Fujitsu will mit ESG und Nachhaltigkeit punkten
Der Fujitsu-Chef hat am diesjährigen ActivateNow-Event über Nachhaltigkeit, Digitalisierung und ethische Investments diskutiert. Am Anlass sprach auch Toomas Ilves, der ehemalige Präsident von Estland, über das grösste Problem der digitalen Transformation von Nationalstaaten.
Fujitsu-CEO Takahito Tokita hat am virtuellen Anlass ActivateNow über Digitalisierung und Nachhaltigkeit gesprochen. Unternehmen und Nationalstaaten müssten zusammenarbeiten, um globale Probleme wie etwa den Klimawandel anzupacken, sagte er. Tokita bekannte sich denn auch zu den 17 Zielen der Vereinten Nationen, die der weltweiten Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf sozio-ökonomischer und ökologischer Ebene dienen sollen.
Im Gespräch mit der Unternehmerin Kathy Matsui diskutierte Tokita das Thema ESG - die Abkürzung steht für Environmental, Social, Governance. Mithilfe solcher Kriterien sollen Unternehmen beispielsweise beurteilen können, ob und inwiefern sie nachhaltig wirtschaften oder welche sozialen Auswirkungen ein bestimmte Geschäftsentscheidung nach sich ziehen könnte. Firmen sollten nicht nur ihre Bilanzen offenlegen, sondern die Öffentlichkeit auch über ihre Bemühungen in gesellschaftspolitischen Fragen informieren, sagte Matsui. Denn die Unternehmen seien nicht nur für ihre Aktionärinnen und Aktionäre da, sondern für alle Stakeholder. "Das Verständnis von ESG und dessen Bedeutung wächst bei allen Beteiligten stetig", sagte die Unternehmerin, die früher als stellvertretende Vorsitzende von Goldman Sachs Japan fungierte und heute bei einer auf ESG-Fonds spezialisierten Investmentgesellschaft arbeitet.
Möchte man Firmen ESG aufdrücken, funktioniere es nicht, da es dann zur mühsamen Pflicht werde, sagte Matsui. Sie schlug vor, das Schlagwort ESG stattdessen in seine Einzelteile aufzuspalten. Wenn Unternehmen sich separat um die einzelnen Faktoren Umwelt, Soziales und Governance kümmern würden, sähe das Ganze machbarer aus. So könne das Konzept nach und nach in Angriff genommen werden, ohne die Unternehmen zu überfordern. Mit dieser Aufteilung erreiche man schliesslich, dass innovative Produkte entwickelt würden. "Eines der Kernkonzepte von ESG ist die Möglichkeit, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten und auf Bereiche aufmerksam zu werden, die verbesserungswürdig sind", sagte Matsui. Sie plädierte daher für ein Umdenken: Unternehmen sollen ESG nicht als Pflicht betrachten, sondern als Investition.
Fujitsu-CEO Takahito Tokita im Dialog mit der Unternehmerin Kathy Matsui. (Source: Screenshot Netzmedien)
Digitalisierung nach Vorbild Estland
Der ehemalige Präsident von Estland, Toomas Ilves, sprach über die Digitalisierung des öffentlichen Sektors. In Estland trieb er diese während seiner Amtszeit stark voran. Inzwischen seien alle Einwohnerinnen und Einwohner Estlands "digitalisiert", sagte er. Wichtig dabei ist laut Ilves der Faktor Sicherheit, genau genommen: die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Daten und die Zwei-Faktor-Authentifizierung. Es sei zweifellos wichtig, die Privatsphäre zu schützen. Noch wichtiger sei es aber, dass die Daten von potenziellen Hackern nicht verändert werden könnten, sagte Ilves.
Was die Digitalisierung der Bevölkerung angehe, könnten sich andere Länder ein Beispiel an Estland nehmen. Ilves nannte folgendes Beispiel: Wenn ein Estländer oder eine Estländerin im Griechenland-Urlaub erkrankt und zum Arzt geht, kann dieser - Patientengenehmigung vorausgesetzt - die Krankengeschichte aus dem Heimatland herunterladen und sich diese ohne Medienbruch direkt ins Griechische übersetzen lassen. Ohne die Digitalisierung sei dieses Szenario um einiges schwieriger.
Dennoch habe der öffentliche Sektor noch eine Menge Arbeit vor sich. "Das Fehlen einer starken digitalen Identität ist das grundlegende Problem der meisten Länder", sagte Ilves.
Toomas Ilves, ehemaliger Präsident von Estland. (Source: Screenshot Netzmedien)
Fujitsu will seinen Partnern übrigens auch den Schritt zum Cloud-Provider vereinfachen. Mehr dazu lesen Sie hier.