Hintergrund

Netzwerktrends im Fokus

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von Stefan Leemann, Head of Enterprise Networking Switzerland, Cisco

Künstliche Intelligenz wird die zugrundeliegenden Infrastrukturen für Netzwerke und Rechenzentren wesentlich verändern. Dazu muss sich auch Ethernet weiterentwickeln. So spielen das Ultra Ethernet Consortium und Observability eine immer wichtigere Rolle. Folgende vier Trends im Enterprise Networking beeinflussen die Investitionen von Unternehmen.

Stefan Leemann Head of Enterprise Networking Switzerland, Cisco. (Source: zVg)
Stefan Leemann Head of Enterprise Networking Switzerland, Cisco. (Source: zVg)

Netzwerke sind das Rückgrat moderner Unternehmen. In einer zunehmend digitalisierten Welt sind sie nicht nur für den täglichen Betrieb unerlässlich, sondern spielen auch eine Schlüsselrolle in der Implementierung neuer Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI) und Cloud-Services. Dieses Jahr stehen Netzwerke im Zentrum einer Reihe von spannenden Entwicklungen, die Unternehmen dabei unterstützen, den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Dieser Beitrag beleuchtet vier bedeutende Netzwerktrends, die in den kommenden Monaten Investitionsentscheidungen und strategische Planungen beeinflussen werden.

1. KI als Treiber der Netzwerkinfrastrukturen

KI wird immer mehr zur treibenden Kraft hinter vielen technologischen Veränderungen, das gilt auch für Netzwerke. Weil Unternehmen ihre KI-Anwendungen erweitern, wachsen auch die Anforderungen an die Netzwerke, die diese unterstützen. Hierzu gehört auch, Sicherheitsanforderungen zu unterstützen, also etwa sicherzustellen, dass interne Daten nicht an externe KI übergeben werden. Netzwerke müssen in der Lage sein, riesige Datenmengen schnell und effizient zu übertragen, um den Workload zu bewältigen. Laut einer aktuellen Cisco-Studie sind allerdings nur 7 Prozent der Unternehmen vollständig darauf vorbereitet, KI einzusetzen. Fast zwei Drittel der Schweizer Unternehmen sagen, dass ihre Infrastruktur nur begrenzt skalierbar sei.

Ein bemerkenswerter Trend ist der Übergang zu 400G- und 800G-Netzwerken, die weitaus höhere Geschwindigkeiten und Bandbreiten ermöglichen als die heute weit verbreiteten 100G-Netzwerke. Dies wird nicht nur die Leistung verbessern, sondern auch dazu beitragen, die Latenzzeiten zu verringern. Herkömmliche Netzwerksicherheit wird völlig neu verteilt, indem erweiterte Sicherheitskontrollen in Server und die Netzwerkstruktur selbst einbaut werden. Mit der Nutzung von Hardwarebeschleunigung wie Data Processing Units (DPU) werden Anomalien im Anwendungs- und Netzwerkverhalten analysiert und darauf reagiert. Darüber hinaus arbeiten viele Unternehmen an der Modernisierung ihrer Infrastrukturen, um den Energiebedarf der neuen KI-Workloads zu senken. Nachhaltigkeit spielt eine wichtige Rolle, da viele Unternehmen nach Wegen suchen, ihre Umweltziele mit den technologischen Anforderungen in Einklang zu bringen.

2. Weiterentwicklung von Ethernet: Skalierung und Leistung im Fokus

Ethernet bleibt die bevorzugte Technologie für den Aufbau flexibler und kostengünstiger Netzwerke und Hochleistungs-Computing (HPC). Traditionell war Ethernet für seine Einfachheit und Zuverlässigkeit bekannt, doch die Anforderungen an Netzwerke steigen.

Für das Jahr 2024 werden signifikante Fortschritte in der Ethernet-Technologie erwartet. Innovative Entwicklungen ermöglichen eine bessere Skalierbarkeit und Leistung. Besonders wichtig ist hierbei die Entwicklung verlustfreier Ethernet-Architekturen, die eine niedrige Latenz und hohe Zuverlässigkeit bieten. Solche Architekturen werden insbesondere in Rechenzentren eingesetzt, in denen sowohl zentrale als auch verteilte Workloads verarbeitet werden müssen.

