Littlebit bringt "Infrastruktur aus der Steckdose"
Ab 23. August bietet Littlebit IT-Services ein Webportal für Reseller, die ihren Kunden Services anbieten wollen. Cloudspeicher, Exchange, virtuelle Server und bald mehr. Gehostet in der Schweiz.
Littlebit IT-Services, Teil des gleichnamigen Distributors, will alles anders machen. Anders als die anderen Distributoren mit ihren Cloud-Marktplätzen. Denn die Cloud-Marktplätze seien kaum mehr als Vertragsvermittler, sagte Alessandro Micera an einer Medienkonferenz in Root. Micera ist CEO von Littlebit IT-Services.
Er und sein Team hätten in den letzten zwei, drei Jahren den Markt beobachtet. Man rede von Virtualisierung, Internet 3.0, IoT und digitaler Transformation. Das Hardwaregeschäft verändere sich komplett.
Drei Milliarden Franken Marktpotenzial
Der Umsatz mit Services, insbesondere Infrastructure-as-a-Service, nehme derweil massiv zu. Allein der Schweizer Markt berge ein Potenzial von 3 Milliarden Franken, betonte Micera mehrfach.
Wer schöpft dieses Potenzial ab, wer bringt die Services zum Kunden, zum KMU? "Wir sehen nach wie vor den Fachhandel im Zentrum", sagte Micera. "Aber sicher nicht mehr den klassischen Reseller." Dessen Existenz sei bedroht.
Hier will Littlebit nun ansetzen. Die Firma will dem Fachhandel die nötige Infrastruktur liefern, über den er seinen Kunden fertige Lösungen anbieten und für den Kunden zum "Trusted Advisor" werden kann, wie Micera sich ausdrückte.
Zentrale Verwaltung für Cloud-Services und virtuelle Server
Was also bietet Littlebit konkret? Ein Service-Management-Portal. Darüber sollen Reseller Kunden, Benutzer, Preise, Abrechnungen und Services wie Cloudspeicher, Exchange oder virtuelle Server zentral verwalten können. "Infrastruktur aus der Steckdose", nannte es Micera.
Das Portal - es trägt keinen offiziellen Namen - sei ein Werkzeug, das eine neue Dimension der Kundenbindung ermögliche, skalierbare und technisch gestützte Gewinne generiere und dabei mit einem niedrigen Verwaltungsaufwand glänze.
Littlebits Ansatz stellt den Benutzer ins Zentrum, wie Entwicklungschef Michael Imbach in Root sagte. Die Services, die Reseller verkaufen, sollen analog zur Organisation des Kunden aufgebaut werden.
Man beginne beim Benutzer, nicht beim Unternehmen als ganzes. Welche Services benötigt der einzelne Nutzer, welche sein Team? Dieser Ansatz mache das System flexibel, sagte Imbach während einer Demonstration des Portals. Wechsle ein Mitarbeiter etwa intern in ein anderes Team, könne man dessen neue Bedürfnisse mit zwei Klicks anpassen.
Fast vollständig selbst entwickeltes System
Littlebits Team entwickelte das System laut Imbach zu 99 Prozent selbst. Als Littlebits Entwicklungsteam mit der Arbeit an dem Portal begann — vor etwa 18 Monaten — prüfte das Team verschiedene bestehende Lösungen, wie Imbach im persönlichen Gespräch sagte. Der Markt bot aber nicht das, was Littlebit suchte.
Fünf Entwickler machten sich deshalb an die Arbeit, alles selbst zu programmieren. Das Ergebnis ist ein Webinterface und eine Plattform mit vier separaten Sicherheitsebenen. Verbindungen und Daten seien verschlüsselt und manipulationssicher. Selbst wenn jemand den Internetverkehr zur oder von der Plattform weg abhöre, könne er nicht mit den Informationen anfangen.
Zum Start können Reseller über die Plattform nun Cloudspeicher, virtuelle Server, Hosted Exchange und E-Mail für ihre Kunden verwalten. Wie es weiter geht und welche weiteren Services dazu kommen, werde sich in nächster Zeit zeigen. "Das wollen wir gemeinsam mit den Partnern entwickeln", sagte Micera.
20 Reseller seit drei Monaten an Bord
Er stellte aber in Aussicht, dass Dienste wie Office 365 oder Microsoft Azure schon bald in das Portal eingebunden werden könnten. Das hänge aber von der Nachfrage ab. Littlebit werde nicht Services integrieren, die später keiner nutze, sagte Micera.
Derzeit nutzen rund 20 Reseller das Portal als Pilotkunden, wie Imbach und Micera im persönlichen Gespräch sagten. Die Pilotphase habe vor etwa drei Monaten begonnen. Die beteiligten Reseller würden über das Portal bereits echte Endkunden betreuen, sagte Imbach.
Littlebit will mit dem Portal Reseller abholen, die in das Geschäft mit Managed Services einsteigen wollen. Solche, die bereits Services verkaufen, sich aber mit dem Verwaltungsaufwand plagen würden, seien auch gut aufgehoben.
Start Ende August
Der offizielle Launch ist der 23. August. Das ist auch der erste Termin einer Roadshow, die Littlebit eigens für das neue Portal durchführt. Startpunkt ist Bern, der zweite Stopp ist am 24. August am Littlebit-Hauptsitz in Root. Am 25. August geht es nach Regensdorf, Zürich.
Laut Micera haben sich über 100 Reseller für die drei Termine angemeldet. Nochmal halb so viele hätten persönliche Gespräche vereinbart, da sie nicht zur Roadshow kommen können. Interessierte Reseller können sich immer noch anmelden und ab 23. August loslegen.
Das Portal selbst stellt Littlebit kostenlos zur Verfügung. Die einzelnen Services beziehen Reseller dann zu Fixpreisen. Die Abrechnung erfolgt monatlich, rückwirkend. Wer heute beginnt, erhält die erste Rechnung also am 1. September.
Whitelabel-Variante möglich
Die Services kann man entweder unter der Marke Axxiv beziehen oder als Whitelabel - vorausgesetzt das Volumen des Resellers ist gross genug. Wie gross es sein muss, sagte Micera nicht.
Littlebit erbringt alle Services selbst, gehostet in seinen Rechenzentren in der Zentralschweiz. Zukünftige Einbindungen von etwa Microsoft Office 365 oder Azure könnten theoretisch auch in der Schweiz gehostet werden. Micera sagte aber, dass er sich am Markt orientieren werde. Je nach dem was die Reseller und deren Kunden verlangen.
Mit Microsoft stehe er jedenfalls bereits in Kontakt. Dort habe man auf das ganze Projekt positiv reagiert, sagte Micera.
Kommentar des Autors:
Littlebit kommt spät mit seinem Portal. Aber es wirkte in der Live-Demo ausgereift und sehr einfach zu bedienen. Einzig die begrenzte Auswahl an verfügbaren Services irritierte. Wenn es Littlebit gelingt, weitere Dienste wie etwa Office 365, Azure oder etwa CRM- und ERP-System einzubinden, könnte das Portal tatsächlich das sein, worauf viele Reseller gewartet haben. Es bietet die zentrale Verwaltung, die den Cloud-Marktplätzen der anderen Distributoren offenbar zu fehlen scheint.