"Wir haben in den letzten Monaten die richtigen Entscheidungen getroffen"
Computerlinks Schweiz hat eine turbulente Zeit hinter sich. Nach dem Massenexodus bei den Angestellten und dem plötzlichen Abgang von Country Manager Domenico Lojacono übernahm diesen Sommer Verkaufsleiter Arthur Frei die Geschäftsführung. Im Gespräch mit IT-Markt erklärt Frei, wie es ihm seit August in seinem neuen Amt erging.
Sie sind seit Mitte August Geschäftsführer von Computerlinks in der Schweiz. Wie sind Sie gestartet?
Arthur Frei: Ich konnte ausserordentlich gut in meine neue Funktion starten. Da ich schon seit Januar im Unternehmen war, kannte man mich ja schon. Und ich hatte von den Mitarbeitenden, von den Resellern, von den Herstellern sowie vom Headquarter in München von Beginn an die bestmögliche Unterstützung. Es war optimal.
Wie hat sich die Stimmung bei Computerlinks seither verändert?
Die Stimmung hat sich durchs Band positiv verändert. Sowohl die Einsatzbereitschaft und ich glaube auch das Wohlbefinden der Belegschaft haben sich spürbar verbessert.
Und ist auch in der Personalsituation im Unternehmen wieder mehr Ruhe eingekehrt? Sie haben dieses Jahr ja einige gute Mitarbeiter verloren …
Ja, absolut. Wir haben aber auch neue, gute und erfahrene, im Markt bekannte Fachkräfte eingestellt, um unser Team zu verstärken.
Konnten Sie auch wieder Leute zurückgewinnen, die das Unternehmen bereits verlassen hatten, und gab es Personen, die ihre Kündigung zurückzogen?
Ja.
Was war denn der Ausschlag für die starke Fluktuation?
Ich kann nicht sagen, was vor meiner Zeit nicht optimal gelaufen ist. Was ich sagen kann ist, dass die Organisationsstruktur und Aufgabenverteilung nicht optimal aufeinander abgestimmt waren.
Sind Sie jetzt so aufgestellt, dass Sie optimal am Markt agieren können oder brauchen Sie noch zusätzliche Mitarbeiter?
Grundsätzlich haben wir die Mannschaft zusammen, so wie ich mir das vorstelle. Und wir haben derzeit keine offenen Stellen, die wir zwingend besetzen müssten. Gute Leute, die etwas bewegen wollen, innovativ sind, Machertypen eben, kann man aber immer gebrauchen. Da sind wir offen.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Kollegial, aber bestimmt, mit klaren Vorgaben und Zielen. Mit "bestimmt" meine ich, dass ich weiss, was ich will und wie ich das, was ich will, erreichen möchte. Mit "kollegial" meine ich, dass ich die Hierarchien flach halten möchte und Entscheidungen im Team gefällt werden. Ich schätze es, wenn die Mitarbeiter ihre Meinung einbringen, und ich höre auch zu. So ein Unternehmen ist keine One-Man-Show. Eine Firma ist nur so gut wie die Leute, die für sie arbeiten. Alles steht und fällt mit dem Team.
Wie ist das Geschäft dieses Jahr gelaufen?
Trotz der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Veränderungen innerhalb von Computerlinks ist die Geschäftsentwicklung durchaus positiv zu bewerten, und wir sehen uns für das in unserer Branche entscheidende vierte Quartal sehr gut aufgestellt. Wir werden auf jeden Fall schwarze Zahlen schreiben, wenn es im Dezember gut läuft, sogar sehr schwarze.
Ich wusste nicht, dass auch in Ihrem Business das Weihnachtsgeschäft besonders stark ist. Warum ist das so?
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten stellen Unternehmen ihre IT-Investitionen während des Jahres oft etwas zurück. Wenn dann gegen Jahresende absehbar ist, dass die Geschäftszahlen doch gut sind, werden die Mittel doch noch frei. Davon profitieren aber nicht nur wir aus dem Security-Umfeld, sondern das ist ein Phänomen, das wir in der ganzen IT-Branche kennen.
Welche persönlichen Ziele möchten Sie als Country Manager von Computerlinks Schweiz erreichen?
Es liegt mir sehr am Herzen, dafür Sorge zu tragen, dass wir als Computerlinks-Team mit höchst motivierten Mitarbeitenden schnellstmöglich maximale Qualität an unsere Kunden bringen können. Da ich selbst 15 Jahre lang bei Resellern beschäftigt war, kenne ich die Anforderungen sehr genau. Daher weiss ich, was von unseren Partnern gefordert und zu Recht erwartet wird und werde mit meinem Team versuchen, einen optimalen Service anzubieten. Besonderer Fokus liegt auch auf dem Angebot unserer Professional Services, die unseren Kunden entscheidende Wettbewerbsvorteile bieten.
Wie wollen Sie mit dem Unternehmen wachsen?
Die Qualität unseres Agierens am Markt haben wir in den letzten Monaten bereits deutlich steigern können. Im Weiteren streben wir ein gesundes und nachhaltiges Wachstum an und das geht nach meiner Überzeugung nur über entsprechende Mehrwerte und guten Service. Wir wollen nicht einfach grösser werden, sondern qualitativ wachsen.
In welchen Bereichen könnten Sie sich qualitatives Wachstum vorstellen?
Denkbar wäre das beispielsweise in der Value Added Distribution.
Welche Erwartungen haben Sie an Ihre Handelspartner?
