Thomas Kreser von Interxion im Podium

Worauf RZ-Betreiber achten müssen

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von Coen Kaat

Gemäss einer Studie des Bundesamts für Energie verbrauchen die Schweizer Rechenzentren jährlich 2100 Gigawattstunden. Also etwa so viel wie 450'000 Haushalte zusammen. Wie nachhaltig der Schweizer RZ-Markt ist, sagt Thomas Kreser, Marketing & BD Manager bei Interxion.

Thomas Kreser, Marketing & BD Manager, Interxion. (Source: zVg)
Thomas Kreser, Marketing & BD Manager, Interxion. (Source: zVg)

Was muss ein RZ-Betreiber heute bieten, um morgen noch im Geschäft zu sein?

Thomas Kreser: Ein RZ-Betreiber sollte optimale Connectivity bieten, lokal wie global. Besonders wichtig wird auch die Vernetzung zu den Clouds und hin zu den Endgeräten, mit minimaler Latenz. Hier sind die RZ-Dienstleister am besten positioniert, die ausser Connectivity ihren Kunden global eine einheitliche Plattform anbieten können, sie also als Partner überallhin begleiten können. Denn die Datenmengen wachsen in den kommenden Jahren enorm an. Noch schneller wächst der Datenaustausch zwischen den Datenquellen, zwischen Core & Edge, also zentralen Rechenzentren und Endgeräten, vom Smartphone bis hin zu IoT-Devices und das weltweit. Beides zusammen verstärkt den Effekt der Data Gravity, das heisst, dass sich Daten "anziehen und zusammenballen". Gerade Zürich ist hier eines der Gravitationszentren der globalen digitalen Finanzwirtschaft, die Schweiz mit ihrer sehr international ausgerichteten Industrie einer der Knotenpunkte des Datenflusses. Und mit optimaler Connectivity in die ganze Welt ist man für die kommenden Herausforderungen bestens aufgestellt.

 

Algenfarmen, Abwärmenutzung, Energieeffizienz: Wie wichtig sind solche Ansätze für nachhaltige Rechenzentren und wie verbreitet sind sie in der Schweiz?

Die Energieeffizienz rückt mehr in den Fokus. Hier hat die neueste Studie des Bundes gerade den RZ-Dienstleistern die besten Noten im Vergleich zu anderen Deployment-Modellen ausgestellt, aber auch weitere Einsparpotenziale aufgezeigt. Alles beginnt mit der Stromauswahl: Wir betreiben unsere RZs in Zürich zum Beispiel seit 2011 zu 100 Prozent mit Ökostrom aus Wasserkraft. In der Schweiz arbeitet man bisher vor allem an der Energieeffizienz. Hier hat man in den letzten Jahren sehr viel erreicht, kommt aber langsam bei PUE-Werten um 1,2 an die Grenzen des physikalisch Machbaren beim Betrieb. Immer mehr im Kommen ist die Nutzung von Abwärme. Wir bringen etwa unsere Abwärme kostenfrei in den Energieverbund Airport City ein, um lokal Gebäude zu heizen, Green plant Ähnliches für das Projekt in Dielsdorf. Algenfarmen sind ein kreativer Ansatz, das sehe ich in naher Zukunft für die Schweiz aber noch nicht.

 

Gemäss einer aktuellen CBRE-Studie hat die Schweiz die zweithöchste Rechenzentrumsdichte in Europa. Wie viel Wachstum ist in diesem Markt noch möglich?

Das hängt sehr vom lokalen Bedarf ab, hier spielt Data Residency als Treiber eine wichtige Rolle. Auch das Datenwachstum treibt den Bedarf, hier geht man von einer Verfünffachung in den kommenden vier Jahren aus. Das Wachstum ist zu einem grossen Teil auch kein echtes Wachstum, sondern eine Verlagerung von Rechenkapazität raus aus den Firmen in die Cloud und externen RZs. Wenn viele Firmen verstärkt die Clouds nutzen, bauen sie bei sich Kapazität ab, das sieht man nicht, und bauen Kapazität in den Clouds auf. Das sieht man dann in Form neuer grosser RZs. Für mich bedeutet das, dass der Markt in der Schweiz für Grossrechenzentren zumindest in den kommenden zwei bis drei Jahren weiter stark wachsen wird.

 

Welche Chancen bietet das RZ-Geschäft für Fachhändler, ­Integratoren, Systemhäuser?

Fachhändler können sich mit dedizierter Hardware für hybride Cloud-Installationen positionieren. Integratoren und Systemhäuser sind unverzichtbare Berater und Umsetzer für die meisten Firmen, denn nur für wenige Grosse lohnt es sich, ein vergleichbar breites und tiefes Know-how aufzubauen. Die aktuell stattfindende digitale Transformation bietet also viele Chancen.

 

Wie können sich lokale RZ-Betreiber gegen die grossen, internationalen Anbieter behaupten?

Wenn ich davon ausgehe, dass die "Hausaufgaben" gemacht sind (effizienter Betrieb, Zertifizierungen etc.) sind die Erfolgsfaktoren zum einen die Nähe zu den lokalen Kunden, zum anderen müssen die lokalen Player sicherstellen, dass sie ihren Kunden die bestmögliche Verbindung in die Clouds zur Verfügung stellen.

 

 

 

Die Antworten der weiteren Teilnehmer des Podiums:

  • Michael Dudli, CEO von Xelon: "Ausser Datenschutz und Security-Massnahmen spielen auch Energieeffizienz und Innovations­fähigkeit eine Rolle."

  • Walter Kasal, NTT: "Es reicht nicht mehr, nur Fläche, Energie, Kühlung und physische Sicherheit anzubieten."

  • Roger Semprini, Equinix: "Idealerweise sollte ein RZ-Anbieter ein sogenanntes Campus-Modell anbieten."

  • Patrick Stutz, Mount10: "Nicht die RZ-Fläche ist entscheidend, sondern wie viel Kühl- oder Stromleistung pro Quadratmeter zur Verfügung steht."

  • Roger Süess, Green: "Nachhaltige Ansätze sind absolut entscheidend!"

  • Mark Thommen, Netrics: "Jedes Kilowatt an Systemleistung in einem Datacenter mit schlechtem PUE-Wert kostet den Kunden Geld ohne Gegenwert."

  • Ralph Urech, Data11: "Langfristige Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit bleiben jedoch die drei wichtigsten Eckpfeiler."

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