Kolumne: Unternehmensentwicklung

Toxische Positivität – zu viel Positivität zerstört Ihre Führung

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Positive Leadership ist in aller Munde. Doch Achtung: Positivität kann Ihre Führung zerstören. Ich zeige Ihnen aus unserer Coaching-Praxis, warum das so ist und worauf Sie achten müssen.

(Source: dusanpetkovic1 - stock.adobe.com)
(Source: dusanpetkovic1 - stock.adobe.com)

Positivität ist der «neue» grosse Erfolgsfaktor in der Führung. Doch offenbar ist es mit den positiven Emotionen gar nicht so einfach. Denn die Positivität wird oft falsch verstanden. Dann kann Positivität schnell toxisch werden. Was positiv gemeint war, wirkt vergiftend. Die Grenzen zwischen «guter» und toxischer Positivität sind oft flies­send, was es komplex macht.

Was ist toxische Positivität in der Führung?

Toxische Positivität in der Führung ist, wenn Führungskräfte in der falschen Situation versuchen, zu positiv zu sein. Positivität ist für die mentale Gesundheit nachweislich gut und sehr wichtig. Aber wie alles im Leben: Alles Extreme ist nicht gut. Leben Führungskräfte die Positivität ex­trem, werden negative Gefühle negiert und gefühlt verboten. Das wirkt auf die ganze Organisation toxisch.

Warum ist toxische Positivität in der Führung schädlich?

Toxische Positivität führt dazu, dass sich Kollegen nicht verstanden fühlen. Sie fühlen sich nicht ernst genommen. Das bringt grosse Distanz, und die zwischenmenschliche Verbindung geht verloren. Das Führungsverhalten wird als nicht empathisch wahrgenommen – alles andere als gute Leadership. Die Mitarbeitenden fühlen sich allein gelassen und die Zufriedenheit und Arbeitsleistung gehen bachab.

Die drei Arten toxischer Positivität

  1. Probleme herunterspielen: Toxisch positive Menschen spielen Probleme herunter. Selbst traumatische Erlebnisse werden kleingeredet: Man solle sich nicht so haben.
  2. Negative Gefühle verurteilen: Negative Emotionen wie Traurigkeit oder Angst werden verurteilt. «Alles happy!», ist das Motto. Schon eine Begrüssung mit «Alles klar bei dir?!» kann den Boden für toxische Positivität ebnen.
  3. Harmonie erzwingen wollen: In Teams, in denen es krampfhaft harmonisch ist, fühlen sich letztlich alle schlecht. Es herrscht der Druck, nichts Negatives anzusprechen und alles schönzureden.

Die Top-Fünf-Klassiker toxischer Positivität in der Führung

  1. «Sieh es doch einfach positiv.» Diese Aussage ist der Inbegriff toxischer Positivität. Weit verbreitet und dennoch richtig schlecht für jeden Menschen, der es eben gerade (noch) nicht einfach nur positiv sehen kann, sind Erlebnisse zu tiefgreifend für einen, einfach nur verletzend, dies zu hören.
  2. «Denke einfach nicht darüber nach.» Wie soll das gehen, wenn jemand grosse Probleme sieht? Man soll es einfach verdrängen, was einen so sehr beschäftigt. Das kann grosse Schäden verursachen. Denn verdrängte Gefühle machen Menschen krank. Und die Person wird Sie als desinteressierte, unempathische Führungskraft wahrnehmen.
  3. «Es ist doch nicht so schlimm.» Wie schlimm etwas ist, empfindet jede Person anders. Nimmt die angesprochene Person die Situation als viel schlimmer und auswegloser wahr als Sie, wird sie sich nicht verstanden fühlen. Die zwischenmenschliche ­Beziehung wird damit geschädigt.
  4. «Die Zeit heilt alles.» Nicht alle Personen verarbeiten negative Erlebnisse und die damit verbundenen Gefühle gleich und auch nicht gleich schnell. Die einen brauchen weniger lange, andere länger. Auch hier wird sich die Person nicht verstanden fühlen. Die Beziehung zur Person wird darunter ­leiden.
  5. «Nicht aufgeben, du schaffst das.» Dinge können schief gehen und funktionieren nicht. Niemand schafft alles. Und nicht jedem macht dasselbe gleich zu schaffen. Während nach einem Ereignis die einen schon so weit sind und fühlen, dass sie es schaffen werden, sind andere noch nicht so weit. Diese werden sich mit solchen Aussagen nicht verstanden fühlen.

So verhindern Sie toxische Positivität

Wenn Ihnen das nächste Mal eine dieser Aussagen auf der Zunge liegt, fragen Sie Ihren Mitarbeitenden besser: «Wie fühlst du dich?» Negative Gefühle brauchen ihren Raum. Sie sind nicht einfach weg, weil man sagt, sie sollen nicht sein. Das heisst einfühlen, sich Zeit nehmen, verbunden sein. In der Führung ist es entscheidend, Lösungen zu finden. Ein «Was würde dir gerade guttun?» ermöglicht bei negativen Gefühlen neue Perspektiven und Möglichkeiten. Führungsarbeit ist reine Beziehungsarbeit.

Wie gehen Sie mit negativen Gefühlen in Ihrer Organisa­tion um? Was läuft rund? Was macht Ihnen und Ihren Führungspersonen zu schaffen? Worin sollten Sie sich weiterentwickeln?

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