OSS-Studie 2024

Künstliche Intelligenz erreicht die Open-Source-Software

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von Yannick Züllig und jor

Open-Source-Software erfreut sich in der Schweiz grosser Beliebtheit, wie die OSS-Studie von CH Open und Swiss ICT zeigt. Besonders stark gewachsen ist das Bedürfnis nach quelloffenen KI-Lösungen.

(Source: VectorMine / shutterstock.com)
(Source: VectorMine / shutterstock.com)

Fast alle Schweizer Unternehmen nutzen 2024 in mindestens einem Anwendungsbereich eine Open-Source-Software (OSS). Das zeigt die OSS-Studie 2024, die der Verein CH Open und der Verband SwissICT alle 3 Jahre herausgegeben.

Demnach nutzten 2023 mehr als 96 Prozent der Schweizer Unternehmen in mindestens einem Bereich eine OSS-Lösung. Fast die Hälfte (49,4 Prozent) der Unternehmen gab an, OSS in 15 oder mehr Bereichen einzusetzen.

Die Grafik zeigt die steigenden Relevanz von Open-Source-Software seit 2018.

Entwicklung der Relevanz von OSS. (Source: Screenshot OSS-Studie 2024)

58.5 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass die Bedeutung von OSS im vergangenen Jahr eher oder stark zugenommen hat. Für 34,5 Prozent blieb die Relevanz unverändert.

Haupteinsatzbereich: Backend

Am meisten Anwendung finden Open-Source-Tools hinter den Kulissen, in der Form von Programmiersprachen (86,8 Prozent), Softwarekomponenten und Frameworks (81,6 Prozent) oder bei Webservern (81 Prozent).

Die Grafik zeigt die beliebtesten Einsatzgebiete von Open-Source-Software und deren Entwicklung seit 2018.

Die Top-5 der beliebtesten Einsatzgebiete von OSS. (Source: Screenshot OSS-Studie 2024) 

Open-Source-Desktop-Anwendungen wie etwa der Browser Firefox oder das Bildbearbeitungsprogramm Gimp finden bei 58,3 Prozent der Unternehmen Anwendung (Platz 12). Dies entspricht einem Rückgang von 16,7 Prozentpunkten im Vergleich mit der letzten Erhebung 2021.

Auch Open-Source-Videocall und -Chatanwendungen sind weniger beliebt geworden. Nutzten 2021 noch 55,3 Prozent der Unternehmen solche Tools, sind es 2024 noch 36 Prozent. Den Grund hierfür sehen die Studienautoren beim Ende der Covid-19-Pandemie.

Rising Star: Open Source AI

Mit der diesjährigen OSS-Studie ergründeten die Autoren erstmals, welche Rolle Open Source bei der Arbeit an und mit KI spielt. Die sogenannte "Open Source AI" schafft es direkt auf Platz 18 der häufigsten Anwendungsbereiche von OSS. 39,5 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, ein quelloffenes KI- und Machine-Learning-Tool zu nutzen.

Die Grafik zeigt die beliebsten Open-Source-Tools zur Entwicklung und Nutzung von künstlicher Intelligenz

Die beliebtesten Open-Source-Tools für AI und ML. (Source: Screenshot OSS-Studie 2024) 

Besonders beliebt sind die Machine-Learning-Tools TensorFlow (von Google) und PyTorch (von Meta/Facebook). Der Meta-Konzern mischt auch bei den beliebtesten Open-Source-LLMs vorne mit. 25,6 Prozent der befragten Unternehmen nutzen das Sprachmodell Llama des Unternehms aus Menlo Park.

Am zweitbeliebtesten ist das französische Open-Source-LLM Mistral, welches bei 16,3 Prozent der Befragten Anwendungen findet.

Pros und Cons von Open Source

Die OSS-Studie hinterfragt auch die Gründe, aufgrund derer Unternehmen auf quelloffene Software setzen. Nach wie vor ist Interoperabilität das am häufigsten genannte Argument für OSS (83,3 Prozent wichtig oder sehr wichtig), gefolgt von der grossen Auswahl (82,8 Prozent) und dem Wissensaustausch in der Community (82,1). All diesen Begründungen messen die Befragten allerdings weniger Bedeutung zu als noch 2021. Als einzige der 14 möglichen Einsatzgründe zugenommen hat dafür die Kosteneinsparung durch OSS. Befanden 2021 noch 78,9 Prozent der Befragten diese für wichtig oder sehr wichtig, sind es 2023 81,6 Prozent.

Die Grafik zeigt die fünf meistgenannten Gründen für den Einsatz von Open-Source-Software.

Die Top-5 der Einsatzgründe von OSS. (rot= unwichtig, grün= wichtig, blau= sehr wichtig, Source: Screenshot OSS-Studie 2024)

Als Hauptgrund gegen die Nutzung von OSS nennen 70,6 der Befragten die unsichere Zukunft von Open-Source-Projekten und deren unklares Geschäftsmodell als wichtig oder sehr wichtig. Auch die technologische Abhängigkeit ist bei 65,8 Prozent der Befragten ein wichtiger oder sehr wichtiger Hinderungsgrund. 

Die Grafik zeigt die fünf meistgenannten Gründen gegen den Einsatz von Open-Source-Software.

Die Top-5 der Hinderungsgründe von OSS. (rot= unwichtig, grün= wichtig, blau= sehr wichtig, Source: Screenshot OSS-Studie 2024)

Über die Studie

In der seit 2012 alle drei Jahre durchgeführten Open-Source-Studie messen die Studienautoren das Nutzungsverhalten und die Freigabe in Zusammenhang mit Open Source Software in der Schweiz. Von den angeschriebenen SwissICT-Mitgliedern sowie den Kontakten der Schweizerischen Informatikkonferenz (SIK) sind im Befragungszeitraum vom März 2024 insgesamt 176 Rückmeldungen von CEOs, CTOs und IT-Fachleuten eingegangen.

Die vollständige Studie finden Sie hier (PDF).

 

Wie die Studie zeigt, erfreuen sich Open-Source-Sprachmodelle grosser Beliebtheit. Wie solche LLMs funktionieren, lesen Sie hier.

Webcode
5u25VQGR