Cloud Computing

Darum beziehen Bundesbehörden Cloud-Dienste von Hyperscalern

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Meteoschweiz bezieht bereits Leistungen über die Public-Cloud-Verträge des Bundes mit fünf Hyperscalern. Weitere Abklärungen liefen, sagt Daniel Markwalder, Leiter des Bereichs Digitale ­Transformation und IKT-Lenkung der Bundeskanzlei. Im Interview sagt er, welche Rolle hiesigen Cloud-Providern zukommt und wie sich die unlängst eingereichte Motion zur Swiss Cloud auswirken würde.

Daniel Markwalder, Leiter Digitale ­Transformation und IKT-Lenkung, ­Bundeskanzlei. (Source: Devènes/Bundeskanzlei)
Daniel Markwalder, Leiter Digitale ­Transformation und IKT-Lenkung, ­Bundeskanzlei. (Source: Devènes/Bundeskanzlei)

Seit November 2022 können Verwaltungseinheiten beim Bund Dienste über die im Herbst abgeschlossenen Verträge mit den fünf bekannten Public-Cloud-Anbietern beziehen. Wie viele Verwaltungseinheiten beziehen aktuell solche Dienste?

Ein Amt, Meteoschweiz, bezieht seit diesem Jahr Cloud-Dienste über "Public Clouds Bund". Zwei weitere Bezüge stehen kurz vor dem Abschluss. 

Wie viele weitere Behörden werden noch dazukommen?

Die Ämter entscheiden selbst, ob sie Cloud-Dienste nutzen wollen. Daher ist es schwierig, eine Prognose zu machen. Was wir sagen können: Weitere Bezüge sind in der Vorbereitung. Aktuell sind etwa ein halbes Dutzend Verwaltungseinheiten in Abklärung.

Für Bundesbehörden ist der Bezug über die WTO-20007-Verträge optional. Ist Ihnen bekannt, wie oft Bundesbehörden eigene Verträge mit Hyperskalern abschliessen?

Das Volumen der WTO-20007 – "Public Clouds Bund" – ist optional, das stimmt. Das heisst, dass der Bund grundsätzlich keine Verpflichtung hat, Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Wenn Bundesbehörden aber die in der WTO-20007 abgedeckten Cloud-Dienste bei den fünf Zuschlagsempfängern beziehen möchten, müssen sie diese über die WTO-20007 beziehen. Für andere Bedarfe können die Verwaltungseinheiten ausserhalb der WTO-20007 beziehen, beziehungsweise eine entsprechende Beschaffung lancieren. 

Können Sie Beispiele für Anwendungen nennen, die Bundes­behörden über die WTO-20007-Verträge beziehen?

Über die WTO-20007 erfolgte bisher ein Bezug von Meteoschweiz. Daher können wir noch nicht viel mehr sagen als das, was uns die Departemente bei der Bedarfsanalyse gemeldet haben. Oft stehen vereinfacht gesagt Bedürfnisse im Vordergrund, die eine hohe Rechenkapazität bei nicht sensitiven Daten benötigen. Bei Meteoschweiz zum Beispiel stehen meteorologische und klimatologische Daten im Fokus. Ausschlaggebend für den Abruf von Meteoschweiz ist, die Ausfallsicherheit der kritischen Systeme weiter zu erhöhen und die Skalierbarkeit im Hinblick auf stark steigende Datenvolumen zu gewährleisten.

Die WTO-20007-Ausschreibung wurde von inländischen Cloud-Anbietern kritisiert. Wann und wie oft kommt es vor, dass Bundesbehörden heute Leistungen von solchen Anbietern – also nicht von internationalen Hyperscalern mit Rechenzentren in der Schweiz – beziehen?

Eine eigene Cloud-Ausschreibung für inländische Anbieter ist mir nicht bekannt. Wenn Anforderungen bestehen, die von einer inländischen Firma besser erfüllt werden können, steht es den Verwaltungseinheiten und Departementen frei, entsprechende Dienstleistungen zu beschaffen. Dies ist kein Widerspruch zur Cloud-Strategie, sondern gehört zu den vorgesehenen Ausprägungen. Wichtig ist natürlich, dass das Beschaffungsrecht in jedem Fall eingehalten wird. Eine Einschränkung auf Schweizer Firmen ohne fachliche Anforderungen ist gemäss WTO-Abkommen beschaffungsrechtlich nicht zulässig. Was man in der Diskussion nicht vergessen darf: In einigen Verträgen mit inländischen Firmen dürften heutzutage Cloud-Elemente enthalten sein. Die Bundesverwaltung kennt jedoch keine spezifische Kategorie von "Cloud-Verträgen", darum wäre es auch schwierig, dies zu erheben.

