"MWC 2015 Keynote"

MWC: Der Weg in ein vernetztes Leben

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Welchen Einfluss hat die Vernetzung von allem und jedem auf das Leben und die Geschäftswelt? In einer Eröffnungsrede am MWC mit dem Titel "Keys to the connected Lifestyle" teilten fünf CEOs ihre Visionen mit.

Am Mobile World Congress in Barcelona gibt es zwischen den unzähligen mit Technik vollgestopften Ständen sogar einige Inseln der Ruhe. Orte, an denen die Besucher verschnaufen und sich von der Reizüberflutung erholen können. Das Auto könnte künftig auch zu so einer Insel der Ruhe werden. Zumindest wenn man Carlos Ghosn, CEO der Renault-Nissan-Allianz glauben schenken darf. 

Ghosn eröffnete am Mobile World Congress die Keynote "Keys to the connected Lifestyle". Als Kopf eines Automobilkonzerns lag es nahe, dass er über das "Connected Car" sprechen würde. Ghosn gab Einblick in die Herausforderungen, die der Branche auf dem Weg zum emissionslosen Fahrzeug begegnen. Die Frage, ob die Zukunft von Elektrofahrzeugen in der Batterie oder eher in der Brennstoffzelle liegt, wollte Ghosn dennoch nicht eindeutig beantworten. 

Wenn Apple Elektroautos bauen will, hilft das dem Markt

Wichtig sei der Aufbau einer Infrastruktur. Ob Elektrofahrzeuge nun betankt oder geladen würden, spiele eine sekundäre Rolle. Solange der Konsument der Elektromobilität gegenüber Abneigung empfinde oder die Technologie nicht ernst nehme, seien alle Anstrengungen vergebens. Deshalb begrüsste Ghosn auch die Gerüchte um Apples Einstieg in die Elektromobilität. 

Ghosn sieht in anderen Autoherstellern oder eben Unternehmen wie Apple, die in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen investieren, keine Konkurrenz. "Wir sind dankbar um Hersteller wie Tesla, BMW oder Volkswagen. Ihr Vordringen auf den Markt der Elektromobilität bringt die Konsumenten dazu, Elektrofahrzeuge ernster zu nehmen", sagte Ghosn. 

Verschiedene Definitionen des fahrerlosen Autos

Zum Thema selbstfahrende Fahrzeuge hatte Ghosn auch einiges zu sagen. Das Grundproblem beim fahrerlosen Auto seien die verschiedenen Definitionen eines solchen. In den Köpfen der Konsumenten sei das fahrerlose Auto tatsächlich fahrerlos. Bis es soweit sei, würden aber noch mindestens zehn Jahre ins Land gehen. Es geht viel mehr um Autos, die zwar selbstständig fahren können, dies aber nur auf Wunsch des Fahrers machen. 

Ab 2016 soll es soweit sein: Steht man im Stau, schaltet man den "Autopilot" ein und kann sich anderen Aufgaben widmen. Das Auto übernimmt den Rest. Die Technologie dazu sei längst da. Es gehe praktisch nur noch um Formalitäten wie etwa staatliche Regulierungen.

Sicherere Strassen durch vernetzte Autos

Ab 2018 werde der Autopilot auch ausserhalb des Staus, auf der Autobahn verfügbar sein, schwärmte Ghosn weiter. Bis es innerhalb von Städten soweit ist, werde es aber vermutlich etwas länger dauern. Hier gebe es bedeutend mehr Regulierungen und Vorschriften, die erfüllt werden müssten. 

In jedem Fall würden vernetzte Fahrzeuge die Strassen sicherer machen, sagte Ghosn. 

Wenn Abfall zu Umsatz wird

Nach Ghosn betrat Ralph de la Vega die Bühne. Vega ist CEO von AT&T Mobility & Business Solutions. Für ihn ist der Schlüssel zum vernetzten Lebensstil das Smartphone. "Das Smartphone ist die Fernbedienung für Ihr Leben in der Zukunft", sagte Vega. AT&T arbeitet daran, dass diese Zukunft möglichst bald beginnt. Mit der AT&T Foundry widmet sich der US-Telko verschiedenen Projekten rund um das Internet der Dinge. 

Ein Team stattete beispielsweise Abfallcontainer mit Sensoren aus und vernetzte sie. Auf diese Weise konnte das Team die Effizienz beim Entleeren der Container erhöhen. Der Container meldet wenn er voll ist und wird dann entleert. "Ich sehe Abfall mit neuen Augen. Für mich steht Abfall jetzt für Umsatz", sagte Vega und erntete einige Lacher dafür. 

