KI als Produktivitäts-Booster? Softwareentwickler und Manager sind sich uneins
KI ist das effektivste Mittel, um Produktivität und Zufriedenheit von Softwareentwicklern zu steigern. Das glauben zumindest die für eine Atlassian-Untersuchung befragten Führungskräfte. Die Entwickler und Entwicklerinnen selbst sind deutlich weniger optimistisch.
Alles auf KI! Diese Haltung scheint in vielen Führungsetagen zu herrschen. Eine unlängst von Atlassian veröffentlichte Untersuchung ist da keine Ausnahme. Für die Studie mit dem Titel "State of developer experience report 2024" liess das Unternehmen 900 Softwareentwickler sowie 1250 Führungskräfte (Leader genannt) befragen. Im Mittelpunkt der Studie stand der Alltag von Softwareentwicklern, welche Probleme darin auftreten und wie sich diese beheben liessen.
In der Umfrage gaben die Leader an, KI-getriebene Automatisierung sei das effizienteste Werkzeug, um Produktivität und Zufriedenheit ihrer Entwickler zu steigern. Überwältigende 99 Prozent räumten ein, die Arbeit von Developern sei in den letzten Jahren herausfordernder geworden. Als grösste Herausforderungen nennen sie den Fachkräftemangel, die Ausweitung der Arbeitsrolle, neue Technologien, die wechselnden Kontexte verschiedener Tools oder die Zusammenarbeit mit anderen Teams.
Übrigens ist KI nicht das einzige Mittel, mit dem Manager ihre Entwickler produktiver und zufriedener zu machen glauben. Weitere oft genannte Massnahmen sind neue Kollaborations-Tools, Risiken eingehen und Experimente wagen, die Entscheidungsfindung verbessern und Hackathons veranstalten.
Entwickler fühlen sich von Führungsetage nicht wahrgenommen
Die Entwicklerinnen und Entwickler selber zeigen sich in puncto KI deutlich weniger optimistisch als ihre Chefs: 30 Prozent der Befragten geben an, KI-Tools steigere ihre Leistung aktuell überhaupt nicht. Ein weiteres Drittel (32 Prozent) erlebt KI als "ein wenig" produktivitätssteigernd. Das letzte Drittel ist aufgeteilt in "moderat" (22 Prozent), "sehr" (11 Prozent) und "extrem" steigernd (5 Prozent).
Nach ihrem Ausblick für die nächsten zwei Jahre befragt, hellt sich die Stimmung etwas auf: 35 Prozent sind "moderat" davon überzeugt, dass KI-Tools die Leistung in der Softwareentwicklung steigern werden. 26 Prozent sind davon sogar "sehr" oder "extrem" überzeugt. Atlassian merkt aber an, dass auch mit diesem Ergebnis die Entwickler weniger enthusiastisch seien als die Manager.
Zu ihrem Alltag gaben 69 Prozent der befragten Entwicklerinnen und Entwickler des Weiteren an, wöchentlich bis zu 8 Stunden Arbeitszeit aufgrund von Ineffizienzen zu verlieren. Die grössten Bremsklötze sind dabei technische Schulden und ungenügende Dokumentation. Und mit 44 Prozent glaubt nicht einmal die Hälfte der Befragten Entwickler, dass sich die Führungsetage dieser Probleme bewusst sei.
"KI kann dazu beitragen, die Erfahrung der Entwickler zu verbessern, aber sie kann nicht alle Probleme der Entwicklungsteams lösen, um die Produktivität und Zufriedenheit zu steigern", schreibt Atlassian. "Es ist wichtig, dass Führungskräfte die Entwickler nach ihren Reibungspunkten fragen und sich dann auf die Implementierung der richtigen Tools und kulturellen Veränderungen konzentrieren, um etwas zu bewirken."
Auch KI-Überwachung von Angestellten kann sich schlecht auf Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden auswirken. Das ergab eine Untersuchung der Cornell University, über die Sie hier mehr erfahren.