Marktbericht PC-Komponenten

Komponenten für individuelle Speziallösungen sind gefragt

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Die anhaltende Krise am PC-Markt ist inzwischen auch im Geschäft mit Komponenten zu spüren. Tablets und Smartphones ersetzen den einfachen PC. Internet und E-Mail benötigen keine grosse Rechenleistung. Für anspruchsvollere Anwendungen besteht aber noch immer eine Nachfrage nach leistungsfähigeren PCs beziehungsweise PC-Komponenten. Individuelle Speziallösungen bieten Chancen für Hersteller und Assemblierer.

Je nach Sichtweise ist das vierte Quartal des vergangenen Jahres für die PC-Branche gar nicht so schlecht verlaufen. Die Analysten von Canalys etwa sprechen von Wachstum im zweistelligen Bereich. Die Krux bei der Sache ist aber, dass Canalys Tablets zum PC-Markt dazuzählt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal verliessen demnach 65,2 Prozent mehr ­Tablets die Produktionsstätten der Hersteller und erreichten ein Gesamtvolumen von 76,3 Millionen Geräten. Damit machten sie annähernd 50 Prozent des PC-Marktes aus. Ohne Tablets stellt sich hingegen das inzwischen altbekannte Bild einer Abwärtskurve ein. Die Auslieferungen von PCs gingen weltweit um 6,9 Prozent zurück. Eine Zahl, die sich mit denen anderer Analystenhäuser wie IDC und Gartner weitestgehend deckt.

Konsumenten interessieren sich für Windows-Alternativen

Die Lage ist also weiterhin düster. Chancen bieten sich nur noch im Geschäftsumfeld, wo PCs nach wie vor eine wichtige Rolle spielen, und für Unternehmen wie Google. Dem Suchmaschinisten werden nämlich mit seinem Betriebssystem Chrome OS dieser Tage echte Aussichten auf Erfolg zugesprochen. Konsumenten würden sich vermehrt für Win­dows-Alternativen interessieren. Das spiele Google mit seinen kostengünstigen Angeboten in die Hände. Immer mehr PC-Hersteller würden deshalb starkes Interesse an den Chromebooks bekunden, mit denen Google offenbar eine Marktlücke aufgetan habe, wie Pin Chen Tang, Research Analyst bei Canalys erklärt.

Die Situation am Markt für PC-Komponenten sieht hingegen nicht ganz so dramatisch aus. Die Krise des PC-Marktes ist zwar auch hier zu spüren, aber es findet eher eine Verlagerung statt. Von Endzeitstimmung könne man nicht sprechen, meint Antonio Manganelli, Product Marketing Manager bei Littlebit. "Insgesamt gesehen stagniert der Absatz von Komponenten, allerdings steigt der Durchschnittsverkaufspreis, da wertigere Produkte gekauft werden. Weg vom klassischen Desktop-PC verlagert sich die Nachfrage immer mehr in Richtung individueller Speziallösungen. Diese Rechner werden für Bildbearbeitung, Videoschnitt, Gaming, Rendering oder als Storage-Rechner genutzt." Bei anspruchsvollen Anwendungen kommt der Nutzer also nicht um den High-End-PC herum.

Aufrüstung von PCs weniger relevant

Die Veränderung am Komponentenmarkt hat aber noch weitere Gründe. Durch die immer leistungsfähigere Hardware ist die Grundausstattung heutiger PCs in vielen Fällen bereits völlig ausreichend. Das weiss auch George ­Linardatos, General Manager von Transcend Deutschland. Ihm zufolge sei etwa die Nachfrage nach zusätzlichen DIMMs inzwischen tendenziell gering. "Anders als vor 15 Jahren spielt die Aufrüstung von PCs und Notebooks mit Speichermodulen heute keine grosse Rolle mehr." Ähnliches zeigt sich beim Blick auf das Geschäft mit Prozessoren. Die Absatzzahlen stagnieren und eine Verlagerung zu hochwertigeren Produkten macht sich nicht direkt bemerkbar, da die Prozessorentechnologie sehr weit fortgeschritten ist. Viele Anwendungen würden die Leistung heutiger Prozessoren nicht ausnutzen, wie Manganelli weiter erklärt.  Bei Komponenten wie Mainboards und Grafikkarten stagniert der Absatz zwar ebenfalls, doch steigen hier zumindest die Durchschnittspreise.

Wachstumschancen für Speichermedien

Grosse Wachstumschancen bescheinigt Manganelli hingegen dem Markt für Speichermedien. "Parallel zum weltweit wachsenden Datenvolumen steigt die Nachfrage nach Speichermedien. Diese Produktsparte birgt enormes Potenzial für die kommenden Jahre." Ein Trend, den auch Thomas Maurer, Managing Director von Ingram Micro Schweiz, sieht. "Der Bereich Storage zeigt erfreuliches Wachstum. Im Nachgang zum Thema der Datensicherheit, das auch in der Schweiz grosse Öffentlichkeit fand, haben sich einige Marktteilnehmer wieder für lokale Speicherlösungen entschieden, was entsprechend zu erhöhter Nachfrage für SSDs und HDDs führt. Dazu kommt, dass existierende Systeme mit SSDs aufgerüstet werden. Dies stimuliert die Nachfrage zusätzlich."

Maurer erkennt zudem eine weitere positive Entwicklung am Schweizer Komponentenmarkt. Er beobachtete in den vergangenen Jahren eine Konsolidierung bei den Assemblierern. Dieser Trend scheine nun aber gestoppt zu haben. Mit dieser Wendung blickt er zuversichtlich auf das Jahr 2014. Wie Manganelli sieht auch Maurer noch immer Bedarf nach exklusiven Speziallösungen. "Die Nachfrage nach individuellen PC-Systemen ist weiterhin intakt – wenn auch auf niedrigerem Niveau. Nicht alle PCs können durch Tablets und Smartphones ersetzt werden." Neue Formfaktoren wie etwa Intel NUC im Bereich von Digital Signage hätten sogar eine neue Nachfrage erzeugt.

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