Primär wünschen wir uns von unseren Handelspartnern die vom Markt geforderte Produkt- sowie Lösungsinnovation. Oder anders gesagt: Partner sollten sich nicht vor neuen Herausforderungen scheuen, die etwa Social Media im Security-Umfeld mit sich bringen. Sie sollten offen sein, sich in einem dynamischen IT-Umfeld auch dynamisch zu verhalten. Auch wir stellen an uns als Computerlinks denselben Anspruch und möchten diesen gerne gemeinsam mit unseren Partnern wo immer möglich und sinnvoll aus einem "Guss" leben …
Wünschen Sie sich zusätzliche Partner? Was müssen diese mitbringen?
Wir sind stets offen für Neues und stehen zusätzlichem Potenzial immer positiv gegenüber. Wir unterstützen unsere Reseller nach besten Kräften, und auf Herstellerseite orientieren wir uns an den Marktbedürfnissen, und wenn es komplementär zu unserem Best-of-Breed-Produktportfolio ist, sind wir generell offen.
Wie ist Ihr Partnerprogramm aufgestellt?
Ein eigenes Partnerprogramm haben wir nicht. Aber es gelten die Hersteller-Partnerprogramme, die wir für sie nach bestem Wissen und Gewissen umsetzen. Diese sind je nach Lieferant unterschiedlich und stellen verschiedene Anforderungen an die Reseller. Im Rahmen der Partnerprogramme und auch darüber hinaus unterstützen wir unsere Reseller natürlich bei der Aus- und Weiterbildung, helfen Zertifizierungen zu erreichen, machen Produktschulungen, führen Veranstaltungen durch, entwickeln Marketingkampagnen mit ihnen etc.
Mit welchen Herausforderungen sieht sich die IT-Security-Branche dieser Tage konfrontiert?
Die wichtigste Herausforderung ist in der IT-Security, und das ist nicht neu, zwischen Sicherheit und Funktionalität abzuwägen. Anders gesagt: Man muss sich überlegen, wie man die IT so sicher wie möglich macht, ohne die Produktivität der Benutzer zu sehr einzuschränken. Hinzu kommt heute die vermehrte Nachfrage nach dem Einsatz von eigenen Geräten im Sinne von "Bring your own Device", kurz BYOD. Von Mitarbeitern mitgebrachte Smartphones, Tablets oder Notebooks müssen sicher in Firmenumgebungen eingebunden werden, und das betriebssystemübergreifend. Das stellt die IT-Abteilungen in Unternehmen vor neue Sicherheitsprobleme, denn die selbst mitgebrachten Geräte entziehen sich zumindest teilweise der Einflusssphäre der IT-Administratoren. Gleichzeitig haben Unternehmen Richtlinien beziehungsweise Security-Anforderungen. Diese müssen eingehalten werden. Auch gibt es Gesetze. So muss etwa der Datenschutz sichergestellt sein. BYOD steht grundsätzlich im Widerspruch zur IT-Sicherheit der Unternehmen und erfordert entsprechend neue Lösungsansätze.
Und welche sind das?
Das ist nicht so leicht zu beantworten. Man muss sich für jedes Endgerät, jeden Datenstrom, jeden User einzeln überlegen, wie viel Sicherheit es im jeweiligen Fall braucht.
Wie sehen Sie IT-Security im Spannungsfeld der Cloud?
Die Orientierung unserer Kunden in Richtung Cloud ist ein Trend und erfordert entsprechende Security-Lösungen. Für die hieraus erwachsenen Anforderungen seitens unserer Kunden sind wir mit unserem Produktportfolio marktführender Security-Hersteller bestens aufgestellt.
Ist IT-Security weiterhin ein "sicheres" Geschäft? Und wenn ja, warum?
Auf jeden Fall, im Zuge der heutigen Möglichkeiten und Ansprüche ist es umso wichtiger, sicherzustellen, dass die richtigen Personen auf höchst einfache, aber auch sichere Art und Weise mit den richtigen Systemen vernetzt sind beziehungsweise Zugriff auf dessen Inhalte und Applikationen erhalten. Die Ansprüche der IT-Sicherheit sind im Wandel und werden sich in Zukunft sicherlich auch deutlich dynamischer im Sinne einer Art künstlicher und lernfähiger Intelligenz entwickeln können müssen, um vermehrt auch Probleme, die Social Media etc. mitbringen, zu adressieren.
Wie will sich Computerlinks in der Schweiz für die Zukunft aufstellen?
Im Zuge des Führungswechsels im August haben wir die Chance wahrgenommen, die besprochenen Massnahmen umzusetzen. Somit können wir nun wieder vertieft auf die Anliegen unserer Reseller wie auch Hersteller eingehen. Positive Feedbacks sind bereits eingegangen. Sie bestätigen uns, dass wir in den letzten Monaten die richtigen Entscheidungen getroffen haben.
Persönlich
Arthur Frei ist seit August Country Manager des IT-Security-Distributors Computerlinks in der Schweiz. Er ist Eidg. Dipl. Ing. FH und verfügt über 15 Jahre Resellererfahrung in den Bereichen Virtualisierung/Zentralisierung/Sicherheit. Er war selbstständig, leitete die Ostschweizer Niederlassung der Inserto AG und die Consulting- & Engineering-Abteilung bei Bechtle. Frei ist verheiratet und hat zwei Kinder. Zu seinen Hobbys zählt er Fitness, Wassersport, Luftfahrt, Technik und IT.