V-Zug versteckt Zusatzprogramme hinter Paywall
V-Zug bietet für Haushaltsgeräte neuerer Generationen die Erweiterung um zusätzliche Programme über kostenpflichtige Abos an. Bei der Konkurrenz sind solche Spezialprogramme hingegen kostenlos. Rechtlich ist dies zwar erlaubt, für Konsumentinnen und Konsumenten bringt das Geschäftsmodell aber Nachteile.
Das Haushaltselektronik-Unternehmen V-Zug bietet einige Spülprogramme für neuere Geschirrspüler nur mit einem zusätzlichen, kostenpflichtigen Abo an, wie das Unternehmen auf Anfrage des SRF-Magazins "Espresso" bestätigte. Auch Waschmaschinen und Tumbler der neuesten Generationen seien mit dem Geschäftsmodell ausgestattet.
Haushaltsgeräte sollen damit personalisiert werden können. Gemäss Meldung von "SRF Espresso" beliefen sich die Kosten des Abos für diese Spezialprogramme aktuell auf einen Franken pro Monat. V-Zug behalte sich aber vor, zukünftig Änderungen vorzunehmen.
Trotz Nachteilen für Kundschaft rechtlich kein Problem
Solche Abo-Modelle hätten für Konsumentinnen und Konsumenten ausschliesslich Nachteile, so die Stiftung für Konsumentenschutz auf Anfrage. Das gekaufte Gerät könne im Prinzip alles, jedoch würden gewisse Funktionen absichtlich hinter eine Paywall verschoben und seien damit zahlungspflichtig.
Nachteilig seien die zusätzlichen Kosten für eine vollständige Nutzung aller Funktionen des Geräts. Wenn diese zu Beginn noch moderat sind, würden sie jedoch mit grosser Sicherheit nach der Etablierung des neuen Geschäftsmodells steigen. Auch öffne es Türen zu anderen Geschäftsmodellen. Die Stiftung geht davon aus, dass in einer nächsten Phase nur noch Geräte verkauft werden, die ausschliesslich mit Abonnements nutzbar sind.
Einen weiteren Nachteil stelle der Datenschutz für Konsumentinnen und Konsumenten dar. Unternehmen sollen durch Abo-Modelle die Nutzung der Haushaltsgeräte in Echtzeit verfolgen können. Auch in Sachen Cybersecurity bestehe ein höheres Risiko, denn mit dem Internet verbundene Haushaltsgeräte müssten regelmässiger mittels Updates gewartet werden, da sie ansonsten anfälliger für Hackerangriffe wären. Dies könnte zu grösseren Schäden als die blosse Manipulation des eigentlichen Geräts führen. Der Unterhalt solcher Geräte ist demnach aufwändiger und gemäss der Stiftung für Konsumentenschutz vermutlich auch kostenintensiver.
Rechtlich sei Haushaltselektronik-Unternehmen der Verkauf von Produkten mit Zusatzleistungen über kostenpflichtige Abos jedoch erlaubt. Aufgrund der Wirtschaftsfreiheit in der Schweiz gäbe es keine Einschränkungen eines solchen Geschäftsmodells.
Auch das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) sehe keine Berührungspunkte zum Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, wie es auf Anfrage heisst. In der Schweiz gilt der freie Markt. Wenn das Geschäftsmodell den Bedürfnissen der Konsumentinnen und Konsumenten nicht entspräche, stehe die Option offen, andere Produkte zu wählen. Auch die Stiftung für Konsumentenschutz verweist auf diese Option.
Kostenlose Zusatzprogramme der Konkurrenz
Miele habe auf Anfrage von SRF geschrieben, dass, wie bereits bei einigen ihrer Backöfen, ab 2025 zusätzliche Funktionen und Updates auch für Waschmaschinen und Trockner über eine App laufen sollen. Diese seien jedoch kostenlos. Der Hersteller Electrolux habe gegenüber SRF mit der Aussage "Aktuell bieten wir kein kostenpflichtiges Abo für Zusatzprogramme an." geantwortet.
Auch der Stiftung für Konstumentenschutz sei zum aktuellen Zeitpunkt von anderen Haushaltsgeräte-Herstellern, welche dieses Geschäftsmodell nutzen, noch nichts bekannt. Sie befürchte jedoch, dass Konzerne aus Renditegründen Gefallen daran finden würden. Aufgrund der hohen Anzahl an Haushaltsgeräten sei das Chaos vorprogrammiert: Der Überblick über all die Laufzeiten könne ohne grosse Disziplin nicht mehr aufrechterhalten werden. Auch würde eine absolute Abhängigkeit der Konzerne und deren Renditeziele entstehen.
Das Bundesamt für Statistik hat im Mai festgestellt, dass die Leistung von Elektrogeräten Konsumenten wichtiger sei als die Ökobilanz. Mehr darüber lesen Sie hier.