mit 2,4 GHz und 5 GHz. Bei der Integration sollte geprüft werden, welche Frequenzen am Standort genutzt werden dürfen. In der Schweiz sind aktuell nur die Frequenzen 5945 bis 6425 MHz freigegeben.

Wie schätzen Sie das Potenzial von Wi-Fi 7 in den Bereichen IoT und Industrie 4.0 ein?

Dank der hohen Bandbreite ist Wi-Fi 7 besonders für industrielle IoT-Anwendungen mit grossen Datenmengen von Vorteil. Dazu zählen die Echtzeitüberwachung, intelligente Fertigungsprozesse und Fabriken mit vielen gleichzeitig aktiven Sensoren. Auch für autonome Fahrzeuge, Drohnen oder Roboter in Lagerhäusern ist eine stabile, schnelle und latenz­arme drahtlose Kommunikation unerlässlich. Wi-Fi 7 könnte zur Effizienz solcher Systeme beitragen und die Integration autonomer Technologien in der Industrie weiter vorantreiben.

 

Die Antworten auf diese und weitere Fragen haben:

  • André Drifte, Alltron: "Bestehende Verkabelungen müssten unter Umständen mit Cat.-6A-Patchkabeln ersetzt werden."
  • Aurelio ­Elsener, Studerus: "Sinnvoll ist der Einsatz von Triple-Radio-Devices, um alle drei Frequenzbänder abzudecken."
  • Michael Müller, Lancom: "Wichtig ist, die Leistungsfähigkeit der vorgeschalteten LAN-Komponenten im Blick zu behalten."
  • Gregor Naef, Achermann ICT-Services: "Beim Übergang zu Wi-Fi 7 sollte sichergestellt werden, dass die bestehende Infrastruktur rückwärtskompatibel ist."
  • Hubert ­Rémond, Spie ICS: "Die Bedarfsanalyse und die Analyse der Auswirkungen einer Migration sind für eine erfolgreiche Einführung von entscheidender Bedeutung."
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