Rock 'n' Boll in Aarau
Boll hat die Zeit zurückgedreht und liess letzte Woche in Aarau die 50er-Jahre wieder aufleben. Denn dieses Jahr stand das Channel Happening des Security-Distis unter dem Motto Rock 'n' Boll.
Vergangenen Freitag hat Boll Engineering zum alljährlichen Boll Channel Happening nach Aarau eingeladen. Für dieses Jahr hatte sich CEO Thomas Boll ein besonderes Motto für den Event ausgedacht. Nicht Rock 'n' Roll, sondern Rock 'n' Boll. Passend dazu begrüssten ein alter Chevrolet Bel Air sowie Boll-Mitarbeiterinnen in Petticoats die Besucher.
Für die Abendunterhaltung war ein besonderer Musik-Gast verantwortlich: die Spider Murphy Gang. Aufgrund der bekannten Band sah sich der Disti zu Sparmassnahmen gezwungen, scherzte Thomas Boll auf der Bühne. Daher habe der Event dieses Jahr keinen Moderator. "Sie müssen mich heute also ein wenig länger ertragen", sagte er.
Expansion in der Westschweiz
Der CEO präsentierte während seiner Begrüssung die neuesten Mitarbeiter und die jüngsten Veränderungen in seinem Unternehmen. So stellte er in einem kurzen Video die neuen Büro- und Schulungsräume in Le Mont-sur-Lausanne vor. Zudem gab er die Übernahme des Westschweizer Distis Infomanage mitsamt allen Mitarbeitern bekannt. Das Unternehmen bleibe weiterhin selbstständig.
Auch im Hauptquartier in Wettingen tut sich etwas. Die bisherigen Trainingsräume wurden mittlerweile fast vollständig zu Büros umfunktioniert. Das Unternehmen richtete sich daher im Nachbargebäude einen neuen Veranstaltungsraum ein.
Dieses trägt den Namen Space 56 und wurde bewusst neutral gehalten. So könnten auch die Partner das dedizierte Trainingscenter nutzen. Boll übernehme dabei die komplette Organisation inklusive der Verpflegung der Gäste. In dem Raum finden bis zu 50 Personen Platz.
Facebooks Hardware im Sortiment
Der Security-Disti hatte auch zwei neue Hersteller im Angebot: Cumulus Networks und Edge-Core. Mit ihnen will Boll den Trend hin zu SDN und Open Networks mitmachen. Cumulus Networks liefere dabei die Software und Edge-Core die nötige Hardware. Edge-Core produziert Switches ohne Software und mit einer sehr hohen Durchsetzrate, wie Thomas Boll auf der Bühne sagte.
Mit Edge-Core listet Boll Engineering auch den Facebook Wedge. Für seine Server-Farmen entwickelte Facebook eigene Hardware. Eine Art "Hybrid zwischen einem Server und einem Switch", sagte Boll. Hergestellt wurden die Geräte von Edge-Core. Die Hard- und Software sind Public Domain. Daher führt Boll Engineering dieses Produkt nun auch in seinem Sortiment.
Cybercrime-Experten als Gastredner
Nach der Begrüssung überliess Thomas Boll die Bühne den Gastreferenten. Den Anfang machte Patrick Grillo, Senior Director Solutions Marketing bei Fortinet. Er sprach unter anderem über die Motivation und den Hintergrund für Cyberattacken.
Der Experte musste vergangenes Jahr am eigenen Leib erfahren, was ein solcher Angriff bedeutet. Als Home Depot gehackt wurde, erbeuteten die Kriminellen die Zahlungsinformationen von über 50 Millionen Kunden des amerikanischen Baumarkts – darunter auch die von Patrick Grillo.
DDoS im Wandel der Zeit
Auch der zweite Gastredner hatte eine persönliche Geschichte zu erzählen. Stephen Gates war Ende der Achtziger beim Aufbau der amerikanischen Internetinfrastruktur beteiligt. Nun setzt er sich als Security Evangelist bei Corero Network Security für Sicherheitslösungen ein, denn er habe nicht zehn Jahre daran gearbeitet, Amerika online zu bekommen, damit die das Land wieder offline bringen, sagte er.
In seinem Vortrag sprach er über die Veränderungen, die DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service) in den letzten Jahren durchgemacht haben. Heutzutage sei keinerlei Expertise mehr nötig, um so einen Angriff zu starten. Im Internet finde man genügend einfache Tools mit überschaubaren Benutzeroberflächen.
Im Gegensatz zu früher würden DDoS-Angriffe jedoch nur noch selten dazu verwendet werden, Server oder ganze Unternehmen für eine längere Zeit vom Netz zu nehmen. Stattdessen kaschieren Kriminelle damit, dass sie in ein Netz eindringen und Daten stehlen. Gates schlug daher eine neue Bedeutung für DDoS vor: Distributed Denial of Security.
Kriesel verursacht Xerox-Krise
Der letzte Gastredner war David Kriesel, der Entdecker des sogenannten Xerox-Bugs. 2013 fiel Kriesel auf, dass die Xerox-Workstation eines befreundeten Bauunternehmens gewisse Zahlen vertauscht. Scannt man ein Dokument damit ein, verdreht die Maschine teilweise eine 6 zu einer 8.
Während des Boll Channel Happenings sprach der Informatiker aus Deutschland über die Ursachen für die vertauschten Zahlen und über seinen Twist mit Xerox, der weltweit mediale Aufmerksamkeit weckte. Verursacht wurde das Problem durch einen Kompressionsfehler.
Mittlerweile hat Xerox zwar eine Lösung dafür gefunden. Das Kompressionsverfahren wird jedoch bereits seit 2006 verwendet. "Von diesem Bug werden wir noch sehr lange hören", sagte Kriesel. "Er ist noch da draussen. Sprechen Sie also Ihre Kunden darauf an."