So wirkt sich das Ende der Homeoffice-Pflicht auf den UCC-Markt aus
Die Homeoffice-Pflicht ist vorbei - ist damit auch ein Ende des Hypes im UCC-Markt gekommen? Wohin sich der Markt entwickelt und auf welche neuen Technologien man setzen sollte, sagt Reto Scaramuzza, Business Development Manager UCC bei Ingram Micro Schweiz.
Wie hat sich das Geschäft mit UCC im vergangenen Jahr verändert?
Reto Scaramuzza: Die Pandemie hat zu einem Digitalisierungsschub in der Kommunikation in Unternehmen geführt. Die Nachfrage an UCC-Lösungen war wie im vergangenen Jahr weiterhin hoch. Videotechnologien wurden essenziell, was Collaboration-Plattformen zum Standard werden liess und UCC-Hardware-Hersteller zu starkem Wachstum verholfen hat. Die Videokonferenz wurde zuvor eher zurückhaltend genutzt, inzwischen ist sie die Norm und es bleiben kaum mehr Kameras bei den Teilnehmenden aus.
Inwiefern hat der Trend in Richtung Homeoffice bereits zu einer Sättigung geführt?
Der Ansturm auf die Homeoffice-Produkte ist ein wenig abgeflacht, jedoch bereiten sich die Unternehmen auf das hybride Arbeiten vor. Die Voraussetzungen für die optimale Zusammenarbeit ist natürlich, dass am Büroarbeitsplatz, im Meetingraum und zuhause die technischen Voraussetzungen gegeben sind. Anfragen für grosse stationären Konferenzlösungen stagnieren, gefragt sind platzsparende, persönliche und mobile Konferenzlösungen. Auch entwickelt sich der Markt für professionelle Videokameras sehr gut. Notebook-Lösungen waren bisher nur Standard, aufgrund dessen decken sich viele mit höherwertigen Produkten ein.
Welche Rolle spielen Managed-UCC-Angebote im Schweizer Markt?
Ich zitiere Satya Nadella, den Microsoft-CEO: "Everything becomes more complex, not less complex, in a hybrid world." Managed Services im ICT-Kommunikationsumfeld sind nichts Neues und schon länger Standard. Aufgrund der zunehmenden Herausforderungen und Komplexität der UCC-Umgebung werden Unified-Communication-as-a-Services, UCaaS, wiederkehrende Kommunikationsleistungen aus der Cloud in den nächsten Jahren stark zunehmen.
Welche technologischen Trends erkennen Sie aktuell?
Die Entwicklung im Bereich Collaboration sehen wir bei Microsoft Teams und die dafür zertifizierte Hardware wie Headsets, Webcams und Videokonferenzsysteme. Neben den vielen Vorteilen wie der Integration von MS Office Komponenten in MS Teams als moderne Unified Communications Lösung, ist ein einfacher Grund wohl der, dass viele bereits das MS Office Paket im Einsatz haben und Mitarbeitende täglich die Anwendungen im Umgang zu nutzen wissen. Klassische Videokonferenzen via IP/SIP verlieren weiterhin an Relevanz. Server Hardware und dazugehörige Lizenzen verursachen Kosten und sind sehr wartungsintensiv. Mit Nutzung von Cloud-Plattformen haben Unternehmen fixe monatliche Kosten, keine zusätzlichen Hardware-Kosten und können ressourcenschonend arbeiten.
Wo verbirgt sich das grösste Potenzial für Reseller und Systemintegratoren?
Für Reseller und Integratoren, die Know-how in ICT, Telekommunikation und Audio-/Videotechnik haben, eröffnet sich ein riesiges Potenzial. Die Unternehmen erwarten von ihren ICT-Partnern ganzheitliche und auf sie abgestimmte Modern-Workplace-Konzepte. Bestehende ICT-Infrastrukturen müssen nun mit den neueren Collaboration-Plattformen verzahnt werden. Hier liegt die Chance, aber auch die Herausforderung, sich als innovativer und kompetenter Partner zu positionieren.
Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:
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Drazen-Ivan Andjelic, Mitel: "Der Wachstumstrend im UCC-Markt setzt sich weiterhin fort."
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Meriton Dzambazi, Fournet: "Die weitere Entwicklung der Definition von Arbeitsplatz und Arbeitsort bleibt spannend."
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Andres Gees, Spie ICS: "Kunden wollen nur die nackten Subscription-Preise sehen."
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Pius Gloor, Alltron: "In der KMU-geprägten Schweizer Firmenlandschaft sind Lösungen, wie sie internationale Konzerne einsetzen, wenig gefragt."
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Niema Nazemi, Cisco: "Die Hologrammtechnik beginnt sich jetzt zu etablieren."
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Jörg Säurich, Damovo: "Die schnelle Einführung von UCC-Tools hat zu Insellösungen geführt."