KI im Einsatz des Bundes

Diese fünf Chatbots sollen die Bundesverwaltung entlasten

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von Yannick Chavanne und Übersetzung: Dylan Windhaber, ml

Chatbot-Projekte, die von verschiedenen Schweizer Bundesämtern entwickelt wurden, nutzen künstliche Intelligenz. Damit wird der Zugang zu Informationen sowohl für Verwaltungsangestellte als auch für Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen erleichtert.

(Source: Kerkez / iStock.com)
(Source: Kerkez / iStock.com)

Die Zahl der Pilotprojekte und der Einsatz von KI-Technologien in der Bundesverwaltung nimmt stetig zu. Das Kompetenznetzwerk für Künstliche Intelligenz (CNAI) will die Nutzung von KI in der Bundesverwaltung steigern und führt eine Liste von KI-relevanten Projekten, um eine Übersicht von möglichen Themen und Methoden zu schaffen sowie den Erfahrungsaustausch zu erleichtern. Das CNAI führte bis Ende Mai rund 60 KI-Projekte in ihrer Datenbank. Besonders viele Projekte finden sich im Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS).

Mehrere Abteilungen interessieren sich laut CNAI sich für Chatbots oder haben solche bereits für interne oder externe Anwendungen für Bewohner sowie Unternehmen eingeführt. Fünf ausgewählte Chatbot-Projekte, die vom CNAI erfasst wurden, in Überblick:

Konsularische Informationen

Die Schweizer Vertretungen im Ausland sind für Schweizer Expats und Visum-Antragsteller von grosser Bedeutung. Um den Zugang zu Informationen zu erleichtern, testete laut CNAI das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) zwischen 2019 und 2021 einen Chatbot. Dieser sei auf der französischen Website des EDA sowie auf den Seiten der vier Schweizer Vertretungen in Frankreich verfügbar gewesen. Der Chatbot ermöglichte Usern die Wahl zwischen zwei Interaktionsmodi. Der erste habe Benutzer durch Themen und Optionen geführt, sodass er leicht zur gewünschten Antwort navigieren konnte. Der zweite Modus habe die freie Eingabe von Fragen ermöglicht. Mit diesem Test sei die Grundlage für eine mögliche zukünftige Nutzung eines solchen konsularischen Chatbots gelegt worden.

Hilfe für Stiftungen

Im Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) erhält die Eidgenössische Stiftungsaufsicht (ESA) häufig Anfragen per Telefon und E-Mail von ihren Kundinnen und Kunden, den Stiftungsmitarbeitenden. Die meisten Antworten auf diese Fragen finden sich jedoch bereits in den öffentlichen Unterlagen der ESA auf der Website. Um Kundenanfragen per Telefon oder E-Mail zu reduzieren, wurde laut CNAI ein Chatbot entwickelt, der allgemeine Kundenanfragen direkt beantworten kann. Derzeit ist dieses Tool nur auf Deutsch verfügbar, eine französische und italienische Version sollen noch folgen. Den Chatbot der ESA findet man unter www.fragesi.ch. Er soll schnellere Antworten bieten und die Arbeitsbelastung des Support-Teams der ESA reduzieren.

Zugriff auf Statistiken

Der Bund hat festgestellt, dass es für die Öffentlichkeit noch immer schwierig ist, sich in den offenen Datensätzen zurechtzufinden und diese effektiv zu nutzen. Um dies zu verbessern, entwickelte das Data Science Competence Centre (DSCC) des Bundesamts für Statistik einen Prototyp eines Chatbots. Dieser ist demnach in der Lage, mit den Daten zu interagieren, indem er Fragen in natürlicher Sprache beantwortet. Konkret übersetzt das Tool die Fragen mittels SQL-Abfragen, um die Schweizer Statistiken zu durchsuchen. Zunächst sind laut CNAI ein Teil der Daten des Portals “opendata.swiss” harmonisiert und standardisiert worden. Die Entwickler des Chatbots hätten dann ValueNet, eine an der ZHAW entwickelte Open-Source-Software, zur Interpretation natürlicher Sprache und zur Umwandlung in SQL-Abfragen genutzt. ValueNet will die Suche in relationalen Datenbanken anhand präziser Suchbegriffe ermöglichen.

SECO rund um die Uhr verfügbar

Auch das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hat, dass auf seinen verschiedenen Websites viele wichtige Informationen schwer zu finden und nicht immer verständlich formuliert sind. Angesichts der zunehmenden Zahl von Anfragen an seine Dienste evaluiert das Seco derzeit wie ein Chatbot, die Nutzung personeller Ressourcen optimieren und ausserdem einen 24/7-Zugang bieten könnte. Der auf generativer KI und insbesondere auf der Technik der Retrieval Augmented Generation (RAG) basierende Chatbot, könnte grosse Informationsmengen verarbeiten und auf komplexe Fragen antworten. Ziel des Projektes ist es gemäss CNAI, dass User, insbesondere des KMU-Portals und anderer Seco-Dienste, Fragen, auch zu rechtlichen Themen, in natürlicher Sprache stellen können.

Zentralisierung von Wissen

Nicht zuletzt sehen sich auch die Mitarbeitenden der Eidgenössischen Ausgleichskasse (EAK) häufig mit komplexen Fragen konfrontiert, welche schnelle und präzise Antworten erfordern. Die breite Streuung der Informationen erschwert jedoch die Suche danach, was den Prozess mühsam und ineffizient mache. Um dem entgegenzuwirken, will die EAK einen Chatbot entwickeln, der präzise Antworten auf einen Blick liefern könne. Dieser Chatbot stützt sich laut CNAI auf zuverlässige öffentliche Quellen wie Websites, Informationsblätter und Gesetzestexte. Damit soll er stets fundierte Antworten gewährleisten. Zusätzlich dazu sollen Mitarbeitende diese auch bewerten und weiter optimieren können, wodurch ihre Relevanz maximiert werden soll. Mit diesem KI-Assistenten will die EAK das Wissen zentralisieren, leicht zugänglich machen und gleichzeitig die Integration neuer Mitarbeiter vereinfachen.

 

Was Chatbots über ihre Nutzerinnen und Nutzer herausfinden können lesen Sie hier

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