Preiserosion schwächt das Display- und Beamer-Geschäft
Die Preiserosion am Display-Markt geht einher mit einem zurückgehenden Absatz. Das wird vielen Händlern zusetzen. Besser sieht es dagegen im Geschäft mit Beamern aus. Durch neue Leuchtmittel, einem breiten Angebot an Kurzdistanz-Projektoren und Innovationen seitens der Hersteller bieten sich den Händlern gerade hier Möglichkeiten.
Wie Displaysearch für das vergangene Jahr ermittelt hat, ging der Absatz von Office-Displays um ein Prozent auf 196,9 Millionen Geräte zurück. Anders in der Schweiz: Im vergangenen Jahr sind mit 606 000 Monitoren 7,25 Prozent mehr Geräte ausgeliefert worden als noch ein Jahr zuvor. Dennoch ging der Umsatz um eine Million auf 165 Millionen Franken zurück. Eines ist klar: Die Preise am Display-Markt, wie in so vielen Bereichen des IT-Markts, erodieren. Ein weiterer Grund, weshalb mit Monitoren weniger verdient werden wird, scheint beim Bedarf zu liegen: Während der Markt für Desktop-Rechner und Workstations stagniert, nimmt der Absatz an mobilen Geräten zu. So wurden 2010 835 000 Notebooks absetzt, im vergangenen Jahr 927 000 und dieses Jahr sollen es 1,02 Millionen Notebooks sein. Vielen Usern reichen bereits die integrierten Bildschirme in Grössen zwischen 13 und 17 Zoll. Die Zahlen von GfK Schweiz scheinen das zu belegen. Für dieses Jahr erwarten die Marktforscher mit 580 000 Einheiten bereits 26 000 Monitore weniger als für das vergangene Jahr. Und der Trend hält an: Nächstes Jahr werden voraussichtlich nochmals 30 000 Geräte weniger abgesetzt werden als dieses Jahr. Damit sinken auch die Umsätze, prophezeit GfK für den Schweizer Markt. Nach 145 Millionen Franken dieses Jahr sollen es nächstes Jahr noch 121 Millionen Franken sein, die der Schweizer IT-Markt und somit die Schweizer Händler als solche mit Bildschirmen für das Büro umsetzen werden.
Beamer-Markt
Hoffnung macht der Beamer-Markt: Nachdem 2010 52 000 Projektoren ausgeliefert worden waren, gingen im vergangenen Jahr 59 000 Geräte an Endkunden. Für dieses Jahr rechnet GfK Schweiz mit 62 000 Projektoren und nächstes Jahr mit 65 000 ausgelieferten Geräten. Doch auch hier zeigt sich die Preiserosion. Nach 63 Millionen Franken im Jahr 2010 sank der Umsatz im vergangenen Jahr auf 62 Millionen Franken. Dieses Jahr, so die Schätzung der Marktforscher, werde der Umsatz auf 59 Millionen Franken und nächstes Jahr auf 55 Millionen Franken sinken. Unglücklicherweise haben sich Endkunden an die stetig sinkenden Preise gewöhnt, weiss Michael Senn, Geschäftsleiter des Projektoren-Distributors Pixel Systems: "Die Verbraucher verlangen heute hochauflösende Geräte, sprich mit Full-HD-Auflösung, zu erschwinglichen Preisen." Dells Senior Regional Manager Channel, Stephan Muehlemann, weist auch auf die Konkurrenz im Consumer-Bereich hin: Grossfernseher mit modernster Technik und grosser Leuchtkraft, die immer günstiger werden. "Das Wachstum fokussiert sich zunehmend auf den Businessbereich", fasst Muehlemann die diesjährige Entwicklung am Markt aus seiner Sicht zusammen.
Deshalb sehen die Hersteller dieses Jahr mit gemischten Gefühlen. Mit einem Abwärtstrend rechnet etwa Canon. Arno Zindel, Channel Director, Partner Channel & Distribution bei Canon Schweiz, erwartet für den B2B-Massenmarkt für dieses Jahr eine Preis- und Margenerosion. Hinzu komme konjunkturbedingt ein leichter Dämpfer bei der Nachfrage. Hingegen dürften Händler den Schätzungen Zindels zufolge gut damit beraten sein, sich dieses Jahr wieder auf den Consumer-Markt zu konzentrieren. "Im Home-Cinema-Bereich rechnen wir im Sommer dank der Euro 2012 und den Olympischen Spielen punktuell mit Nachfragesteigerungen", so Zindel. Leider würden sich die zwei Highlights nicht nachhaltig auf die Nachfrage auswirken, dämpft er aber die Hoffnung auf anhaltend gute Geschäfte. Dem widerspricht Giordano Sticchi, Leiter der Schweizer Niederlassung von Epson: "Der Projektionsmarkt befindet sich nach wie vor im Aufwind." Sein Unternehmen verzeichne hierzulande den Trend, dass besonders Schulen wieder verstärkt mit Projektoren arbeiten würden, um den Unterricht möglichst multimedial zu gestalten. Auch implementierten Unternehmen mehr Beamer als Bestandteil von Telekonferenzsystemen. "Ein Segment mit weiterhin gutem Wachstumspotenzial", so Sticchi. Das Wachstum fokussiert sich zunehmend auf den Businessbereich, im Homebereich wird sich das Wachstum hingegen eher verlangsamen.