Die Idee des Internets der Dinge: Echtzeit-Business

Vega sprach auch AT&Ts Netbond an. Das ist ein Service, über den der Telko seinen Mobilfunkkunden die Vernetzung mit verschiedenen Clouds ermöglichen will - inklusive End-to-End-Verschlüsselung. Für den Service konnte AT&T Microsoft als Partner gewinnen. Jetzt bietet AT&T den Service auch für Microsoft Azure und die 365-Cloud an. Damit will AT&T vor allem kleine Unternehmen adressieren. 

Bei Vegas Nachredner Bill McDermott, CEO von SAP, wurde es dann etwas philosophischer. Er sprach über das Internet Dinge und die Idee dahinter. Beim Internet der Dinge gehe es demnach darum, die Menschen zu kennen. Alles soll in Echtzeit ablaufen und am besten noch bevor der Anwender selbst weiss, was er will, wo er etwas benötigt oder wie ihm sonst irgendwie geholfen werden könnte. 

"Die gesamte Wirtschaft muss sicher sein"

McDermott stellt sich das folgendermassen vor: Es kommt ein Techniker, um die Haustür zu reparieren, bevor der Hausbesitzer überhaupt weiss, dass die Tür kaputt ist. Die nötige Technologie sei dafür da. 

McDermott ist sich natürlich auch der Risiken bewusst, die Daten wie die kaputte Tür mit sich bringen könnten. "Wir müssen nicht nur Netzwerke, Clouds und Geräte absichern. Die gesamte Wirtschaft muss sicher sein." Das sei die grosse Herausforderung, sagte der SAP-CEO. 

"Ein Waschmaschine mit iPhone-Anbindung ist keine Killer-Applikation"

Karsten Ottenberg, CEO von BSH Home Appliance, ging bei seiner Ansprache durch die defekte oder inzwischen bereits reparierte Tür direkt in die Küche des Hauses. Konnektivität im Haus würde vor allem in der Küche Mehrwerte generieren. "Eine Waschmaschine mit dem iPhone zu verbinden, ist nicht unbedingt eine Killer-Applikation", gestand Ottenberg. Genau das bewirbt der Hausgerätehersteller mit seinen neuen Waschmaschinen aber derzeit. 

Nächstes Jahr soll sich das ändern. Dann würden alle Geräte von BSH miteinander vernetzt werden. Ein Beispiel, wie das aussehen könnte, lieferte Ottenberg gleich mit: "Sie stehen in der Küche und beginnen ein Menü für vier Personen zu kochen. Ihre Abwaschmaschine meldet sich. Sie ist voll mit schmutzigem Geschirr. Der Herd teilte ihr mit, dass in Kürze vier Personen neues Geschirr benutzen werden. Die Abwaschmaschine empfiehlt also, zuerst das bereits verschmutzte Geschirr zu reinigen, damit sie nach dem Essen das frisch benutzte aufnehmen kann."

Datenschutz auch in der Küche wichtig

Oder man stelle sich vor, dass man auf dem Heimweg wissen möchte, was noch so alles im Kühlschrank ist. Kein Problem, die neuen Kühlschränke von BSH haben zwei Kameras. Beim Schliessen der Tür schiessen sie bevor das Licht ausgeht zwei Fotos vom Inhalt und laden sie in die Cloud. Auf dem Heimweg kann man die Bilder über das Smartphone anschauen und weiss, was man eventuell noch unterwegs besorgen sollte. 

Ottenberg wies auch wie schon seine Vorredner auf die Sicherheit hin. "Es ist wichtig, dass die Geräte sicher sind", sagte er. Immerhin handle es sich zum Teil um sehr intime Daten. Wann koche ich, was koche ich, wie koche ich, was habe ich im Kühlschrank? Die Konsumenten müssten sicher sein können, das BSH mit diesen Daten keine Geschäfte macht. "Der Konsument will jederzeit genau wissen, was mit diesen Daten passiert", führte Ottenberg weiter aus. 

PS zum Stundentarif

Den Abschluss der Keynote machte nach Ottenberg Ericsson-CEO Hans Vestberg. Er sprach von der Transformation der Industrie. Im Grunde resümierte Vestberg, was seine Vorredner schon gesagt hatten. Die Art und Weise, wie wir Technologie benutzen und wie wir Geschäfte tätigen, werde sich radikal ändern. 

Vestberg könnte sich vorstellen, dass wir etwa beim Auto ähnlich verfahren, wie heute mit Rechenpower aus der Cloud. Benötige der Fahrer für gewisse Zeit mehr Leistung, drückt er aufs Gas, beziehungsweise kann sich einfach zusätzliche "PS" für 24 Stunden zukaufen. Benötigt er sie nicht mehr, gibt er sie zurück. Wie das im Detail funktionieren soll, erklärte Vestberg allerdings nicht.

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