Bereits 2020 verabschiedete der Bundesrat eine Cloud-Strategie für die öffentliche Bundesverwaltung. Darin kommt weit mehr vor als die oft diskutierten Public-Cloud-Dienste. Wie weit ist der Bund bei der Umsetzung dieser Cloud-Strategie?

Die Diskussionen haben gezeigt, dass die Strategie richtig war. Der Bund setzt auf einen Mix aus Public Clouds und Private Clouds. Die Umsetzung der Hybrid-Multi-Cloud-Strategie geschieht entlang des Cloud-Stufen-Modells der Bundesverwaltung. Kurz gesagt: Der Bund braucht weiterhin eine eigene Cloud in den eigenen Rechenzentren des Bundes und er muss – auf der anderen Seite der Skala – die Möglichkeiten der Hyperscaler nutzen können, soweit es sinnvoll ist. Was die Umsetzung anbelangt: Das Prinzip ist etabliert und grundsätzlich sind beim Bund Anwendungen auf allen Stufen möglich. Das Angebot wird ständig weiterentwickelt.

Welche Hindernisse oder Verzögerungen haben sich seit der Lancierung ergeben?

Dazu würde ich zuerst einmal sagen, dass die WTO-20007 bereits in der Vorbereitung viel Arbeit bedeutete und die Umsetzung länger dauerte als gedacht. Wir haben keine Vergleichsprojekte bei der Bundesverwaltung. Es gab sowohl Arbeiten im Gespräch mit den fünf Anbietern sowie Abklärungen zu den internen Vorgaben und Prozesse. Das mussten wir sorgfältig mit allen Departementen koordinieren. Interne Vorbereitungsarbeiten für die Bezüge wurden in interdisziplinären Teams mit Spezialisten aus verschiedenen Bereichen der Verwaltung erarbeitet und durch die verantwortlichen Gremien verabschiedet. Die breite Abstimmung war aufwendig, aber notwendig. Es war uns auch wichtig, Grundlagen zu publizieren, um sie auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Beispiele hierfür sind der Bericht "Rechtlicher Rahmen für die Nutzung von Public-Cloud-Diensten in der Bundesverwaltung" oder das "Anbieterneutrale Pflichtenheft". Seit dem 2. November 2022 können Leistungen bezogen werden. Das heisst, wir haben noch zu wenige Erfahrungswerte, um bereits ein Fazit für die Zeit nach der Lancierung zu ziehen. 

Ein Jahr nach Lancierung der Cloud-Strategie hiess es unter ­anderem, der Bundesrat prüfe eine Beteiligung an Gaia-X. Wie könnte so eine Beteiligung aussehen?

Eine aktive Rolle des Bundes drängt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht auf. Wir sind aber im Gespräch mit der Wirtschaft und begrüssen es, wenn der Markt Dienstleistungen anbietet und entsprechende Angebote entwickelt. Digitale Souveränität wurde vom Bundesrat im Rahmen der Strategie Digitale Schweiz übrigens als ein Fokusthema für das Jahr 2023 bestimmt. Unter der Federführung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA werden verschiedene Arbeiten zu diesem Thema ausgeführt.

Vor wenigen Wochen sprachen sich Stände- und Bundesrat für die Motion «Mehr Sicherheit bei den wichtigsten digitalen Daten der Schweiz» aus. Diese verlangt, dass Schweizer Unternehmen und hiesige Hochschulen die Speicherinfrastruktur einer möglichen Swiss Cloud gestalten sollen. Wie würde die Annahme dieser Motion die von Bundesbehörden bezogenen Cloud-Leistungen tangieren?

Die Bundesverwaltung arbeitet eng mit den Hochschulen zusammen, so insbesondere auch bei der Erneuerung der bestehenden Private Clouds des Bundes. Das EMBAG –Bundesgesetz über den Einsatz elektronischer Mittel zur Erfüllung von Behördenaufgaben – wird die Nutzung zwischen den verschiedenen Staatsebenen fördern. Die Voraussetzungen sind also gut. Der Bundesrat hat die Annahme der Motion vorgeschlagen. 

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