Was den IT-Leiter von Interdiscount & Microspot.ch an Lizenzmodellen stört

Was beinhaltet Ihre tägliche Arbeit und wo kommen Sie mit IT-Dienstleistern in Berührung?

Marc Zesiger: Als Detailhändler in den Bereichen Heimelektronik und Non-Food sind wir in einem hochkompetitiven Markt tätig. Unsere grösste Herausforderung in der IT ist daher die Suche nach kostengünstigen, flexiblen und sicheren Lösungen. Zum Businessmodell gehören natürlich auch unsere beiden Onlineshops interdiscount.ch und microspot.ch. Diese betreiben und entwickeln wir in gemischten und agilen DevOps-Teams. Das bedeutet, dass interne und externe Mitarbeitende aus Fach und IT ortsunabhängig in einem Team zusammenarbeiten. Ein Mix aus internen Entwicklern ergänzt mit Nearshoring hat sich in den letzten Jahren bewährt. Doch wir wagen mittlerweile auch erste Versuche mit Farshoring. Im Bereich der Warenwirtschaft lösen wir zurzeit unser 20-jähriges ERP-System ab. Hier sind wir auf erfahrene Berater mit Retail-Branchenerfahrung angewiesen. Die Arbeit erfolgt grösstenteils vor Ort, nahe bei den Anwendern an unserem Hauptsitz in Jegenstorf.

Welches sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die Ihre IT-Dienstleister mitbringen müssen?

Das Wichtigste ist das Verständnis für unser Geschäft und natürlich muss auch die Qualität der Leistung mit dem Preis übereinstimmen. Schlussendlich ist aber auch das Zwischenmenschliche wichtig und externe Spezialisten müssen ins Team passen.

Was sollten (potenzielle) IT-Partner tunlichst vermeiden?

Upselling bevor das ursprüngliche Geschäft zufriedenstellend abgeschlossen ist. Ausserdem habe ich noch ein Anliegen an die Lizenzanbieter: Bitte hört auf, die Lizenzmodelle immer komplizierter zu machen! Was mit "pay per use" verheissungsvoll begonnen hat, hat sich leider oft zu "pay the capacity you order, non exchangeable, but highly discounted fees" entwickelt.

Wie kaufen Sie IT-Hardware und -Software beziehungsweise komplette Lösungen ein? Direkt beim Hersteller oder bei einem Händler?

Interdiscount ist eine Division der Coop Genossenschaft. Beim Einkauf von Hardware und Software stimmen wir uns eng mit unseren Kolleginnen und Kollegen der Coop-IT ab. Zudem prüfen wir alle Optionen und entscheiden uns für das passendste Angebot – genau so machen es unsere Kundinnen und Kunden schliesslich auch.

Welche Bereiche Ihrer Unternehmens-IT haben Sie ausgelagert? Welche Bereiche würden Sie hingegen nie auslagern?

Bei den Kernsystemen wie Onlineshop und ERP ergänzen wir unser internes Team mit externen Spezialisten. IT Commodities wie Client oder Drucker beziehen wir vom Mutterhaus Coop. Bei nicht geschäftskritischen Anwendungen setzen wir oft auf SaaS-Lösungen oder kaufen den Applikations-Support extern ein. Steuernden Funktionen wie Architektur oder Product Ownership erbringen wir weitgehend intern.

Was werden in der nächsten Zeit die grössten technischen Herausforderungen im Bereich IT für Sie sein?

Die Ablösung unseres 20-jährigen ERP-Systems ist aktuell die grösste Herausforderung für die IT und das gesamte Unternehmen. Des Weiteren modernisieren wir technisch das Front-End unserer Onlineshops und verbessern die Suchfunktion.

Wie können IT-Dienstleister Sie dabei unterstützen?

Mit Top-Spezialisten in den Technologien SAP Retail, Java/Hybris und NextJS.

Welche Rolle spielen Cloud, IoT, KI, Cybersecurity in Ihrer IT-Strategie?

Strategisch nutzen wir Cloud bei Systemen mit hohen Schwankungen in der Skalierung. Diese ist bei uns insbesondre am Black-Friday Wochenende der Fall. Die besten Anwendungsfälle für KI liegen bei uns in den Bereichen Chatbot, Produktbeschreibungen, Suche und Produktempfehlung im Onlineshop. Die Cybersecurity ist und bleibt eines der wichtigsten Themen und muss die volle Breite von sozialen Aspekten, über die technische Infrastruktur bis hin zur Softwareentwicklung abdecken.