Warum sich das Server-Geschäft aus Sicht Dells noch lohnt
Auch wenn die ganze Branche von Cloud-Services und dem Abschied vom Hardwaregeschäft spricht – es braucht sie noch, die Server. Michael Schiwek von Dell Schweiz erklärt warum.
Wie wichtig ist der Verkauf von dedizierten Servern noch?
Michael Schiwek: Egal, wie stark eine IT virtualisiert und automatisiert läuft, für die Ausführung von Hypervisoren und Betriebssystemen sind Server die technische Plattform. Gerade bei kleineren Lasten wird häufig wegen der Einfachheit und des vorhandenen Know-hows auf eine dedizierte Maschine zurückgegriffen. Zudem wird der Anwendungsbereich High Performance Computing für immer mehr Bereiche wichtig. Um die maximale Rechenleistung zu bekommen, arbeiten die Systeme dediziert in einem Verbund für alle möglichen Anwendungen und eigentlich nie mit Virtualisierungsschichten.
Wer braucht eigene Server?
Gerade für Anwender, die ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis abdecken müssen und kleinstmögliche Latenzen brauchen, sind eigene Server die Grundlage für Compute-Leistungen. Ausserdem ist nicht jeder Industriestandort heute mit den für Cloud-Dienste zwingend notwendigen redundanten, hochleistungsfähigen Internetanbindungen ausgerüstet. Durch den Trend in Richtung Software-Defined Datacenter werden die Serversysteme auch häufig wieder lokal und vor Ort eingesetzt.
Für welche Reseller oder Integratoren lohnt sich das Geschäft?
Wer ein breites Sortiment an Produkten und dazu passende Dienstleistungen anbieten kann, wird noch längere Zeit lohnende Geschäfte machen können. Der Trend hin zu Hybrid-Cloud-Lösungen zwingt sehr viele Integratoren, sich das entsprechende Fachwissen rasch anzueignen. Viele Unternehmen wünschen weiterhin eine Betreuung vor Ort durch einen One-Stop-Shop. Bei kleinen Firmen drängen sich wohl Kooperationen auf, sonst werden sie durch grosse Player übernommen werden oder vom Markt verschwinden.
Was müssen Reseller wissen, um in dem Geschäft erfolgreich zu sein?
Reseller werden noch mehr die Rolle des Trusted Advisors für den Integrator übernehmen. Die IT-Branche steht unter einem hohen Preis- und damit auch Margendruck: Nur wer möglichst grosse Mengen umsetzt, wird von Herstellern noch vorteilhafte Konditionen bekommen. In Zeiten, in denen Kapital kaum Zinsen abwirft, aber Lagerhaltung Kosten bedeutet, wird die effiziente und leistungsfähige Logistik für viele Kunden die Attraktivität eines Lieferanten ausmachen. Verlässliche Serviceoptionen und ein professioneller Support sind weitere Punkte, die für einen Reseller sprechen.
Ist die Cloud Freund oder Feind des Server-Geschäfts?
Die Cloud ist heute ein unabdingbarer Teil des Server-Geschäfts. Jede Serverleistung, die nicht mehr on-premise erbracht wird, muss von irgendwoher kommen, wie etwa einem Public-Cloud-Anbieter. Solange gesetzliche Vorgaben und das Mindset der Kunden fordern, dass die Daten und deren Verarbeitung im eigenen Land sein müssen, werden nationale Anbieter präferiert. Wer mit seinen Cloud-Angeboten die Kunden-Nähe lebt und eine zahlbare Qualität anbieten kann, wird noch einige Zeit im Geschäft erfolgreich sein.
Welche Rolle spielen konvergente Infrastrukturen?
In der IT erleben wir eine starke Bewegung in Richtung Vereinfachung und mehr Effizienz im Rechenzentrum. Wegen des ständig steigenden Kostendrucks wird immer weniger Perfektion in der Hardware und vielmehr "just enough" als Lösungs-Ansatz verfolgt. Dies natürlich auch wegen des Software-Defined-Datacenter-Trends, wo die Intelligenz primär in der Software liegt: Redundanzen auf höherer Ebene und Software überdecken die unterliegenden Unzulänglichkeiten. In Bezug auf den Kaufpreis sind hoch-konvergente Plattformen heute noch keine Marktführer, doch die Einfachheit bei der Inbetriebnahme, im Unterhalt sowie der Erweiterung und Migration sind für immer mehr Kunden der Grund, in diese Technologien zu investieren.