Alain Kistler im Podium Managed Services

Netcloud sagt, wo XaaS an Grenzen stösst

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von Coen Kaat

Ein Angebot als Dienstleistung zu beziehen, ist nicht in allen Fällen der optimale Weg. Wo Managed Services Sinn ergeben und wo On-Prem weiterhin der Favorit bleibt, sagt Alain Kistler, Chief Managed Services Officer & ­designierter CEO von Netcloud.

Alain Kistler, Chief Managed Services Officer & ­designierter CEO von Netcloud. (Source: zVg)
Alain Kistler, Chief Managed Services Officer & ­designierter CEO von Netcloud. (Source: zVg)

Heutzutage kann wohl alles auch als Service angeboten ­werden. Aber ist dies bei allen Angeboten/Produktkategorien sinnvoll?

Alain Kistler: Dafür gibt es keine pauschal gültige Antwort. Entscheidend ist es, die genauen Anforderungen und Erwartungen des Kunden an As-a-Service zu verstehen und sich mit verschiedenen Treibern wie Fachkräftemangel, dem Bedarf nach standardisierten State-of-the-Art-Lösungen sowie Regulatorien und Compliance-Themen auseinanderzusetzen. Im Service-Design muss indes beurteilt werden, wie viel Aufwand für die Steuerung und Kontrolle eines As-a-Service-Angebots notwendig ist und ob der Mehrwert für den Kunden gegeben ist.

Sind On-Premise-Applikationen ein Auslaufmodell?

Nein. Cloud ist nach wie vor stark en vogue, jedoch zeigen sich vermehrt auch Szenarien, bei welchen eine konsequente «cloud-only»-Strategie den Anforderungen hinsichtlich Datensouveränität, Flexibilität - zum Beispiel in der Individualisierung - oder bezüglich Kosteneinsparungen nicht entsprechen. Hier greifen gut positionierte Managed Services, welche diesen Anforderungen entgegenkommen.

Wie hat sich der Markt für Managed Services in der Schweiz im vergangenen Jahr verändert?

Wir stellen fest, dass Vorbehalte oder Bedenken gegenüber Managed Services in den vergangenen Jahren generell abgenommen haben, was den Markt beziehungsweise die Nachfrage nach Managed Services weiter beflügelt. Matchentscheidend ist das Vertrauen in den Anbieter. Die Vielzahl von Standards und Zertifizierungen, wie ISO 20000 für IT-Service-Management oder ISO 27001 für Security, sowie die damit verbundene und kontinuierliche Überprüfung und Verbesserung, tragen wesentlich dazu bei, das Vertrauen zu stärken. Wir sehen insbesondere auch einen stärkeren Trend zum Multi-Sourcing. Diese Entwicklung verlangt eine Anpassung bestehender Betriebsmodelle beim Kunden und eine gezielte Ausrichtung auf ein Multi-Provider-Management der Anbieter.

Worauf muss man zwingend achten, wenn man erfolgreich ­Managed Services anbieten will?

Eine hohe Servicequalität und -kompetenz ist das A und O. Ein weiterer wichtiger Faktor ist eine massgeschneiderte Standardisierung der Ser­vices zu erreichen und damit Qualität und Preis in Balance zu halten. Im Weiteren ist ein hoher Reifegrad an Prozessen und Technologien Voraussetzung, damit die Zusammenarbeit zwischen Kunde, Anbieter und Dritten optimal funktioniert und die Ansprüche der Kunden erfüllt werden können.

Seit dem 1. September 2023 ist das totalrevidierte Datenschutzgesetz (DSG) in Kraft. Wie hat sich dies auf das Geschäft mit Managed Services ausgewirkt?

In erster Linie mit einem deutlichen Mehraufwand seitens Anbieter. Dies ist insbesondere der Tatsache geschuldet, dass viele Fliegen mit der Klappe des neuen Datenschutzgesetzes erschlagen werden sollten. Um diesem Mehraufwand entgegenzuwirken, hat Netcloud bereits sehr früh auf eine gezielte Schulung der Mitarbeitenden gesetzt und auch offen und transparent in einem einfachen Auftragsdatenverarbeitungs-Vertrag (ADV) gegenüber seinen Kunden kommuniziert, bei welchen Services Daten verarbeitet werden oder eben nicht. Eine fundierte und transparente Kommunikation war und ist dabei essenziell.

Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:

  • Kevin ­Bruggemans, ­Sharkbyte: "Managed Services sind vor allem dann sinnvoll, wenn eine stetige Überwachung oder Weiterentwicklung nötig ist."
  • Michael Gniffke, BDO: "Hohe Qualität, tiefgreifendes Interesse an beziehungsweise Kenntnis der Bedürfnisse und des Geschäftsmodells der Kundinnen und Kunden."
  • Lukas ­Hebeisen, ­Swisscom: "Unter dem Strich muss ein Managed Service attraktiver sein als eine On-Premise-Lösung."
  • Claudio ­Lässer, Aveniq: "Der regelmässige Austausch und das Verständnis der Herausforderungen der Kunden sind essen­ziell."
  • Christian Speck, Bechtle: "An erster Stelle steht die Benutzerfreundlichkeit: Kunden erwarten einfache und intuitive Lösungen."
  • Wibke ­Sudholt, Elca Cloud Services: "Heute ist niemand mehr bereit, hohe Preise für Standardleistungen zu bezahlen."
  • David ­Wagner, Ricoh: "Anbieter von Managed Services sollten besonders auf Sicherheitsstandards, Skalierbarkeit, Know-how, transparente Kommunikation und Kundensupport achten."
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