André Drifte im Podium Netzwerktechnik

Alltron sagt, wo der Markt auf dem Weg zu Wi-Fi 7 steht

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von Coen Kaat

Im Januar 2024 hat die Wi-Fi Alliance offiziell mit der Zertifizierung von Geräten für ­Wi-Fi 7 begonnen. Wie weit die Adoption schon vorangeschritten ist und worauf beim Umstieg auf den neuen WLAN-Standard zu achten ist, sagt André Drifte, Senior Product Manager Infrastructure bei Alltron.

André Drifte, Senior Product Manager Infrastructure bei Alltron. (Source: zVg)
André Drifte, Senior Product Manager Infrastructure bei Alltron. (Source: zVg)

Wo steht die Entwicklung von Wi-Fi 7 aktuell?

André Drifte: Offiziell wurde der Wi-Fi-7-Standard im Januar 2024 verabschiedet. Erste Marken wie TP-Link Omada sowie Huawei AirEngine führten direkt danach erste lieferbare Produkte ein. Bald folgten Ubiquiti Unifi und Zyxel Nebula. HPE Aruba startete im dritten Quartal mit Wi-Fi 7. Cisco und Meraki sowie weitere Hersteller werden bald folgen oder haben auch schon Wi-Fi-7-Access-Points lanciert.

Wie weit ist die Adoption von Wi-Fi 7 in der Schweiz fortgeschritten?

Wi-Fi 7 von Ubiquiti Unifi wurde am Markt von unseren Kunden sofort angenommen. Sonst verläuft die Adoption bisher verhalten. Marktführende Hersteller beginnen allmählich mit der Lancierung. Der Wi-Fi-7-Marktanteil bei Alltron-Partnern beträgt knapp unter 5 Prozent; weltweit liegt Wi-Fi 7 gemäss IDC erst bei 2,8 Prozent.

Was sind die wichtigsten technologischen Neuerungen von Wi-Fi 7 gegenüber Wi-Fi 6 für Unternehmensumgebungen?

Die deutlich höhere Kanalbreite bis zu 320 MHz und geringere Latenzen bringen potenziell massiv höhere Datenraten bei immer mehr Nutzern gleichzeitig. Wi-Fi-6E- und -7-fähige Endgeräte nutzen zusätzlich das kaum ausgelastete 6-GHz-Band. Multi-Link Operation unterstützt das Verbinden über 5- und 6-GHz-Frequenzbänder gleichzeitig. Ferner geht Wi-Fi 7 besser mit Frequenzstörungen um. Standardmässig wird Wi-Fi 7 via WPA3 Enterprise verschlüsselt. Das alles ist für Unternehmenskunden von grossem Vorteil.

Was sollte man bei der Integration von Wi-Fi 7 in bestehende IT-­Infrastrukturen beachten, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten?

Wi-Fi-7-Access-Points benötigen eine Multi-Gigabit-fähige Netzwerkverkabelung, sprich mindestens 2,5 Gbps Durchsatz. Bestehende Cat.-5e- und Cat.-6-Verkabelungen müssten unter Umständen mit Cat.-6A-Patchkabeln ersetzt werden. Ebenso steigt die maximale Leistungsaufnahme der Access-Points, sodass die Power-over-Ethernet-Switche mindestens PoE+ (30 Watt) respektive PoE++ (60 Watt) pro Port liefern müssen. Endgeräte sollten immer aktuelle WLAN-Treiber installiert haben.

Wie schätzen Sie das Potenzial von Wi-Fi 7 in den Bereichen IoT und Industrie 4.0 ein?

IoT und Industrie 4.0 benötigen in der Regel geringere Datentransferraten. Viele Geräte sind nur mit 2,4 GHz ausgestattet, kommunizieren über Zigbee oder andere Funktechniken. Sie würden von Wi-Fi 7 durch geringe Latenzen und verbessertes Störungsmanagement profitieren.

 

Die Antworten auf diese und weitere Fragen haben:

  • Aurelio ­Elsener, Studerus: "Sinnvoll ist der Einsatz von Triple-Radio-Devices, um alle drei Frequenzbänder abzudecken."
  • Antonio Lopes, AVM: "Vor der Integration sollten Unternehmen dafür sorgen, dass die gesamte Infrastruktur für die höheren Geschwindigkeiten dimensioniert ist."
  • Michael Müller, Lancom: "Wichtig ist, die Leistungsfähigkeit der vorgeschalteten LAN-Komponenten im Blick zu behalten."
  • Gregor Naef, Achermann ICT-Services: "Beim Übergang zu Wi-Fi 7 sollte sichergestellt werden, dass die bestehende Infrastruktur rückwärtskompatibel ist."
  • Hubert ­Rémond, Spie ICS: "Die Bedarfsanalyse und die Analyse der Auswirkungen einer Migration sind für eine erfolgreiche Einführung von entscheidender Bedeutung."
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