Glasfasern verlegen ist filigrane Arbeit
Die Nachfrage nach hoher Bandbreite ist insbesondere in ländlichen Regionen enorm. Damit dieser Bedarf gedeckt werden kann, braucht es geschultes Fachpersonal. Das fehle derzeit aber, meint Harald Vetter, Geschäftsführer von Vetter Plumett.
Kurz hinter der Schweizer Grenze, im deutschen Lottstetten, hat die Firma Vetter ihren Sitz. In der Schweiz ist das Unternehmen seit 2013 mit der Vetter Plumett AG vertreten. Vetter ist auf Kabelverlegetechnik spezialisiert. Der langjährige Partner des Unternehmens, Plumettaz in Bex, vertrieb ab Ende der 1980er-Jahre den sogenannten Cablejet. Ein Gerät, welches das Verlegen von Glasfaserkabel revolutionieren sollte.
Wenig später nahm Vetter den Cablejet und dessen Weiterentwicklungen ebenfalls ins Sortiment auf. Aber weder Plumettaz noch Vetter erfanden das Gerät. Ein Mitarbeiter der Königlichen Niederländischen Post hatte laut Vetter die zündende Idee.
Nicht ziehen, sondern einblasen
Doch was ist so besonders an dem Gerät? Bevor es den Cablejet gab, zogen Kabelverleger Glasfaserkabel mit einer Seilwinde durch die Rohre im Boden. Das war aber schlecht für die Kabel – zu hohe Zugkraft könnte sie beschädigen. Die Reichweite beim Einziehen war zudem sehr begrenzt. Der Cablejet zieht die Glasfaserkabel nicht durch die Rohre, er bläst sie ein. «Als wir den ersten Cablejet auf den Markt brachten, sagten viele: Das geht doch gar nicht. Ihr seid ja verrückt», erinnert sich Harald Vetter, der Sohn des Unternehmensgründers und Geschäftsführer von Vetter Plumett.
Der Cablejet versprach damals nämlich bisher nie dagewesene Reichweiten. Statt maximal 200 bis 500 Meter am Stück sollten 1000 bis 1500 Meter möglich sein. Die neue Technologie erschien zu schön, um wahr zu sein. Nun, wahr ist sie. Doch sie erfordert intensive Schulung. «Das sind Hightech-Maschinen, die funktionieren nicht autark», sagt Vetter.
Nachfrage nach Glasfaser enorm hoch
Dem grossen Vorteil der Einblasgeräte – die hohe Reichweite – steht ihre Komplexität gegenüber. Dazu kommt: «Der Bedarf an Glasfaser ist heute so hoch, dass die bestehenden Firmen das gar nicht abdecken können», sagt Vetter. Ballungszentren wie Zürich seien schon relativ gut ausgebaut. Das Zürinet etwa ist zu gut 70 Prozent fertiggestellt. Bis spätestens 2019 soll nach Angaben der EWZ das Stadtnetz komplett auf Glasfaser umgestellt sein.
In den ländlichen Regionen sehe das anders aus. Da gebe es noch viel zu tun, sagt Vetter. Unerfahrene würden hier jetzt die Chance wittern, sich ein Stück vom Kuchen abschneiden zu können. Etwa Landschaftsgärtner, die plötzlich Kabelverlegung anbieten. «Nichts gegen Landschaftsgärtner, aber die arbeiten für gewöhnlich mit gröberen Maschinen und Material», sagt Vetter.
Haarsträubende Qualität auf Baustellen
Diese Leute müssten geschult werden. Glasfasern verlegen sei filigrane Arbeit. Ungelernte könnten durch ihre Unwissenheit auf der Baustelle sehr viel kaputtmachen. «Wir werden oft gerufen, weil auf einer Baustelle ein Kabel nach 200 Metern nicht mehr vor oder zurück will», sagt Vetter. Er schicke dann ein Einsatzteam los, das eine Bestandsaufnahme mache und das Problem behebe. «Die Qualität, die uns dort begegnet, ist teilweise haarsträubend.»
Die Firma Vetter wirkt aber nicht nur ambulant. Sie versucht, das Problem auf zwei andere Arten zu lösen. Das Unternehmen verkauft seine Einblasgeräte nur an Kunden, die sich bereit erklären, eine ausführliche Einweisung zu durchlaufen. Der zweite Ansatz entwickelte sich seit dem Marktstart der Einblasgeräte zu einem immer wichtigeren Standbein des Unternehmens: Seminare rund um das Thema Kabelverlegung. Vetter führt rund 20 Seminare pro Jahr durch.
Das Unternehmen bietet ein- sowie zweitägig Exkurse an. Neben einem theoretischen gibt es auch einen praktischen Teil. In den Lagerhallen und auf dem umliegenden Firmengelände in Lottstetten befinden sich mehrere Vorführstationen. Die Seminarteilnehmer können an diesen unter anderem die Einblasgeräte begutachten.
Die Firma Vetter präsentiert sich mit ihrem Schweizer Partner Plumettaz an der Ineltec in Basel an einem eigenen Stand.