Swisscom, Sunrise und Salt büssen ein, kleinere Player preschen vor

Die kleinen Player haben im Schweizer Telekom-Markt an Beliebtheit gewonnen, während die Universalanbieter Swisscom und Sunrise Federn lassen. Das geht aus dem Telekom-Rating 2022 von "Bilanz" (Paywall) hervor. Es basiert auf den Zufriedenheitsbewertungen von 11'352 Privatpersonen und 1086 Geschäftskunden. Demnach haben noch nie so viele relevante Telekom-Anbieter den Schweizer Markt umkämpft. Und der Wille der Kundschaft, zu kleinen Anbietern zu wechseln, sei noch stärker geworden.

Das hat verschiedene Gründe. Wiederholte Netzpannen bei Platzhirsch Swisscom etwa haben Kunden vergrault. Sunrise wiederum hat durch die Fusion mit UPC an Profil und damit auch an Kundschaft verloren. Salt hat Erwartungen bezüglich Innovationen und Preisen geschürt, passiert ist am Ende aber nichts. Ausserdem zeige sich generell ein Trend zu individualisierten Telekomlösungen, für die kleine Player besser positioniert sind als die grossen.

Zufriedenheit mit Preisen für Mobilnetz

Weiter ist gemäss Bericht auffällig, dass neue Player immer häufiger im Privatkundenmarkt beginnen und sich erst später dem Business-Markt zuwenden. Zudem besitzen 11 der 14 Anbieter von Mobilfunk für Privatkunden keine eigenen Netze, sondern sind MVNOs (Mobile Virtual Network Operators) oder Reseller. Was die Preise fürs mobile Netz betrifft, sind Kunden und Kundinnen unterdessen viel zufriedener. Bei Mobiltelefonie führen unter den Privatkunden Net+, Digital Republic und Quickline das Feld an, bei den Geschäftskunden VTX, Salt und Sunrise.

Im Markt für Festnetztelefonie hat sich ein Newcomer auf Platz eins geschwungen: Phonestar mit Sitz im St.Gallischen Kaltbrunn. Das Unternehmen hat sich auf leicht programmierbare, virtuelle Telefonanlagen spezialisiert, die auch Cloud- und VoIP-Lösungen wie Zoom oder Microsoft Teams integrieren - attraktiv in Zeiten von Homeoffice. Dem Anbieter folgen im Rating der Geschäftskunden Peoplefone und Net+.

Bezüglich Internetanschluss zuhause zeigen sich Schweizer Privatkundinnen und -kunden Technologie-affin und bevorzugen eigenverantwortliche Lösungen wie die von Init7 oder iWay, welche in der Kategorie bei den Privatkunden die Spitzenplätze belegen. In der Kategorie der TV-Anbieter haben Streamingdienste etwas gegenüber linearem Fernsehen an Boden verloren. Das liege daran, dass Letztere etwa in Sachen Speicher- und Spulmöglichkeiten nachgerüstet haben.

Geschäftskunden unzufrieden mit Netzqualität

In der Umfrage zeigen sich Geschäftskunden unzufrieden mit der Netzqualität, was "Bilanz" auf die Swisscom-Pannen und die Unsicherheiten beim 5G-Ausbau zurückführt. Mit dem schleichenden Ausbau hängen Kapazitätsengpässe zusammen, wegen denen die Kundschaft immer häufiger aus dem Netz fliegt. Das betrifft Salt am wenigsten, da der Telko von den grossen drei die wenigsten Kunden hat.

Bei den Rechenzentren-Anbietern landet Microsoft auf dem letzten Platz. Der Konzern habe Erwartungen geschürt, die er nicht erfüllen kann, und das Produkt sei zu komplex. Die besten Plätze belegen Everyware, iWay und VTX. Bei den Cloud-Diensten landen die US-Player wie schon in der Vergangenheit auf den hinteren Plätzen, heisst es weiter. Das liege oft an hohen Preisen und fehlendem lokalem Kundendienst in einer Landessprache. Die löbliche Ausnahme sei AWS auf Rang 5. Angeführt wird die Liste bei den Geschäftskunden von Mount10, Everyware und iWay.

Aufgrund der bereits angetönten Probleme bei Swisscom und Sunrise konnte sich Salt unter den Universalanbietern erstmals an die Spitze arbeiten. Neu bewerteten KMUs und Privatkunden den Telko besser als Sunrise und Swisscom. Lediglich Grosskunden platzieren Swisscom noch immer auf Rang 1, gefolgt von Sunrise und Salt.

Wie das Telekom-Rating letztes Jahr aussah, erfahren Sie hier.