Wenn die Autokorrektur glaubt, dass sie es besser weiss
IT-Journalisten wie ich haben mitunter auch mit der IT zu kämpfen. Hier geht es aber nicht um Fehlkonfigurationen oder Cyberkriminelle. Nein, mein IT-Schlachtfeld ist der Texteditor – mein Gegner: die Autokorrektur. Eigentlich sollte dieses Tool das Leben aller Schreiberlinge vereinfachen. Oft genug tut es das auch. Aber dennoch stolpere ich regelmässig über "Korrekturen", die eher ein Stirnrunzeln provozieren.
Gewisse Begriffe kennt die Autokorrektur schlicht nicht. Dies kann zu amüsanten Situationen führen, in denen sie mich beispielsweise darauf hinweist, dass ich wohl "Virtual Sanierungsspezialisten" und nicht "Virtualisierungsspezialisten" meine. Noch unterhaltsamer wird es, wenn die Autokorrektur plötzlich kein Deutsch mehr kann. So schrieb ich einst in einem Bericht über einen Anlass den Satz: "Der Event begann damit, dass der Schweiz-Chef die aktuelle Lage zusammenfasste." Dies passte der Autokorrektur allerdings nicht. Daher schlug sie vor, ich solle doch schreiben: "Der Event begann damit, dass der Schweiz-Chef die aktuelle Lage zusammengefasste."
Danke für den Vorschlag, aber nein, danke!
Mit Fällen wie im nächsten Beispiel ist die Grenze des Amüsanten aber langsam erreicht. Schreibt man nun "zurückgefordert" oder "zurück gefordert"? Als ich es zusammengeschrieben hatte, war die Autokorrektur sicher, dass ich das Wort trennen sollte. Nachdem ich ihren Vorschlag angenommen hatte, war sich die Autokorrektur aber plötzlich sicher, dass man "zurückgefordert" als ein Wort schreiben sollte. Sie ahnen sicher, was die Autokorrektur mir vorschlug, nachdem ich wieder "zurückgefordert" geschrieben hatte. Das wäre endlos so weitergegangen, hätte ich diesen Zermürbungskrieg gegen die Autokorrektur nicht selbst beendet.
Manchmal überrascht mich die Autokorrektur aber mit eher beunruhigenden Vorschlägen. In einem Interview betonte eine Person, dass sie gut für die Zukunft gerüstet sei, und sagte daher: "Die Änderungen kamen für uns nicht überraschend." Und was machte die Autokorrektur daraus?: "Die Änderungen kamen für uns überraschend." In einem anderen Interview sprach eine Person über "Tipps, wo man ansetzen kann, um Schaden zu verhindern". Anscheinend vermisste die Autokorrektur eine gewisse Dramatik und Spannung im Interview, denn sie schlug vor, "verhindern" durch "verursachen" zu ersetzen.
Warum die Autokorrektur vorschlägt, eine Aussage ins Gegenteil zu verkehren, ist mir schleierhaft. Diese Beispiele zeigen aber deutlich, wie wertvoll es ist, wenn der Mensch ein Auge darauf hat, wenn Prozesse automatisiert werden. Dasselbe gilt auch für Anwendungen der künstlichen Intelligenz wie ChatGPT und Co. So intelligent diese Tools auch sein mögen, Verantwortung können sie nicht tragen. Das ist noch immer die Domäne des Menschen.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre der aktuellen Ausgabe des "IT-Markt" – auch das Lesen kann Ihnen noch keine KI abnehmen! Dieses Magazin widmet sich den Themen Cloud und Managed Services.