Was die Polizei von ihrer Informatik erwartet
Diese Woche hat in Bern die zehnte Ausgabe des Schweizer Polizei-Informatik-Kongress stattgefunden, kurz SPIK 2017. Stefan Blättler, Kommandant der Kantonspolizei Bern, erzählte, was die Polizei von ihren IT-Lösungen und -Dienstleistern erwartet.
Anpfiff. Das Stade de Suisse in Bern ist voll. Obwohl kein einziger Fussballspieler auf dem Feld steht und kein Fan auf den Tribünen hockt. Stattdessen tummeln sich Uniformierte und IT-Experten in den Korridoren des Fussballstadions.
Sie sind hier, um dem Kongress SPIK 2017 beizuwohnen. Dem Schweizer Polizei-Informatik-Kongress. Insgesamt 1000 Besucher kamen dafür nach Bern - verteilt auf die zwei Eventtage.
Die zehnte Ausgabe des SPIK fand im Stade de Suisse in Bern statt. (Quelle: Netzmedien)
Zehn Jahre SPIK
In diesem Jahr feiert der Anlass seinen zehnten Geburtstag. Man würde es dem Event nicht anmerken. Die Veranstalter machten kein grosses Trara um das Jubiläum.
Mark Saxer, Geschäftsführer des Vereins Swiss Police ICT, bedankte sich stattdessen lieber für die erfolgreiche Partnerschaft zwischen der Strafverfolgung und der Industrie im letzten Jahrzehnt.
Stefan Blaettler, Kommandant Kapo Bern, und Mark Saxer, Geschäftsführer von Swiss Police ICT (v.l.). (Quelle: Netzmedien)
Hilfreich aber simpel
Wie diese Partnerschaft aussieht und was die Anforderungen und Erwartungen seitens der Polizei sind, erklärte anschliessend Stefan Blättler, Kommandant der Kantonspolizei Bern.
Er sei nur ein "simpler Jurist", sagte er von sich. "An einem Informatikkongress etwas Schlaues zu sagen, ist eine Herausforderung." Er sei schon zufrieden, wenn er sein iPhone bedienen und eine App installieren könne.
Man wird nicht Polizist, um Büroarbeit zu erledigen
Genau das sei aber eine der wichtigsten Anforderungen der Polizei an ihre IT-Anbieter und -Dienstleister. IT-Lösungen müssen zwar hilfreich sein für ihre Anwender aber dennoch simpel bleiben. Beziehungsweise "kommandantentauglich", wie Blättler es nannte.
"Der normale Polizist verwendet 60 Prozent seiner Arbeitszeit mit administrativen Aufgaben", sagte der Kommandant. Das sei entschieden zu viel. "Man wird nicht Polizist, um Büroarbeit zu erledigen."
Darin stecke wiederum die Erwartung der Polizei: IT-Lösungen sollen den administrativen Aufwand reduzieren. Die Copy-Paste-Mühsal und die Anzahl Formulare auf ein Minimum herunterschrauben.
Gemäss Veranstalter besuchten 1000 Teilnehmer den Event über beide Tage verteilt. (Quelle: Netzmedien)
Eine Plattform für alle
"Alles nur noch einmal schreiben, muss unser Mantra werden", sagte er. Zu diesem Zweck wurde etwa das Projekt Nevo ins Leben gerufen. Eine Kooperation der STAW und der Kantonspolizei Bern.
Ziel ist eine gemeinsame Plattform. Eine geteilte Umgebung. Hier könnten Polizisten ihre Rapporte schreiben und ablegen. Anschliessend könnten sie die Dokumente auch für die Staatsanwalt freigeben. Alles in der gleichen Plattform.
Die Plattform ist noch nicht realisiert. Dennoch sieht Blättler schon jetzt Ausbaupotenzial. Künftig könnte etwa auch der Strafvollzug darin integriert werden. So könnten Polizisten etwa sehen, ob wie sich potenziell gefährliche Personen im Gefängnis verhalten. Daran hätten sie auch ein Interesse.
Vielleicht haben wir in zehn Jahren schon einen interaktiven Online-Polizeiposten
Potenzial sieht Blättler auch bei der Online-Meldeplattform Suisse E-Police. Aktuell werde die Plattform vor allem für Diebstahlmeldungen verwendet, etwa wenn Fahrräder oder Mofas gestohlen wurden.
In der Zukunft soll die Plattform aber stark ausgebaut werden. "Vielleicht haben wir ja dann in zehn Jahren einen wirklich interaktiven Online-Polizeiposten", sagte Blättler.
Kommandant will Konsolidierung
Der Kommandant wollte auch eine Diskussion zum Thema Konsolidierung starten. In vielen Bereichen nähern sich die einzelnen Polizeicorps in der Schweiz zwar an.
Doch in vielen Belangen agieren die Einheiten noch streng föderalistisch. Jeder für sich. Was eine heterogene IT-Umgebung zur Folge hat.
Offen für die Möglichkeiten der Informatik
"Eine schweizweite Harmonisierung wäre dringend angesagt", sagte Blättler. Er wolle damit aber nicht den Föderalismus angreifen. Stattdessen gehe es ihm um eine Konsolidierung da, wo es Sinn mache. Also etwa bei der Logistik, dem Betrieb, der Wartung oder Beschaffung.
Als Beispiel nannte er etwa Fahrzeuge. Würden die einzelnen Corps am gleichen Strang ziehen, wäre dies nicht nur sinnvoll, sondern spare dies wohl auch Kosten.
Und was ist mit selbstfahrenden Fahrzeugen? "Wir bleiben offen, für die Möglichkeiten, die uns die Informatik bietet."