Was das Schweizer RZ-Geschäft derzeit prägt
Um dem hohen Stromverbrauch entgegenzuwirken, investieren RZ-Betreiber in nachhaltige Technologien. Was das konkret bedeutet und wie nachhaltig Schweizer RZs wirklich sind, sagt Olivier Honold, Senior Client Success Manager bei NTT.

Was muss ein RZ-Betreiber heute bieten, um morgen noch im Geschäft zu sein?
Olivier Honold: Die Basis für ein erfolgreiches RZ-Geschäft ist eine kosteneffiziente und ausfallsichere Infrastruktur. Es reicht aber nicht, nur Fläche, Energie, Kühlung und physische Sicherheit anzubieten, gebraucht wird auch Connectivity, also die RZ-Kopplung via Glasfaser und die Anbindung an ISPs, Carrier und Clouds. Zudem sind Zertifizierungen und Compliance wichtig sowie zunehmend Flexibilität und Skalierbarkeit. Schliesslich ändern sich Kundenanforderungen dynamisch, weshalb Unternehmen bei Bedarf schnell und unkompliziert Ressourcen hinzufügen oder entfernen wollen. Beliebt sind auch Remote-Hands-Services, bei denen der RZ-Betreiber Lieferungen annimmt oder Komponenten austauscht, sodass ein Unternehmen dafür keine eigenen Mitarbeitenden vor Ort benötigt.
Algenfarmen, Abwärmenutzung, alternative Energie: Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit bei Schweizer Rechenzentren?
Die meisten Unternehmen achten auf Nachhaltigkeit und fragen gezielt nachhaltige RZ-Services nach. Die Nutzung erneuerbarer Energien ist aber nur ein Aspekt, denn Nachhaltigkeit erfordert einen umfassenden Blick: Wie nachhaltig sind die eingesetzten Baumaterialien, wie gross ist die Abgasbelastung der oft mit Diesel betriebenen Generatoren? Die kommen nämlich nicht nur bei einem Stromausfall zum Einsatz, sondern werden regelmässig Testläufen unterzogen. Der Einsatz von E-Fuels, effiziente Kühlkonzepte, begrünte Flächen, Regenwassernutzung und Stromtankstellen tragen zur Nachhaltigkeit bei und werden bei Öko-Zertifizierungen berücksichtigt.
Olivier Honold, Senior Client Success Manager bei NTT. (Source: zVg)
Und wie nachhaltig sind die Rechenzentren hierzulande wirklich?
RZ-Betreiber achten darauf, in energieeffiziente Technologien zu investieren, etwa für die Kühlung. Im Zusammenspiel mit Virtualisierung und Serverkonsolidierung auf Kundenseite optimiert das den Energieverbrauch sehr effektiv. Unsere Rechenzentren nutzen ein nach ISO 50001 zertifiziertes Energiemanagement und erreichen bereits eine sehr gute Power Usage Effectiveness (PUE). Zudem haben wir uns zum Ziel gesetzt, unsere Rechenzentren bis 2030 klimaneutral zu betreiben. Auf diese Weise leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen in Europa und zu einer nachhaltigen digitalen Zukunft. Viele RZ-Betreiber sind sich ihrer Verantwortung für Umwelt und Klima bewusst und daher wie wir dem Climate Neutral Data Centre Pact beigetreten.
Wie hat sich das Schweizer RZ-Geschäft in den vergangenen zwölf Monaten entwickelt?
Die Nachfrage nach hochverfügbarer RZ-Fläche bleibt ungebrochen gross. Internationale Hyperscaler drängen mit Cloud-Services auf den Markt und stehen mit der heimischen Wirtschaft im Wettbewerb um verfügbare Flächen. Neuerdings treiben zudem für die Masse verfügbare KI-Anwendungen das Flächenwachstum an. Den nächsten grossen Schub könnte das Quantencomputing bringen.
Wie viel Raum bleibt hierzulande neben den grossen Hyperscalern noch für lokale Anbieter?
Lokale Anbieter müssen auf Punkte wie Kundenorientierung, Qualität und Nachhaltigkeit, Kosten sowie den Standort als solches achten. Massgeschneiderte Angebote für den lokalen Markt, aber auch für internationale Player im Cloud-Business sichern ihr Geschäft.
Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:
- Primo Amrein, Microsoft: "Ein RZ-Betreiber muss mehr bieten als nur IaaS-Hosting."
- Arne Benox, Digital Realty: "Ökonomische Ziele tragen häufig dazu bei, die ökologischen zu erreichen."
- Michael Dudli, Xelon: "Die Nachfrage nach Schweizer Lösungen bleibt hoch."
- Erich Hohermuth, NorthC: "Steigende Energiepreise und Versorgungsengpässe haben die Branche stark beeinflusst."
- Roger Semprini, Equinix: "Immer mehr Kunden kommen zu uns, um ihren digitalen Footprint zu verbessern."
- Marco Stadler, Green: "Die Energieeffizienz hat sich in der Branche stark verbessert."
- Patrick Stutz, Mount10: "Der grösste Hebel bei der Nachhaltigkeit liegt beim vom Kunden eingesetzten Equipment."
- Ralph Urech, Data11: "Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit bleiben die wichtigsten Eckpfeiler; der Rest ist Beilage."

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