Wie sich der Schweizer RZ-Markt entwickelt
Gemäss einer Studie des Bundesamts für Energie verbrauchen die Schweizer Rechenzentren jährlich 2100 Gigawattstunden. Also etwa so viel wie 450'000 Haushalte zusammen. Wie nachhaltig der Schweizer RZ-Markt ist, sagt Roger Semprini, Managing Director von Equinix Schweiz.
Was muss ein RZ-Betreiber heute bieten, um morgen noch im Geschäft zu sein?
Roger Semprini: Reine Datenhaltung ist weniger attraktiv als das Anbieten von Konnektivität. Darunter verstehen wir die direkte Interconnection zu allen Cloud-Anbietern, zu Kunden, Partnern und wirtschaftlichen Ökosystemen. Dazu kommt der Standort: Ein RZ muss in unmittelbarer Nähe zu Networkhubs mit grossem Datenverkehr stehen. Idealerweise sollte ein RZ-Anbieter ein sogenanntes Campus-Modell anbieten, das heisst zwei oder mehrere RZs, die in einem Abstand von 5 bis 10 Kilometern stehen und die via Black Fibre direkt miteinander verbunden sind.
Algenfarmen, Abwärmenutzung, Energieeffizienz: Wie wichtig sind solche Ansätze für nachhaltige Rechenzentren und wie verbreitet sind sie in der Schweiz?
Solche Ansätze sind sehr wichtig und gehören auf die Agenda jedes RZ-Anbieters. Die fünf Equinix-Standorte in der Schweiz tragen zu einem Portfolio von einigen der energieeffizientesten Rechenzentren der Welt bei. Wir fördern zudem an unseren Standorten Wärmeaustausch-Projekte.
Gemäss einer aktuellen CBRE-Studie hat die Schweiz die zweithöchste Rechenzentrumsdichte in Europa. Wie viel Wachstum ist in diesem Markt noch möglich?
Die Nachfrage nach Konnektivität sowohl von lokalen als auch multinationalen Unternehmen in der Schweiz wächst stark und wird weiterhin auch wachsen. Die digitale Transformation sowie die Hybrid Cloud sind der Massstab für dieses Wachstum. Geografisch wie auch energietechnisch bestehen keine Limiten. Aber es existieren strenge öffentliche Vorlagen für jedes RZ-Unternehmen in Bezug auf Umwelt, Energie und Standort.
Wie können sich lokale RZ-Betreiber gegen die grossen, internationalen Anbieter behaupten?
Lokale Betreiber haben durchaus ihre Berechtigung. Die meisten konzentrieren sich auf die reine lokale Datenhaltung. Die wichtige Konnektivität holen sie sich zum Beispiel bei uns, und so entsteht ein kompetitives Ökosystem.
Welche Chancen bietet das RZ-Geschäft für Fachhändler, Integratoren, Systemhäuser?
Wir pflegen in unseren RZs ein Ökosystem aus den Branchen Finanz, Enterprise, Pharma, Multimedia, Telekom und Cloud. Dieses Ökosystem ist ein veritabler Markt, zu dem alle Fachhändler, Integratoren sowie Systemhäuser Zugriff haben. Durch die Interconnection tauschen sie Daten aus und generieren Business.
Die Antworten der weiteren Teilnehmer des Podiums:
Michael Dudli, CEO von Xelon: "Ausser Datenschutz und Security-Massnahmen spielen auch Energieeffizienz und Innovationsfähigkeit eine Rolle."
Walter Kasal, NTT: "Es reicht nicht mehr, nur Fläche, Energie, Kühlung und physische Sicherheit anzubieten."
Thomas Kreser, Interxion: "Die aktuell stattfindende digitale Transformation bietet viele Chancen."
Patrick Stutz, Mount10: "Nicht die RZ-Fläche ist entscheidend, sondern wie viel Kühl- oder Stromleistung pro Quadratmeter zur Verfügung steht."
Roger Süess, Green: "Nachhaltige Ansätze sind absolut entscheidend!"
Mark Thommen, Netrics: "Jedes Kilowatt an Systemleistung in einem Datacenter mit schlechtem PUE-Wert kostet den Kunden Geld ohne Gegenwert."
Ralph Urech, Data11: "Langfristige Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit bleiben jedoch die drei wichtigsten Eckpfeiler."