Das AGM Glory G1 ist ein Schweizer Taschenmesser mit Telefonfunktion

Smartphone-Hersteller AGM hat mit dem Glory G1 Pro 5G ein Android-Handy auf den Markt gebracht, das den widrigsten Bedingungen trotzen soll. Dazu verbaut der Hersteller eine Nachtsicht- und Wärmebildkamera im Rugged-Phone. Das Glory G1 Pro 5G ist ein wirklich unkonventionelles Gerät, alleine durch die Masse und das Gewicht wirkt es nicht wie ein Smartphone, das mit handelsüblichen Geräten konkurriert. Doch so etwas spielt bei der Zielgruppe keine grosse Rolle: Beworben wird es für Extremsportler und Arbeiter, die ein Smartphone bei extremen Temperaturen und Bedingungen verwenden müssen. Laut Herstellerangaben bietet es so bei -27 Grad Celsius noch eine Akkulaufzeit von einem Tag. Damit könnte man es auch noch am Nordpol nutzen, um Hilfe zu rufen oder um ein Bild auf Instagram zu posten. Zumindest nach einer Stunde in der Tiefkühltruhe funktionierte das Gerät noch einwandfrei.

Technische Ausstattung

Nach dem ersten Einschalten zeigt sich: das AGM-Handy läuft mit Android in der Version 11 aus dem Jahr 2020. Das letzte Sicherheitsupdate ist vom Dezember 2021 (Stand April 2022). Angetrieben wird das Glory G1 Pro vom Mittelklasse-Prozessor Qualcomm Snapdragon 480 Octa-Core und 8 Gigabyte Arbeitsspeicher. Die Bedienung funktioniert angemessen schnell, für Gaming ist das Smartphone aber wegen des Prozessors nur eingeschränkt geeignet. Der Akku des Rugged-Phone ist mit 6200 Milliamperestunden auffällig gross und reicht damit bei moderater Nutzung auch für ein Camping-Wochenende ohne Strom.

Das AGM Glory G1 Pro 5G nach einem Tag am See. (Source: Netzmedien)

Haptik und Bildschirm

Das Glory G1 Pro 5G wirkt sehr robust in der Hand. An allen Seiten ist es durch dicke Gummi-Bumper geschützt, wodurch es wuchtig wirkt. Als letzte Schwachstelle bleibt der Bildschirm, Nutzer sollten eine Schutzfolie nachrüsten, um auf Nummer sicher zu gehen. Mit einer Grösse von 6,53 Zoll ist der Bildschirm recht gross und bietet eine FHD+-Auflösung von 2340 x 1080 Pixel. Unter direkter Sonneneinstrahlung wirkt das Display jedoch etwas dunkel und auch die Farben sind eher blass.

Die Kameras

Die Hauptkamera des Glory G1 Pro hat einen Sony-Sensor und macht Aufnahmen mit 48-Megapixel-Auflösung. Damit schiesst das Gerät solide Bilder. Zudem gibt es eine 2-Megapixel-Makro-Kamera, um extreme Nahaufnahmen zu ermöglichen und eine 16-Megapixel-Selfie-Kamera. Generell gilt: Man kann gute Bilder mit dem Glory G1 Pro schiessen, aber ein Fotowunder ist das Rugged-Phone nicht.

Die eigentlichen Highlights des Glory G1 Pro sind die beiden Zusatzkameras. Die Nachtsicht- und die Wärmebildkamera bieten jeweils ganz spezielle Anwendungsmöglichkeiten. Die Infrarotkamera für Aufnahmen bei kompletter Dunkelheit löst mit 20 Megapixeln auf. Dementsprechend sind die Bilder scharf und Details sind gut zu erkennen.

Für die Wärmebildkamera gibt es eine eigene App. Dort lassen sich sowohl Bilder als auch Videos aufnehmen. Praktisch: Auf dem Bildschirm lassen sich die Temperaturen einblenden. Mit einer Genauigkeit von plusminus 2 Grad lassen sich Temperaturen von -20 bis zu 550 Grad Celsius messen. Insgesamt ist die Bedienung intuitiv. Bei der Wärmebildkamera würde man sich jedoch eine höhere Auflösung wünschen.

Lautsprecher und Taschenlampe

Nicht fehlen darf auch der "weltgrösste und lauteste Smartphone Lautsprecher". So bezeichnet ihn zumindest der Hersteller. Gross und laut ist das Glory G1 Pro auf jeden Fall. Mit einer Stärke von 3,5 Watt ist er für eine Feier am Lagerfeuer ausreichend. Qualitativ kann man damit einen richtigen Lautsprecher aber nicht ersetzen.

Das letzte besondere Feature ist eine 120 Lumen starke Taschenlampe, die oben am Gehäuse Platz findet. Damit überstrahlt das Gerät locker alle anderen Smartphone-Taschenlampen.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Das AGM Glory G1 Pro 5G ist nur schwer mit anderen Geräten in der Preisklasse um 1000 Franken zu vergleichen. Auch wenn beispielsweise ein iPhone zum selben Preis bessere Bilder schiesst, eine Nachtsichtkamera gibt es bei Apple nicht. Auch für ein Stand-alone Wärmebildgerät muss man schnell um die 500 Franken bezahlen. Dennoch hat das AGM-Gerät nur einen Mittelklasseprozessor und auch das Display könnte besser sein für den Preis. Zudem liefert AGM hier ein veraltetes Android von 2020.

Ob die Zielgruppe sich für derartige technische Details interessiert, ist jedoch fraglich. Will man sich im Ernstfall auf ein Smartphone verlassen, das vom Hersteller nach so kurzer Zeit schon nicht mehr mit Updates versorgt wird? Was wäre, wenn ein Fehler in der Software den Kompass falsch laufen lässt und man sich deshalb bei einer Wanderung verirrt? So etwas spielt bei Geräten um die 1000 Franken eigentlich keine Rolle, denn die Mainstream-Hersteller versorgen ihre High-End-Geräte mittlerweile verlässlich mit Updates und das über mehrere Jahre hinweg.

Positiv bleibt anzumerken: Das AGM unterstützt 5G und ist damit für die Zukunft gewappnet. Der Akku hielt im Test auch bei starker Nutzung über einen Tag und die Verarbeitung des Gummigehäuses ist wirklich robust. Einen Sturz aus über einem Meter Höhe hält das Gerät problemlos aus und auch die Wasserdusche und das Eintauchen im See (Süsswasser) waren kein Problem.

Das AGM Glory G1 Pro 5G ist kein gewöhnliches Smartphone und Käufer sollten sich darüber bewusst sein. Man kauft weniger ein aktuelles Smartphone als eine Art Schweizer Taschenmesser mit Telefonfunktion, das die vom Hersteller gemachten Versprechen absolut erfüllt.

Das AGM Glory G1 Pro 5G kostet 1079 Franken. EP:Plüss, Generalimporteur von AGM-Smartphones in der Schweiz, hat das Testgerät zur Verfügung gestellt.