Solid-State statt rotierende Platte – wie sich Flash am Speichermarkt durchsetzt
Flash für Enterprise-Anwendungen wird erschwinglich und entwickelt sich zum Massenmarkt. Um diesen nicht zu verpassen, haben die grossen Speicheranbieter dieses Jahr bereits mehrere hundert Millionen US-Dollar in Flash-Hersteller investiert. Deren Technik soll in künftigen Speicher-Arrays die klassischen HDDs ablösen, was ein gutes Geschäft für Hersteller, Händler und Kunden werden könnte.
2010 hat die Datenmenge mit 1227 Exabyte erstmals die Zettabyte-Marke überschritten. Bis 2015 soll die Datenmenge 7,9 Zettabyte erreicht haben, wie IDC in der von EMC in Auftrag gegebenen Studie "Digital Universe" vorrechnet.
In jüngster Zeit wurde das Speichern von Daten billiger: Zwischen 2005 und 2011 reduzierten sich die Kosten für das Herstellen, Verwalten und Speichern von Informationen um 85 Prozent. Eine Ursache ist die Erosion der Preise für Storage, auch für Flash-Storage. Dieser ist heute so günstig, dass er auch in grossen Mengen eingesetzt werden kann.
Daher ist Flash-Speicher inzwischen in den Unternehmen angekommen. Speicher-Arrays auf reiner Flash-Basis sind zwar noch deutlich teurer als Systeme mit HDD-Festplattten, aber die Preise sinken. Mittlerweile kosten Enterprise-taugliche SSD-Platten weniger als 10 US-Dollar pro Gigabyte.
Flash werde Architekturwechsel einläuten
Die Storage-Anbieter schwärmen von Flash, dieser sei für die Industrie aus verschiedenen Gründen entscheidend, wie Andrea Toigo, Intel Enterprise Technology Specialist, erklärt: Hierzu gehören im Vergleich zu HDDs kurze Zugriffsraten, keine mechanischen Bauteile, niedriger Energieverbrauch oder die Widerstandsfähigkeit gegenüber Stössen. Flash werde gar einen Architekturwechsel einläuten, heisst es bei Huawei.
Denn neben der Leistungssteigerung könne Flash helfen, rund 90 Prozent an Platz und Stromkosten einzusparen. Die höheren Anschaffungskosten holen die Unternehmen also mit der Zeit wieder herein. Da raus ergibt sich eine höhere Nachfrage nach Flash. Laut Gartner werde der Markt für Flash-Storage in Enterprise- Umgebungen bis 2015 voraussichtlich auf 4 Milliarden US-Dollar anwachsen.
Hersteller investieren in die Zukunft
Ein Markt, in den die Anbieter von Speichersystemen entsprechend investieren: Hitachi Data Systems etwa konzentriert sich unter anderem darauf, das Caching und die High- Performance-Anwendungsszenarien zu optimieren und bietet einen eigenen Flash- Memory-Controller an. Netapp kooperiert mit externen Partnern, wie dem Flash-Spezialisten Fusion IO, und verkauft dessen Flash- Produkte und Software.
Marktführer EMC hat dieses Jahr den Flash-Hersteller Xtrem IO für 400 Millionen US-Dollar übernommen. EMC will Flash für verschiedene Bereiche anbieten: Als zusätzlichen Speicher direkt im Server bis hin zum kompletten Storage Array.
IBM hat Anfang Oktober die im Sommer begonnene Übernahme des Flash-Herstellers Texas Memory Systems abgeschlossen. Künftig sollen die Flash-Produkte des texanischen Herstellers in IBMs Storage und Converged- Infrastructure-Systemen eingesetzt werden. Ziel von IBM sei es, die erworbene Technik standardmässig in Rechenzentren einzusetzen, wie Jörn Skerswetat, Manager Storage Solutions bei IBM, erläuterte.
Vielfältige Möglichkeiten
Bisher basieren noch wenige Speicher- Arrays komplett auf Flash. Das bietet weiteren Herstellern die Möglichkeit, Ergänzungen zu bestehenden Speichersystemen anzubieten, um diese zu beschleunigen. So produziert Symantec zum Beispiel eine Back-up-Appliance mit SSD-Laufwerken für den Boot-Vorgang, wie Frank Thonüs, Managing Director von Symantec Schweiz, erklärte.
Fujitsu beobachtet einen starken Trend beim Zusammenwachsen von Servern und Storage, die sogenannte Serverization of Storage. Des Weiteren setzt Fujitsu auf den Vorteil durch Flash für grosse Datenbanken. Hier spielen geringe Latenzzeiten und schnelle I/O-Operationen ihre Vorteile aus. Datenbankspezialist Oracle setzt Flash als Stufe im Storage-Tiering bei seinen Datenbanken und in Memory-Systemen ein: Häufig genutzte Daten werden in Flash und RAM -Speicher verschoben, während seltener genutzte Daten auf günstigerem Speicherplatz abgelegt werden, wie Piet Van Haute, Country Leader Systems bei Oracle, erklärt.
Weichen stehen auf Flash
Quantum hat sich ebenfalls auf den Ansatz einer Multi- Tier-Storage-Umgebung konzentriert und nutzt SSDs für einige seiner diskbasierten Deduplizierungs-Appliances. Diese speichern Metadaten auf SSDs, da sich Flash aufgrund seiner Geschwindigkeit ideal für Random-I/O-Prozesse eigne, sagte Wolfgang Mehnen, Manager System Engineering bei Quantum.
Egal ob als Zusatz in Serverumgebungen, als Speicherhierarchie in Storage-Tiering-Architekturen oder gar als komplettes Storage- Array, die Signale für Flash in Enterprise- Umgebungen stehen auf Wachstum. IDC schätzt, dass bis 2016 knapp 3 Exabyte an Speichersystemen auf Flash-Basis ausgeliefert werden.