Wie Open IO den Speichermarkt aufmischen will
Das französische Start-up Open IO will die klassische Speicherumgebung ablösen. Server sollten reichen. Hierfür bietet das Unternehmen die passende Software für KMUs wie für grosse Unternehmen.
Eigentlich wollten sie ein Problem für Archivierung von E-Mails lösen. Doch es wurde mehr daraus. Das Start-up Open IO. Die Firma mit rund 20 Mitarbeitern hat sich spezialisiert auf die Analyse und Verwaltung grosser Mengen unstrukturierter Daten wie etwa E-Mails in Unternehmen oder Video-Streaming in Speichercluster.
Open IOs Software ist im Grunde eine Software für die Speichervirtualisierung. Es kann also Blech eines beliebigen Herstellers als Hardware-Ressource für das Speichersystem verwendet werden. Das System verwaltet Daten über File- und Object-Verzeichnisse.
Neue Generation von Storage-Lösungen
Bei Open IO setzt man auf die kommende Generation von Speicherlösungen, wie das Unternehmen Medienvertretern an einer IT-Presstour in San Francisco erklärte. Traditionelle SAN-Systeme von EMC, Netapp etc. gehörten hingegen der Vergangenheit an. Daher setzt das Team auf Object-Speicher, wie derzeit viele Infrastruktur-Start-ups. Mit ihrer Software können tausende Knoten (eigentliche Hardware-Einheiten) auf einmal verwaltet werden, betont CEO und Co-Gründer Laruent Denel.
Für die Datenverwaltung setzt Open IO auf ein indirektes Tabellensystem: Dieses zeichnet auf, wo Daten in einem Container abgelegt wurden und wo dieser Container ist. Auch auf welchem Knoten ein Container am besten abgelegt werden sollte, sodass Daten rasch am besten abgerufen, bearbeitet und gespeichert werden können.
Dieses Design erlaube es, einfach das Speichersystem zu skalieren, über tausende Nodes hinweg. Neue Knoten wie etwa zusätzliche Server, können einfach angehängt werden. Das System erkennt und integriert die neue Hardware in das Grid.
Dieses Netzwerk an Knoten verwendet kein konstantes Hashing und Rebalancing, um zu "wissen" an welchem Ort sich welche Datei befindet und wie der Cluster ausgelastet ist. Stattdessen setzt Open IO auf Realtime Load Balancing für eine auf Performance getrimmte Datenablage.
Applikationen direkt im Speicher betreiben
Hierfür haben die Entwickler einen eigenen Algorithmus programmiert. Jedes mal wenn ein Objekt abgelegt wird berechnet das System auf welchem Node das am besten wäre. Über die Bedienoberfläche können Anwender den Vorgang nachvollziehen.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist nach Ansicht der Gründer das Grid for Apps. Dieses erlaubt es, Applikationen direkt im Cluster auszuführen.
Cluster in wenigen Minuten einrichten
Ein Cluster kann in fünf Minuten eingerichtet werden, wie Open IO verspricht. In der Demo während der IT-Presstour waren es dann knapp 10 Minuten. Allerdings verwickelten die neugierigen Journalisten Technikchef und Produktmanager Guillaume Delaporte immer wieder in Diskussionen. Grundsätzlich können Anwender über eine grafische Bedienoberfläche ihre Cluster einrichten.
Das kleinste Cluster besteht bei Open IO aus drei Einheiten. Das können physische oder virtuelle Speichereinheiten, wie etwa mehrere AWS-Instanzen sein. Die Speicherumgebung kann im Gigabytebereich beginnen und ist skalierbar. Über 1000 Petabyte? Kein Problem. Um auszubauen müssten nur neue Server und Festplatten angeschlossen werden. Daher zählt Open IO kleine Unternehmen ebenso zu seiner Kundenzielgruppe wie grosse Unternehmen.
Technik der Giganten für das KMU
Darüber hinaus können Cluster über APIs mit weiteren Diensten verknüpft werden. Anwender können auf diese Weise auch Storage über die REST-APIs von Amazons S3 oder Openstacks Swift in ihr System einbinden und das Speichernetzwerk nach Bedarf in der Cloud ausbauen. Weitere APIs sind die sogenannten optimierten nativen APIs für C, Python, Java und Go. Da Open IO seine Stärken in den Bereichen E-Mail und Video-Streaming hat, gibt es neben spezifischen Schnittstellen für Enterprise Storage auch weitere für E-mail-Anwendungen und Video-Streaming.
Seinen Code bietet Open IO quelloffen an. Die Gründer von Open IO versprechen die Technik der Giganten, wie etwa Facebook oder Google, on Premise. Für Services verrechnet das Unternehmen Gebühren. Derzeit nutzen nach Angaben von Open IO rund 60 Millionen End-User die Services des Anbieters. Auch für IT-Dienstleister sei Open IO attraktiv. Da Cloudanbieter den Datentraffic im Speichersystem messen können. Auf diese Weise könnten sie Endkunden Datenmengen verrechnen.