Warum sich das Server-Geschäft aus Sicht Lenovos noch lohnt
Auch wenn die ganze Branche von Cloud-Services und dem Abschied vom Hardwaregeschäft spricht – es braucht sie noch, die Server. Roger Müller von Lenovo Schweiz erklärt warum.
Wie wichtig ist der Verkauf von dedizierten Servern noch?
Roger Müller: Der Servermarkt wird nach wie vor wachsen, wobei die technologische Entwicklung weitergeht und das Kapazitätswachstum weiterhin grösser sein wird als das Umsatzwachstum. Themen wie "Software-Defined Everything (SDE)" und "Internet of Things (IoT)" werden dem "dedizierten Server" zuspielen. Dank SDE wird der dedizierte Server immer mehr zu einer Multifunktionsumgebung, die auch Storage und Netzwerk mit abdeckt, kombiniert mit entsprechenden Softwareprodukten wie etwa Nutanix oder Simplivity. Generell darf in Zukunft ein grosses Datenwachstum erwartet werden, diese Daten müssen analysiert, verarbeitet und aufbereitet werden. Sehr oft handelt es sich dabei um unternehmenssensible Daten, die nicht ausgelagert werden können und daher auf firmeninternen, dedizierten Servern betrieben werden. Nicht zu vergessen sind auch Spezialanwendungen wie High Performance Computing, das schon lange nicht mehr nur in einigen Universitäten oder im Cern betrieben wird.
Wer braucht eigene Server?
Wenn eine Firma nicht "born on the web" und auch nicht im "Hyper Growth"-Modus ist, sondern eine gewachsene Infrastruktur mit einer IT-Abteilung respektive einen Integrationspartner hat, dann wird sich in den meisten Fällen eine eigene Serverinfrastruktur rechnen. Aber es ist nicht schwarz-weiss. Es wird immer mehr hybride Konstellationen geben, wo ein Teil der Businessprozesse in der Cloud abgebildet wird. Gerade in der Schweiz wollen viele Firmen auch weiterhin ihre Kernprozesse im eigenen Haus betreiben.
Für welche Reseller oder Integratoren lohnt sich das Geschäft?
Für diejenigen, die dem Kunden eine ganzheitliche Beratung und verschiedene Alternativen anbieten können. Von der klassischen Systemintegration zum Managed-Service bis hin zur Cloud.
Was müssen Reseller wissen, um in dem Geschäft erfolgreich zu sein?
Reseller müssen immer mehr das ganze Spektrum der Informatikinfrastruktur beherrschen. Von der Serverhardware über die Virtualisierung hin zu Netzwerk und – ganz wichtig – zur Security. Sie müssen den Kunden massgeschneiderte Lösungen anbieten können und gleichzeitig ihre Prozesse und Mittel so standardisieren, dass die Kosten tief sind und die Produktivität hoch ist. Der Solution-Ansatz wird dabei für die Reseller immer zentraler und wichtiger werden.
Ist die Cloud Freund oder Feind des Server-Geschäfts?
Grundsätzlich muss man differenzieren, ob wir hier nur auf die Schweiz schauen oder den weltweiten Markt im Blick haben. Das Wachstum der Rechenleistung welche Themen wie das IoT mit sich bringen, wird effiziente cloud-basierende Infrastrukturen benötigen. Dabei sprechen wir von einem Server-Markt mit sehr speziellen Merkmalen, der weitgehend ausserhalb der Schweiz stattfindet. In der Schweiz werden ebenfalls Clouds aufgebaut, die einerseits zu Wachstum, andererseits auch zu einer Verschiebung respektive Konsolidierung der Server-Infrastruktur führt. Der Server-Markt wird aus unserer Sicht trotz Cloud weltweit stärker und auch in der Schweiz weiterhin wachsen, es wird jedoch eine Tendenz zu grösseren, respektive modulareren Systemen geben.
Welche Rolle spielen konvergente Infrastrukturen?
Konvergente Infrastrukturen sind eigentlich ein Kind der Cloud respektive der dahinter liegenden Architektur. Nutanix als Beispiel, mit der Lenovo eine strategische Partnerschaft aufbaut, bringt eigentlich "Web-Scale"-Architekturen ins Data Center. Konkret bedeutet das, dass es wesentlich einfacher und kostengünstiger wird, dedizierte Infrastrukturen intern zu betreiben und auch der Übergang zu hybriden oder cloud-basierenden Betriebsmodellen einfacher wird.