Gespaltene Branche

Streit um den Messeplatz Luzern

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Die Telenetfair hat ein Problem. Die zwölf grössten Aussteller sind unzufrieden mit der Messe. Sie planen eine eigene Veranstaltung. Die Messe Luzern gerät zwischen die Fronten.

(Quelle: Hernán Piñera/Flickr (CC BY-SA 2.0))
(Quelle: Hernán Piñera/Flickr (CC BY-SA 2.0))

Vor zwölf Jahren riefen Peter Fischer und Franz Feuerstein die Telenetfair ins Leben. Eine Fachmesse für Kommunikations-, Netzwerk-, Mess- und Verkabelungstechnik. Im Zweijahresrhythmus entwickelte sich die Messe zu einer festen Grösse in der Branche. 2014 kamen 3125 Besucher. 93 Aussteller präsentierten sich auf 3000 Quadratmetern Fläche in der Messe Luzern. All das könnte bald vorbei sein.

Seit der letzten Telenetfair im Oktober 2014 hat sich die Ausgangslage verändert. Zwölf der grössten Aussteller kehrten der Messe den Rücken. Allen voran Connect Com, Dätwyler, Huber + Suhner und Reichle & De-Massari. Zu der Gruppe gehören ausserdem Isatel, Knürr, Kuster Netcom, Mesomatic, Minkels, Rittal, Wisar und Zida Tech.

Zu viele Veranstalter

Was hat die Telenetfair so grundlegend falsch gemacht, dass sich die zwölf von ihr abwandten? "Nicht nur die Besucher sind die Kunden einer Messe, sondern auch die Aussteller", sagt Jörg Frei, CEO von Connect Com. Die Macher der Telenetfair hätten das aus dem Blick verloren.

Für Frei seien zu viele Veranstalter der Meinung, Infrastruktur mit anderen Branchen mischen zu können. Das käme aber einer Automobilmesse gleich, an der neben Autoherstellern auch Strassenbauer oder Teerproduzenten ausstellen würden, sagt Frei. Etwas, das die Telenetfair seiner Meinung nach auch versuche.

Öffentliche Ausschreibung

Aber nicht nur Connect Com, alle zwölf seien seit Längerem nicht mehr zufrieden gewesen mit der Telenetfair. Sie fühlten sich nicht ernst genommen. Gesprächsbereitschaft habe es seitens der Telenetfair keine gegeben. Daraus sei die Idee einer neuen Messe entstanden, sagt Bettina Oberhänsli von der Werbeagentur Trust Marketing.

Die Agentur organisiert und plant gemeinsam mit der Ustermer Event-Ex AG die neue Messe. Com-Ex soll sie heissen. Eine Website gibt es schon. Einen Termin auch: Gut einen Monat vor der Telenetfair. Ebenfalls am Standort Luzern.

Den Zuschlag für die Umsetzung der Messe erhielten die beiden Unternehmen nach einer Präsentation im April. Die zwölf schrieben ihr Begehren öffentlich aus. An der Präsentation nahmen auch die Macher der Telenetfair teil. Ihr Konzept überzeugte die zwölf offenbar nicht.

"Die machen den Markt verrückt"

Harald Fessler, Geschäftsführer von Fair2all - die Firma hinter der Telenetfair - erzählt eine andere Geschichte. Die Initianten der Com-Ex hätten ihren Unmut nur zwischen Tür und Angel geäussert. Ein offenes Gespräch mit Franz Feuerstein und Peter Fischer suchten sie nicht. "Mit den beiden hätten sie sprechen können", sagt Fessler. "Haben sie aber nicht."

Die zwölf wollten laut Fessler eine Telenetfair nach ihren eigenen Vorstellungen. "Sie wollten vorgeben, wer im Messebeirat sitzen darf und wer nicht", sagt er. Als 2014 Aussteller aus dem Ausland an der Messe vertreten waren, passte das einigen der zwölf gar nicht, wie Fessler sagt.

Die neue Messe sei nun der Versuch, den Markt für sich zu behalten. "Die machen den Markt verrückt", sagt Fessler. Er bekomme Anrufe von verunsicherten Ausstellern. "Gibt es jetzt zwei Messen?", fragen sie. "Ist das für den Markt sinnvoll?"

