Was der Markt von RZ-Betreibern verlangt
Um dem hohen Stromverbrauch entgegenzuwirken, investieren RZ-Betreiber in nachhaltige Technologien. Was das konkret bedeutet und wie nachhaltig Schweizer RZs wirklich sind, sagt Arne Benox, Sales & Business Development Manager bei Digital Realty Schweiz.
Was muss ein RZ-Betreiber heute bieten, um morgen noch im Geschäft zu sein?
Arne Benox: Ein RZ-Betreiber muss sicherstellen, dass seine Infrastruktur zuverlässig, ausfallsicher und rund um die Uhr verfügbar ist. Auch muss er in der Lage sein, die Kapazitäten seines Rechenzentrums flexibel an die Bedürfnisse seiner Kunden anzupassen. Andere wichtige Themen sind: Cloud OnRamps, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, ein gutes Ökosystem sowie internationale Präsenz, um dort präsent zu sein, wo die Schweizer Wirtschaft international auch schon ist. Eine globale Plattform zu bieten, die sich weltweit über Länder und Kontinente erstreckt, wo Daten sowohl auf lokaler als auch zunehmend auf globaler Ebene effizient ausgetauscht werden können, kann für Rechenzentren geschäftskritisch sein.
Algenfarmen, Abwärmenutzung, alternative Energie: Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit bei Schweizer Rechenzentren?
Sehr wichtig. Bei Grossrechenzentren tragen ökonomische Ziele wie die Steigerung der Effizienz häufig gleichzeitig dazu bei, die ökologischen Ziele zu erreichen, da reduzierter Energieverbrauch direkt zu geringeren Emissionen führt. Die ökonomischen und ökologischen Aspekte motivieren zu einer Verlagerung der Workloads in Colocation oder in die Cloud – die BFE-Studie von 2021 geht von insgesamt 30 Prozent weniger Energieverbrauch gegenüber On-Premise aus. Mit dem "Energieverbund Airport City" wird Digital Realty lokale Energie zukünftig nachhaltiger nutzen sowie massiv weniger CO2 ausstossen, im konkreten Fall initial 15 000 Tonnen pro Jahr. Dann werden Gebäude nahezu emissionsfrei geheizt sowie nachhaltig gekühlt. Die Basis der Wärmeerzeugung beruht dabei auf der Abwärme der Digital-Realty-Rechenzentren.
Und wie nachhaltig sind die Rechenzentren hierzulande wirklich?
Viele RZ-Anbieter setzen sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander und ergreifen diverse Massnahmen, um den Energieverbrauch und die Emissionen zu reduzieren. Das Ergebnis ist aber von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Es kommt auf die Grösse sowie das Alter und das Design des Rechenzentrums an. Die Digital-Realty-Rechenzentren sind nicht nur die am besten vernetzten Rechenzentren der Schweiz, sondern gehören auch zu den effizientesten.
Wie hat sich das Schweizer RZ-Geschäft in den vergangenen zwölf Monaten entwickelt?
Gut. Die Schweiz – und insbesondere Zürich – gilt als eines der weltweiten Gravitationszentren für Finanz- und Versicherungsdaten. In diesen Industrien wachsen die Datenmengen überdurchschnittlich stark und stellen ganz neue Anforderungen an Datenhaltung und -verknüpfung und damit auch an die RZ-Branche.
Wie viel Raum bleibt hierzulande neben den grossen Hyperscalern noch für lokale Anbieter?
Hyperscaler-Clouds werden zwar immer beliebter, der Anteil der lokalen Anbieter soll aber in den kommenden Jahren auch weiter wachsen. Monolithische Anwendungen im eigenen Rechenzentrum gehen weiter zurück, während sich Private Clouds im outgesourcten Rechenzentrum weiter ausbreiten. Diese Präferenz bestätigt auch die jüngste Cloud-Trends-2023-Studie von Research in Action. Das Modell Hyperscaler ist vor allem attraktiv für Anwendungen, die sehr viele Ressourcen benötigen und effizient skalierbar sein müssen wie Project Management, Collaboration, IT Service Management, Development/Testing und Security (lesen Sie hier mehr dazu).
Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:
- Primo Amrein, Microsoft: "Ein RZ-Betreiber muss mehr bieten als nur IaaS-Hosting."
- Michael Dudli, Xelon: "Die Nachfrage nach Schweizer Lösungen bleibt hoch."
- Erich Hohermuth, NorthC: "Steigende Energiepreise und Versorgungsengpässe haben die Branche stark beeinflusst."
- Olivier Honold, NTT: "Es reicht nicht, nur Fläche, Energie, Kühlung und physische Sicherheit anzubieten."
- Roger Semprini, Equinix: "Immer mehr Kunden kommen zu uns, um ihren digitalen Footprint zu verbessern."
- Marco Stadler, Green: "Die Energieeffizienz hat sich in der Branche stark verbessert."
- Patrick Stutz, Mount10: "Der grösste Hebel bei der Nachhaltigkeit liegt beim vom Kunden eingesetzten Equipment."
- Ralph Urech, Data11: "Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit bleiben die wichtigsten Eckpfeiler; der Rest ist Beilage."