Projekt "Prioris": Luzerner Gemeinden schmieden Glasfaserpläne
Ein Glasfasernetz im Luzerner Hinterland – das ist das Ziel von Projekt "Prioris". Die daran beteiligten Luzerner Gemeinden wollen das Netz von einem ausländischen Unternehmen bauen lassen. Nicht gut zu sprechen sind sie auf Swisscom, die eine eigene Glasfaserstrategie verfolgt.
Im Westen des Kantons Luzern soll bald schon ein flächendeckendes Glasfasernetz entstehen. Dies bezweckt zumindest das Projekt "Prioris", an dem sich über 20 Luzerner Gemeinden beteiligen. Mit dem Vorhaben wollen sie schnelles Internet in jeden Haushalt des Luzerner Hinterlandes bringen – auch ausserhalb der Bauzonen, wie die "Luzerner Zeitung" berichtet. Demnach befinde sich die Planung in der entscheidenden Phase: Noch dieses Jahr wollen die Gemeinden darüber abstimmen lassen, gebaut werden soll zwischen 2023 und 2028.
"Schnelles Internet über Hochbreitband- oder Ultrahochbreitbandversorgung wird künftig zu einem wesentlichen Standortfaktor", erklären die Projektverantwortlichen auf ihrer Website. "Ländliche Gemeinden, wie jene bei uns in der Region Luzern West, wollen dabei keinesfalls den Anschluss verlieren." In einer Medienmitteilung erklären sie weiter: "Während in Städten, Agglomerationen und generell im Zentrum das Aufrüsten für die Zukunft verhältnismässig schnell voranschreitet, haben dezentraler Gegenden, insbesondere ausserhalb der klassischen Bauzonen, das Nachsehen".
Ausländisches Unternehmen als Umsetzungspartner
Für das Vorhaben hat "Prioris" auch schon einen Partner gefunden, wie die Luzerner Zeitung unter Berufung auf Projektleiter Valentin Wepfer schreibt. Demnach handelt es sich um ein Unternehmen aus dem Ausland, mit dem man sich "kurz vor Vertragsabschluss" befinde. Man habe die Firma gründlichst geprüft und sie habe in einem Nachbarland bereits ähnliche Projekte begleitet. Um welches Unternehmen es sich handelt, wollen die Verantwortlichen später bekanntgeben.
Laut dem Bericht soll der Partner die Hauptkosten am Projekt übernehmen, während sich die Gemeinden mit 7,5 Millionen Franken beteiligen. Ausserdem sollen Liegenschaftsbesitzende einen einmaligen Betrag an die Erschliessung beisteuern.
Im Clinch mit Swisscom
Nicht besonders gut sind die Projektverantwortlichen auf Telko Swisscom zu sprechen. So beklagt etwa Daniel Bammert, Stadtammann der Gemeinde Willisau, gegenüber der "Luzerner Zeitung", das Unternehmen investiere bei seinem Glasfaserausbau nur kommerziell interessante Gebiete. In Bammerts Gemeinde würden so 1800 Personen auf der Strecke bleiben. Das Gespräch mit Swisscom habe man mehrfach gesucht – ohne Erfolg.
Man sei weiterhin offen für eine Kooperation mit dem Telko, fügt Wepfer hinzu. Dies bekräftigt auch Swisscom in ihrer Stellungnahme an die Zeitung. Das Unternehmen führt aus: "Wichtig für einen gemeinsamen Ausbau ist aber, dass Swisscom ebenfalls selber mit ausbauen kann. Über das Ausbaugebiet kann dann gemeinsam entschieden werden, hier wäre auch ein Ausbau von 90 bis 100 Prozent möglich, wenn der Kooperationspartner dies wünscht. Wir möchten aber, dass unsere Kunden so rasch wie möglich von Glasfaser profitieren und können darum mit dem Ausbau nicht weiter zuwarten."
Das Unternehmen plant, im Herbst 2023 mit dem Ausbau des Glasfasernetzes innerhalb der Bauzonen zu beginnen. Damit dürfte es zu Doppelspurigkeiten mit dem von Projekt "Prioris" vorgesehenen Bauplänen kommen. Daran habe man zwar kein Interesse, betont Swisscom. "Trotz intensiver Anstrengungen ist es jedoch bis jetzt nicht gelungen, die Rahmenbedingungen für eine potenzielle Zusammenarbeit mit "Prioris" zu vereinbaren."
Ende 2020 ordnete die Wettbewerbskommission an, dass Swisscom ihr Glasfasernetz nicht wie geplant ausbauen dürfe. Swisscom zog den Entscheid durch mehrere gerichtliche Instanzen, fügte sich aber schliesslich im Herbst 2022 den Auflagen der Behörde. Mehr dazu lesen Sie hier.