Ein vielversprechendes Projekt ist das Ultra Ethernet Consortium (UEC), das sich der Weiterentwicklung von Ethernet widmet, um den Anforderungen moderner Netzwerke gerecht zu werden. Cisco ist eines der Gründungsmitglieder. Gerade hat das UEC erste Einblicke in neue Spezifikationen für den Standard für Ethernet in KI-Clustern gegeben. ​Unternehmen profitieren von den neuen Spezifikationen, die Ethernet zu einer noch leistungsfähigeren Option für grosse und kleine Netzwerkarchitekturen machen. Dies wird auch die Basis für künftige 800G-Netze im Rechenzentrum sein.

3. Observability: Transparenz und Sicherheit als Grundpfeiler

Die Überwachung und Analyse von Netzwerken werden immer wichtiger. Mit der Zunahme von Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen sowie dezentralen Netzwerkarchitekturen wird es für Unternehmen unerlässlich, vollständige Transparenz über ihre Netzwerke zu haben. Hier kommt der Trend der «Observability» ins Spiel – eine umfassende Sicht auf die Netzwerkleistung und -sicherheit in Echtzeit.

Observability umfasst mehr als nur traditionelle Netzwerküberwachung. Sie erlaubt es Unternehmen, potenzielle Probleme zu erkennen, bevor sie den Geschäftsbetrieb beeinträchtigen. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der immer mehr Unternehmen auf externe Netzwerke und Cloud-Anbieter angewiesen sind, die ausserhalb ihrer direkten Kontrolle liegen. Eine kontinuierliche End-to-End-Überwachung stellt sicher, dass Geschäftsprozesse nicht durch unerwartete Netzwerkprobleme unterbrochen werden. Neben der Netzwerkleistung spielt auch die Sicherheit eine zentrale Rolle. Cyberbedrohungen nehmen zu, und Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Netzwerke gegen Angriffe geschützt sind. Moderne Sicherheitslösungen bieten eine tiefere Einsicht in das Netzwerkgeschehen und ermöglichen es, Bedrohungen schnell zu erkennen und abzuwehren.

4. Nachhaltigkeit im Netzwerkdesign: Energieeffizienz im ­Fokus

Der steigende Energieverbrauch von Rechenzentren und Netzwerken ist eine der grössten Herausforderungen der kommenden Jahre. Mit dem exponentiellen Wachstum von Datenmengen und der zunehmenden Nutzung von KI-Anwendungen wird der Energiebedarf von Netzwerken drastisch steigen. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, einerseits die Leistung ihrer Netzwerke zu maximieren und andererseits ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Eine der vielversprechendsten Lösungen ist die Inte­gration energieeffizienter Technologien in Netzwerke. Dies reicht von der Implementierung energieeffizienter Hardware bis hin zur Einführung innovativer Kühlmethoden, wie beispielsweise der Flüssigkühlung. Letztere wird in Zukunft eine immer grössere Rolle spielen, da sie den Energieverbrauch von Rechenzentren erheblich reduzieren kann.

Zusätzlich zu diesen technischen Lösungen verfolgen Unternehmen zunehmend einen strategischeren Ansatz bei der Planung ihrer Netzwerkinfrastrukturen. Anstatt neue, energieintensive Rechenzentren zu bauen, setzen viele Unternehmen auf verteilte Architekturen, die eine effizientere Ressourcennutzung ermöglichen. Dies erlaubt es ihnen, ihre Netzwerke schrittweise zu modernisieren und dabei gleichzeitig die Verfügbarkeit von Strom und Platz zu berücksichtigen.

Fazit: Netzwerke als Grundlage der digitalen Transformation

Die aktuellen Netzwerktrends zeigen deutlich, dass Netzwerke mehr sind als nur die Infrastruktur, die Unternehmen miteinander verbindet. Sie sind das Fundament, auf dem moderne Technologien wie KI, Cloud-Services und Cybersecurity aufbauen. Unternehmen, die diese Trends frühzeitig erkennen und in ihre Netzwerke investieren, werden langfristig von einer höheren Effizienz, besseren Leistung und einer stärkeren Sicherheit profitieren.
Die rasante Weiterentwicklung von Ethernet, die zunehmende Bedeutung von Observability und die Integration von Nachhaltigkeit in das Netzwerkdesign sind nur einige der Trends, die die Netzwerke der Zukunft prägen werden. Es bleibt spannend, zu beobachten, wie Unternehmen diese Technologien einsetzen, um ihre Netzwerke an die Anforderungen einer immer digitaleren Welt anzupassen.

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