3M sieht am Markt derzeit ebenfalls den Trend zu interaktiven Projektionssystemen, wie Stefan Tatzl, Marketing MISD & Channel Marketing Retail Consumer & Office Business, erklärt. Im Bereich der interaktiven Projektoren steht die Bearbeitung von Inhalten, etwa im Meeting, direkt am projizierten Bild im Mittelpunkt. Inhalte werden dabei auf ein Whiteboard projiziert und können mittels spezieller Stifte direkt bearbeitet werden. Zusätzliche Technik hilft, die neuen Inhalte, beispielsweise eine Anmerkung auf einer Powerpoint-Folie, zu speichern. Für diese Art der Datenbearbeitung eignet sich am besten ein Ultrakurzdistanz- Projektor, auf die einige Anbieter grosse Stücke setzen, so etwa Sony, Canon oder Pixel Systems. Ergänzt werden diese interaktiven Lösungen durch 3-D-Fähigkeit. Zum Beispiel für Simulations- und Schulungsbereiche. Ebenfalls wichtig sind Schnittstellen, wie die Hersteller betonen: So gehören neben dem RGB-Anschluss heute auch Display-Port, Thunderbolt und Netzwerkfähigkeit zu einer guten Ausstattung dazu. Am besten drahtlos über WiFi oder Bluetooth. Interessant sind auch Anwendungen wie die Funkübertragung von HDMI-Signalen, wie sie beispielsweise Epson anbietet. Nicole Bartes, Marketing Communications Manager DACH im Bereich Video Security, Projection & Public Displays, Professional Solutions Europe bei Sony, glaubt, dass der Umweltaspekt für Kunden wichtig ist. Daher seien Projektoren am Markt erfolgreich, die neben niedrigem Stromverbrauch Eco- Funktionen, Abschaltautomatik und unterschiedliche Helligkeitsmodi bieten.
Trend LED-Leuchtmittel
Die Geräte können aber noch so viele Features haben: Gutes Licht ist beim Beamer unerlässlich. Bei den Leuchtmitteln geht der Trend hin zu LED-Lichtquellen. Diese seien heute schon fast so lichtstark wie herkömmliche Lampen, bei einer Lebensdauer von über 20 000 Stunden, wie Fabian Jacobi, Sales and Marketing bei Acer Schweiz, erklärt. Aber auch hierzu gibt es andere Meinungen. So glaubt der Mitsubishi- und Kindermann-Distributor CPP AG noch nicht daran, dass LED schon als Ersatz für herkömmliche Leuchtmittel eingesetzt werden kann. Denn bis dato, hält CPP den LED Fans entgegen, seien weder der Farb raum noch die Helligkeit zufriedenstellend. Daher werde LED wohl erst nächstes Jahr so weit sein. Weitere Alternativen sind Leuchtmittel wie LED-Laser-Kombinationen, bei denen bestimmte Grundfarben mittels LEDs und weitere Farben mittels Laser dargestellt werden. Oder reine Laser-Beamer, wie sie BenQ Anfang dieses Jahres vorgestellt hat. Allerdings lösen diese in XGA beziehungsweise WXGA auf. Kunden wollen aber hochauflösende Geräte. Kleinere Auflösungen sind hingegen in Ordnung bei kleinen, sogenannten Pocketbeamern.
Hier wiegen Kriterien wie Mobilität und alltagstaugliche Leistungsfähigkeit schwerer. Dem grössten Kritikpunkt der Gegner von Pocketbeamern hält Tatzl von 3M entgegen, dass gerade im Bereich der Lichtleistung der Mini-Beamer sich in den kommenden Jahren einiges weiterentwickeln werde. Nach Angaben der Marktforscher von Pacific Media Associates sei der Markt für sogenannte New-Era-Projektoren um 600 Prozent gewachsen. Unter New-Era-Beamern verstehen die Marktforscher Projektoren wie Pocketbeamer und Beamer, die in Geräten wie Smartphones, Foto- und Videokameras verbaut sind. Für dieses Jahr erwarten die Analysten, dass die Verkäufe dieser New- Era-Geräte um 115 Prozent steigen werden.