Messe Luzern in der Zwickmühle

Nein, es wird nicht zwei Messen geben. Zumindest glaubt Fessler nicht daran. "Wir machen die Telenetfair so oder so", sagt er. "Wir haben eine feste Zusage der Messe Luzern, die Messe ist auf unserer Seite." Fessler bezweifelt, dass die zwölf ihren Termin im September von der Messe Luzern bekommen werden.

Damit liegt Fessler aber nicht ganz richtig. Peter Plan, Managing Director von Event-Ex, sagt, es gebe eine schriftliche Vereinbarung mit der Messe Luzern. Diese garantiere, dass die Halle am besagten Datum zur Verfügung stehe, wenn sich genügend Aussteller angemeldet hätten. Dies sei bereits der Fall, sagt Plan. Über die Hälfte der vorhandenen Ausstellerfläche sei gebucht oder reserviert worden.

Im Gespräch mit Markus Lauber entpuppt sich diese schriftliche Vereinbarung jedoch als schriftliche Stellungnahme der Messe Luzern gegenüber beiden Parteien. Lauber ist Leiter Messen und Vorsitzender der Geschäftsleitung der Messe Luzern. Und Lauber ist ein wenig ratlos.

Im Zweifel gewinnt die Telenetfair

Er könne den Konflikt nicht nachvollziehen, sagt er. Er habe versucht, die Initianten der Com-Ex zu überzeugen, dass es eine gemeinsame Lösung brauche. Erfolglos.

Für Lauber sei es wichtig, dass die Aussteller, die die Messe in den vergangenen Jahren beseelten, weiterhin ihre Veranstaltung in Luzern abhalten könnten. "Wir wollen, dass dieser Konflikt nicht auf dem Rücken der Aussteller ausgetragen wird", sagt er. Lauber will deshalb den Markt entscheiden lassen. 

In der Stellungnahme an beide Parteien erklärt die Messe Luzern, dass sie die Reaktionen des Marktes abwarten wolle. "Wir müssen erkennen können, für welche Veranstaltung sich der Markt entscheidet", sagt Lauber. Wenn die Messe Luzern das nicht erkennen könne, entscheide sie sich am Ende für die Telenetfair. Schliesslich sei sie ein langjähriger Kunde.

Com-Ex hat derzeit mehr Zusagen

Trust Marketing und Event-Ex haben nach eigenen Angaben insgesamt 31 schriftliche und mündliche Zusagen respektive Absichtserklärungen von Ausstellern, wie Oberhänsli sagt. Die zwölf Initianten mit einberechnet. Die Ausstellerfläche liege derzeit bei 1000 Quadratmetern. Am Ende sollen es rund 2000 Quadratmeter sein. Der geplante Termin für die Com-Ex ist der 6. bis 8. September 2016.

Die Telenetfair kommt nach Angaben von Harald Fessler aktuell auf 28 mündliche und schriftliche Zusagen. Zudem habe sich der VSEI, der Verband der Schweizer Elektro-Installationsfirmen, schriftlich angemeldet. Fessler strebt eine Ausstellungsfläche von 2500 Quadratmetern an. Die Telenetfair soll planmässig vom 11. bis 13. Oktober 2016 stattfinden.

Rückendeckung bekommt die Telenetfair von ihrem Hauptsponsor Alltron. "Wir von Alltron halten an der bewährten Partnerschaft mit der Telenetfair fest", teilt Unternehmenssprecher Daniel Rei auf Anfrage mit. Die Entwicklung der Com-Ex verfolge der Distributor mit Interesse, schreibt Rei.

Anmerkung der Redaktion:
Dätwyler wollte sich auf Anfrage der Redaktion nicht zum Thema äussern und verwies auf die Veranstalter Trust Marketing und Event-Ex. Reichle & De-Massari zog sein Statement kurz vor der Publikation wieder zurück. Huber + Suhner war zwar gesprächsbereit, verwies aber ebenfalls auf die Veranstalter. Diese seien für die Kommunikation zuständig.
Alle anderen der zwölf Initianten hatten bis heute 13.30 Uhr Zeit, Stellung zu nehmen. Das Angebot nahm keines der genannten Unternehmen in Anspruch.

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