Wie Feldschlösschen mit einer schlanken IT-Abteilung auskommt
Wie viel IT braucht man für das Brauen von Bier? Seit Feldschlösschen zur Carlsberg-Gruppe gehört, ist die IT-Abteilung der Brauerei sehr schlank. Jürgen Bäumle, Leiter BPM bei Feldschlösschen, erklärt, warum das so ist.
Wie ist die IT-Abteilung von Feldschlösschen organisiert?
Jürgen Bäumle: Die Funktion des IT-Leiters gibt es bei Feldschlösschen schon seit einigen Jahren nicht mehr. Grund dafür ist die Zugehörigkeit des Unternehmens zur Carlsberg-Gruppe. Die IT-Landschaft, mit der die rund 1300 Feldschlösschen-Angestellten schweizweit arbeiten, ist zweigeteilt. Zum einen gibt es die SAP-ERP-Systeme, die im Hauptsitz in Kopenhagen und in Indien stehen und von dort aus betreut werden. Auf diesen Systemen arbeiten zehn Carlsberg-Ländergesellschaften in ganz Europa. Zum anderen gibt es die lokalen Server mit diversen Applikationen, die es braucht, um den Schweizer Markt mit der notwendigen Flexibilität und Bodenständigkeit zu bedienen.
Was beinhaltet Ihre tägliche Arbeit, und wo kommen Sie mit IT-Dienstleistern in Berührung?
Das kleine IT-Team in Rheinfelden besteht aus den sogenannten BPMs, den Business-Process-Managern, und dem Service-Management-Team. Die BPMs gewährleisten, dass die Geschäftsprozesse auf den globalen Systemen reibungslos ablaufen und stimmen sich mit dem Carlsberg-Hauptsitz sowie den Ländergesellschaften regelmässig ab. So profitieren alle Carlsberg-Länder gegenseitig von Neuerungen und Optimierungen. Das Service-Management-Team kümmert sich um die IT-Services, die lokale Infrastruktur und Applikationen in der Schweiz.
Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die Ihre IT-Dienstleister mitbringen müssen?
Für ein global tätiges Unternehmen ist es eine Grundvoraussetzung, dass der SAP-Dienstleister auch ein Global Player ist, der Projekte in allen Ländergesellschaften betreuen kann. Hinzu kommt, dass ein globaler SAP-Dienstleister auch für alle SAP-Module kompetente Fachkräfte einbringen kann. Bei der Betreuung der lokalen Applikationen achten wir auf die Flexibilität und das Markt-Know-how der Dienstleister.
Wo kaufen Sie die Komponenten, die Sie benötigen? Direkt beim Hersteller oder bei einem Fachhändler?
Carlsberg hat für die globalen Systeme Rahmenverträge, die zentral durch den Hauptsitz abgewickelt werden. Dazu gehören vor allem alle Arten von Servern, die von den Herstellern bezogen werden. Für die Drucker, Laptops, PCs und Bildschirme gibt es ebenfalls Rahmenverträge. Diese Komponenten kaufen wir jedoch für Feldschlösschen bei lokalen Fachhändlern in der Schweiz ein.
Welche Bereiche Ihrer Unternehmens-IT haben Sie ausgelagert?
Die Carlsberg-Gruppe hat viele IT-Support-Prozesse ausgelagert. Den gesamten Rechenzentrumsbetrieb sowie die Verwaltung aller Clients und der Netzwerkinfrastruktur. Unser Outsourcing-Partner betreibt zudem den Help- und Servicedesk.
Welche Bereiche würden Sie hingegen nie auslagern?
Als führende Brauerei und grösste Getränkehändlerin der Schweiz tragen wir eine grosse Qualitätsverantwortung gegenüber unseren Kunden. Die technischen Komponenten müssen fehlerfrei sein, damit auch die gesamte Wertschöpfungskette einwandfrei ausgeführt werden kann. Wir stellen uns immer wieder die Frage, ob wir eine Leistung einkaufen oder selbst machen sollen. In meinen Augen gibt es fast keinen Bereich, der nicht ausgelagert werden kann.
Was werden in der nächsten Zeit die grössten technischen Herausforderungen im Bereich IT für Sie sein?
In einer globalen Systemlandschaft müssen in den einzelnen Ländern viele Regeln beachtet werden. So ist etwa für das monatliche Einspielen von Systemanpassungen eine grosse technische Koordination nötig. Die grösste technische Herausforderung ist sicherlich das nächste komplette SAP-Upgrade. Das findet diesen Herbst statt.
Die Redaktion fragt in der "IT-Markt"-Rubrik "Was Kunden wollen", was Unternehmen von ihren IT-Dienstleistern erwarten und wo die grössten Baustellen liegen. Die Auswertung der Interviews der vergangenen drei Jahre zeigt: IT-Dienstleister sollten auf ihre Kunden eingehen, einen Blick über den Tellerrand wagen und ruhig mal etwas mutiger auftreten. Lesen Sie hier die komplette Analyse.