E-Commerce Stimmungsbarometer 2024

Virtuelle Marktplätze sind auf dem Vormarsch

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von Alexandra Hüsler und jor

Die Nutzung von virtuellen Marktplätzen ist in der Schweiz deutlich angestiegen. Obwohl sich die hiesigen Konsumentinnen und Konsumenten mehr Nachhaltigkeitsoptionen wünschen, kaufen sie mehr und mehr bei chinesischen Onlineshops ein, wie eine Umfrage der Post und der HWZ zeigt.

(Source: pulsar75 / iStock.com)
(Source: pulsar75 / iStock.com)

Nach dem seit 2022 andauernden Rückgang wächst der Schweizer E-Commerce-Markt wieder an. Die Marktsituation bleibe dennoch für viele Händlerinnen und Händler angespannt, heisst es im E-Commerce-Stimmungsbarometer 2024 der Schweizerischen Post und der Zürcher Fachhochschule HWZ.

Den Ergebnissen zufolge nimmt hierzulande die Beliebtheit von Online-Marktplätzen zu. Rund 78 Prozent der Befragten gaben an, regelmässig auf Amazon, Digitec Galaxus, Ricardo etc. einzukaufen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Wachstum von 22 Prozent. Mit je 41 Prozent sind Digitec Galaxus und Zalando bei den unter 34-Jährigen die beliebtesten Online-Marktplätze. 

Zahlungspräferenzen und internationales Shopping

Bei der Alterskategorie der unter 34-Jährigen sei Twint mit 81 Prozent das beliebteste Zahlungsmittel, teilt die HWZ mit. Auf dem zweiten und dritten Platz folgen der Einkauf mit Kreditkarte (72 Prozent) und auf Rechnung (70 Prozent).

Der internationale Einkauf habe zugenommen, insbesondere aus China, heisst es weiter. Rund 47 Prozent der Befragten gaben an, schon einmal in chinesischen Online-Shops eingekauft zu haben. Das entspricht einem Anstieg um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

"Der Onlinemarkt ist in Bewegung, das sehen wir auch bei der Befragung der Empfängerinnen und Empfänger", sagt Philippe Mettler, Digital Commerce Consultant bei der Post. "Die grossen Plattformen gewinnen weiter an Relevanz, wobei Amazon eine Ausnahme bildet. Auch zeigt sich der Einfluss von Temu und Shein. Bereits 10 Prozent geben an, auf Temu zu bestellen, bei den unter 34-Jährigen sind es gar 15 Prozent."

Anliegen und Verbraucherverhalten

Zu den zentralen Anliegen der Befragten gehören laut Barometer die Logistik und die Nachhaltigkeit. Die wichtigsten Lieferoptionen, über alle Altersgruppen verteilt, sind die Möglichkeit, Sendungen online zu verfolgen und zu steuern, sowie eine Vorankündigung über den Erhalt der Sendung. 

Über die Rückgabebedingungen informieren sich rund 68 Prozent häufig oder immer. Der mit 88 Prozent am häufigsten angegebene Rückgabegrund ist laut Barometer, dass der Artikel nicht den Erwartungen entspricht.

Mehr als die Hälfte wünscht sich im Rahmen von nachhaltigen Versandoptionen die Bündelung von Teillieferungen. Zudem ist für 72 Prozent der Befragten ein grössenoptimierter Versand und für 68 Prozent die Verwendung von Verpackungen aus Recyclingmaterial wichtig.

"Das Verhalten der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten ist paradox", sagt Ralph Hutter, Head of Product Development & Research am Institute for Digital Business der HWZ. "Fast die Hälfte der Befragten hat sich durch Tiefpreise zu Einkäufen auf chinesischen Plattformen verlocken lassen, aber gleichzeitig sind nachhaltige Versandoptionen und Verpackungen wie auch ein sinnvoller Umgang mit Retouren für die Mehrheit wichtige Aspekte." Schweizer E-Commerce-Anbieter stünden somit vor einer dreifachen Herausforderung. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten sie nicht nur preislich attraktiv sein, sondern auch in den Bereichen Nachhaltigkeit und weiterhin mit sehr gutem Kundenservice überzeugen.

 

Obwohl Schweizerinnen und Schweizer immer häufiger online einkaufen, steigt die Unzufriedenheit gegenüber Onlineshops, Lieferdiensten und Rücksendungen. Mehr dazu lesen Sie hier

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